Landtagswahlen im September Selbst AfD-Stammwähler halten nicht viel von Höcke und Co.
16.01.2024, 12:18 Uhr Artikel anhören
AfD-Landeschef Björn Höcke kann nicht mal die Stammwähler seiner Partei überzeugen. 52 Prozent der Thüringer haben Angst vor einem Wahlsieg der AfD im Freistaat.
(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)
Umfragen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg für das RTL/ntv-Trendbarometer zeigen: Wenn überhaupt, können nur die amtierenden Ministerpräsidenten Wahlsiege der AfD verhindern. Eine Mehrheit der Menschen in diesen Ländern hat Angst vor einem Wahlsieg der AfD.
Vom Personal der AfD sind nicht einmal ihre Stammwähler überzeugt: Nur 6 Prozent der Wahlberechtigten in Thüringen glauben, dass der rechtsextreme AfD-Landeschef Björn Höcke ein besserer Ministerpräsident wäre als der Thüringer Regierungschef Bodo Ramelow. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das Trendbarometer von RTL und ntv. Selbst von den AfD-Stammwählern glaubt nur eine Minderheit von 28 Prozent, dass Höcke ein besserer Ministerpräsident wäre als Ramelow.
In Sachsen und vor allem in Brandenburg fallen die Ergebnisse für die dortigen AfD-Chefs sogar noch schlechter aus: In Sachsen glauben nur 3 Prozent aller Wahlberechtigten und 16 Prozent der AfD-Stammwähler, dass der dortige AfD-Vorsitzende Jörg Urban das Land besser regieren könne als Ministerpräsident Michael Kretschmer. In Brandenburg meint niemand von allen Wahlberechtigten und nur 12 Prozent der AfD-Stammwähler, dass AfD-Landeschefin Birgit Bessin besser regieren würde als Ministerpräsident Dietmar Woidke.
Angst vor AfD weitverbreitet
Mehr als die Hälfte der Wähler in Thüringen und Brandenburg hat Angst davor, dass die AfD bei den Landtagswahlen dort die mit Abstand stärkste Partei wird oder sogar die absolute Mehrheit erhält. In Sachsen, dem dritten Bundesland, in dem im September Landtagswahlen stattfinden, sagen dies 50 Prozent der Wahlberechtigten.
Konkret äußern in Thüringen 52 Prozent eine solche Angst, in Brandenburg sind es 56 Prozent. 24 Prozent sagen in Brandenburg, sie fänden es gut, wenn die AfD bei der Landtagswahl die mit Abstand stärkste Partei wird oder sogar die absolute Mehrheit erreicht. In Thüringen und Sachsen sagen dies jeweils 29 Prozent.
Eine Beteiligung der AfD an der jeweiligen Landesregierung wird in allen drei Bundesländern mehrheitlich skeptisch gesehen. 42 Prozent der Wähler in Thüringen und Sachsen sagen, falls die AfD die Landesregierung bilden könnte oder daran beteiligt wäre, würde die Politik in ihrem Bundesland schlechter. In Brandenburg sagen dies 46 Prozent. Dass die Politik dann besser würde, glauben 23 Prozent in Brandenburg, 26 Prozent in Thüringen und 27 Prozent in Sachsen.
AfD-Verbot wird mehrheitlich abgelehnt
Zugleich lehnt eine Mehrheit in allen drei Bundesländern ein Verbot der AfD ab. Auf die Frage, ob man einen solchen Schritt gut fände, sagten in Sachsen 24 Prozent ja und 66 Prozent nein. In Thüringen sagten 27 Prozent ja und 65 Prozent nein. In Brandenburg sind 32 Prozent für ein AfD-Verbot, 59 Prozent sind dagegen.
Viele AfD-Neuzugänge seit 2021
Bereits vor einer Woche hatte Forsa für das Trendbarometer ermittelt, wie viele Wahlberechtigte in Sachsen, Brandenburg und Thüringen aktuell die AfD wählen würden. In Thüringen sind es 36 Prozent, in Sachsen 34 und in Brandenburg 32 Prozent. In Brandenburg hatten 17 Prozent die AfD schon bei der Bundestagswahl 2021 gewählt, 15 Prozent sind seitdem zur AfD gewandert. Auch in Sachsen hatten 17 Prozent die AfD bei der Bundestagswahl gewählt, weitere 17 Prozent kamen seither hinzu. In Thüringen kamen ebenfalls 17 Prozent hinzu. Bei der Bundestagswahl hatten dort 19 Prozent die AfD gewählt.
Von den Wahlberechtigten, die derzeit die AfD bei einer Landtagswahl nicht wählen wollen, können sich in Brandenburg 15 Prozent und in Sachsen und Thüringen jeweils 12 Prozent Ereignisse oder Entwicklungen vorstellen, die sie doch noch zu einer Stimmabgabe für die AfD veranlassen könnten.
Unzufriedenheit mit Ampel größer als mit eigener Landesregierung
Die Unzufriedenheit mit der Arbeit der jeweiligen Landesregierung ist in allen drei Ländern nicht ganz so groß wie die mit der Arbeit der Bundesregierung. Rund zwei Drittel aller Wahlberechtigten sind aber auch mit der Arbeit der jeweiligen Landesregierung nicht zufrieden. AfD-Anhänger sind mit der Arbeit ihrer Landesregierung fast genauso unzufrieden wie mit der Ampel in Berlin.
Bemerkenswert ist, dass der Grad der Unzufriedenheit sich trotz der unterschiedlichen Regierungskoalitionen in den drei Ländern nicht unterscheidet. In Thüringen sind 28 Prozent mit der bisherigen Arbeit der Landesregierung zufrieden und 67 unzufrieden; in Erfurt regieren Linke, SPD und Grüne, ohne im Landtag eine Mehrheit zu haben. In Sachsen sind 27 Prozent mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden und 68 Prozent unzufrieden; hier regieren CDU, SPD und Grüne. In Brandenburg sind 26 Prozent mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden und ebenfalls 68 Prozent unzufrieden; in Potsdam gibt es eine SPD-geführte Koalition mit CDU und Grünen.
Zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung sind in Thüringen dagegen nur 10 Prozent, in Sachsen und Brandenburg jeweils 11 Prozent.
Bessere Werte für Ministerpräsidenten, vor allem für Kretschmer
Eine deutlich größere Zufriedenheit als mit der Landesregierung gibt es mit dem jeweiligen Regierungschef. Zufrieden mit der Arbeit des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) sind 51 Prozent, 43 Prozent sind mit seiner Arbeit nicht zufrieden. Mit der Arbeit des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) sind 45 Prozent zufrieden und 48 Prozent nicht zufrieden. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) kommt auf eine Zufriedenheit von 44 Prozent, unzufrieden mit seiner Arbeit sind 47 Prozent.
Mit Kretschmers Arbeit sind sogar 28 Prozent der AfD-Stammwähler und 41 Prozent der AfD-Neuzugänge zufrieden. Zum Vergleich: Bei Woidke sind es 7 (Stammwähler) und 17 (Neuzugänge), bei Ramelow 9 und 17 Prozent.
Dass jemand anderes als der amtierende Ministerpräsident für das Amt besser geeignet wäre, glaubt in allen drei Ländern nur eine Minderheit aller Wahlberechtigten: in Brandenburg und Sachsen 27 Prozent, in Thüringen 36 Prozent. Von den AfD-Neuzugängen in Sachsen und Brandenburg glaubt auch nur etwas mehr als ein Drittel, es gäbe eine Alternative zu Kretschmer oder Woidke. In Thüringen hingegen glaubt auch eine Mehrheit der AfD-Neuzugänge, es gebe Politiker, die für das Amt besser geeignet wären als Ramelow.
"Rechtsruck" der CDU würde Wahlentscheidung nicht verändern
Die meisten Stammwähler der AfD geben an, nichts könne sie veranlassen, die AfD bei der Landtagswahl nicht zu wählen: Konkret sagen dies 65 Prozent in Thüringen, 64 Prozent in Sachsen und 59 Prozent in Brandenburg. Von den AfD-Neuzugängen sagen dies 54 Prozent in Thüringen, 42 Prozent in Sachsen und 41 Prozent in Brandenburg.
Wenn die Bundesregierung eine andere Politik (vor allem bei der Migration) betreiben würde, könnte sich rund ein Fünftel der jetzigen AfD-Anhänger vorstellen, der AfD nicht mehr die Stimme zu geben. Ein "Rechtsruck" der CDU wäre nur für wenige AfD-Anhänger ein Grund, nicht die AfD zu wählen.
Alle Daten wurden zwischen dem 7. und dem 10. Januar 2024 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland erhoben. Datenbasis: 1007 Wahlberechtigte in Brandenburg, 1507 Wahlberechtigte in Sachsen und 1253 Wahlberechtigte in Thüringen. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,8 bis 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, hvo