So läuft der 10. Spieltag BVB begnadigt Jetsetter Aubameyang
04.11.2016, 14:38 Uhr
Während Arjen Robben schmollt und Uli Hoeneß stichelt, sieht sich der FC Bayern in der Fußball-Bundesliga einer selbstbewussten TSG Hoffenheim gegenüber. Und die Dortmunder Borussia setzt wieder auf ihren Top-Stürmer und Vielflieger.
Was macht der FC Bayern?
Das mit der Champions League können die Bayern für dieses Jahr abhaken, mit dem 2:1 bei der PSV Eindhoven haben sie sich am Dienstag wieder einmal fürs Achtelfinale qualifiziert. Jetzt geht es in den letzten beiden Spielen - am 23. November beim FK Rostow und am 6. Dezember gegen Atlético - nur noch darum, Madrid vielleicht doch noch abzufangen und als Sieger der Gruppe D in die Runde der besten 16 Mannschaften einzuziehen. Das klingt doch alles ganz gut. Nur Arjen Robben war ein wenig sauer, dass Trainer Carlo Ancelotti ihn in der Heimat nach einer guten Stunde ausgewechselt hatte. Aber der Niederländer wird sich schon wieder einkriegen. Schließlich kommen am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) am 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga die Hoffenheimer zum Spitzenreiter nach München.
Sie tun das als Tabellendritter, mit einer Serie von fünf Siegen hintereinander und mit einem Plan. Das behauptet ihr Trainer. "Wir versuchen, sie auf dem falschen Fuß zu erwischen", sagte Julian Nagelsmann. Mit seinen 29 Jahren ist es für ihn seine erste Partie gegen den FC Bayern. "Wenn wir einen guten Tag haben und Bayern vielleicht keinen absoluten Sahnetag erwischt, dann ist in jedem Bundesligaspiel was möglich - auch in München." Von seinen Spielern fordert er: "Ich erwarte, dass man sieht, was wir können." Schließlich sei es so: "Der Schlüssel gegen Bayern ist das Vertrauen in die eigene Leistung." Das klingt zumindest nicht annähernd so devot wie das, was manch einer von Nagelsmanns Kollegen bisweilen sagt, wenn er nach der Chance gefragt wird, gegen die Bayern zu bestehen. In München dürften sie das allerdings einigermaßen gelassen zur Kenntnis nehmen. Sie wissen ja, wer sie sind. Aber Innenverteidiger Mats Hummels ist so höflich, seinen Respekt vor den Hoffenheimern zu bekunden. Und das klingt dann nicht einmal aufgesetzt: "Es ist einfach eine gute Mannschaft mit hoher individueller Qualität und mit einem guten Trainer." Von daher sei das, was da auf ihn und seine Kollegen warte, eine durchaus "spannenden Aufgabe". Außerdem sei es so: "Ich mache ja so Managerspiele. Da habe ich dieses Jahr voll auf Hoffenheimer Spieler gesetzt."
Wie läuft's bei Borussia Dortmund?
Das ist ja in diesen Tagen im Grunde die falsche Frage. Gemessen am öffentlichen Aufsehen müsste sie lauten: Und wo fliegt Pierre-Emerick Aubameyang heute hin? Der beste Angreifer des BVB durfte am Mittwoch nicht mitmachen, als die Dortmunder in der Champions League gegen Sporting Lissabon gewannen und sich so wie der FC Bayern die Teilnahmeerlaubnis fürs Achtelfinale der europäischen Königsklasse erspielten.
Und die große Frage lautete: Was hat Aubameyang wohl angestellt?. Da Trainer Thomas Tuchel und der Verein zu den Gründen nichts sagen, haben sich die Exegeten auf folgende Version geeinigt: Aubameyang war am Tag vor der Partie gegen Sporting unerlaubterweise mit Freunden im Privatjet nach Mailand geflogen. Wie dem auch sei: Der Mann ist begnadigt, er hat danach wieder mit den Kollegen trainiert und ist dabei, wenn die Borussia am Samstagnachmittag beim Hamburger SV antritt. Dort versuchte Trainer Markus Gisdol, von der in vielen Belangen desaströsen Verfassung des Tabellenletzten abzulenken - und brachte Uwe Seeler ins Spiel. "Es ist für uns eine große Ehre, am Geburtstag einer so fantastischen Person ein Heimspiel austragen zu dürfen. Ich hoffe sehr, dass wir ihm mit einem guten Spiel und Ergebnis eine Freude bereiten können." Gisdol kündigte an, die "positive Energie" des Geburtstags nutzen zu wollen. "Er hat immer sein letztes Hemd gegeben und alles reingehauen. Das muss die große Überschrift auch über unsere Partie sein." Es muss wirklich schlimm um den HSV stehen.
Wo wird's brisant?
Zum ersten Mal in dieser Saison ist das Stadion in Frankfurt ausverkauft, die 51.000 Karten fürs Waldstadion sind weg - und die Eintracht freut sich darauf, dass am frühen Samstagabend der 1. FC Köln zu Gast ist. "Das ist eine super Ausgangsbasis für ein tolles Spiel", sagte Manager Bruno Hübner unter anderem der "Frankfurter Neuen Presse". Vorstandsmitglied Axel Hellmann spekuliert auf eine Partie "mit echtem Fußball-Flair. Da treffen zwei Traditionsvereine aufeinander, die aktuell gut dastehen, was will man mehr." Und Trainer Niko Kovac freut sich auf ein Duell "von zwei großen Klubs". So viel Begeisterung, wenn der Tabellensiebte auf den Tabellenvierten trifft - das ist doch schön. Da sage noch mal einer, die Liga sei langweilig. Apropos: Richtig brisant wird es am Sonntag (ab 13.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Braunschweig eine Klasse tiefer. Der Grund ist allerdings wenig erfreulich. Der ortsansässige Zweitliga-Tabellenführer spielt gegen Hannover 96, in Niedersachsen nennen sie das Derby. Die Polizei rechnet mit 500 bis 750 potenziell gewaltbereiten Anhängern und rüstet sich mit einem Großaufgebot. Auch aus anderen Bundesländern werden Hundertschaften zur Verstärkung herangezogen. Und das alles wegen eines Fußballspiels. Absurd.
Wo wird's kuschelig?
Nach dem vierten Sieg im vierten Spiel der Europaliga und dem Einzug in die Zwischenrunde kann sich der FC Schalke 04 nun auf die Liga konzentrieren. Das ist der Plan. Am frühen Sonntagabend nun kommt zum Abschluss dieses zehnten Spieltags der SV Werder nach Gelsenkirchen, der als Tabellenfünfzehnter sogar noch einen Punkt weniger ergattert hat. Und Schalkes Innenverteidiger Naldo gab in dieser Woche der "Kreiszeitung Syke" ein kuschliges Interview. Sieben lange Jahre hatte er in Bremen gespielt, bevor er 2012 zum VfL Wolfsburg ging und im Sommer dann zum S04. Da wünscht er den Bremern nichts Schlechtes und glaubt nicht, dass sein ehemaliger Verein in dieser Saison schon wieder in Abstiegsnot gerät: "Werder ist besser ist als letztes Jahr, da bin ich mir sicher. Sie werden nicht absteigen. Das ist eine gefährliche Mannschaft, die nach vorne spielt. Da muss man immer aufpassen. Und der neue Trainer Alexander Nouri macht es super, mit sehr viel Herz." Rücksicht nehmen könne er aber nicht: "Ich spiele jetzt bei Schalke und will immer gewinnen. Und wir brauchen auch Punkte." Das stimmt allerdings.
Was ist sonst noch so los?
"Natürlich ist der Druck groß, aber damit können wir umgehen." Markus Kauczinski hat das gesagt. Er trainiert den FC Ingolstadt und weiß, wovon er spricht. Zwei Unentschieden hat seine Mannschaft sich in dieser Saison erkämpft: ein 1:1 gegen den HSV am ersten Spieltag, mithin gegen die Mannschaft, die genauso schlecht in diese Saison gestartet ist wie seine eigene; und ein spektakuläres 3:3 gegen den BVB vor zwei Wochen. Das war's. Nun geht es am Samstagnachmittag gegen den FC Augsburg. Und Ingolstadts Sportchef Thomas Linke sagt schon mal vorsichtshalber, eine Jobgarantie, die gibt es nicht im Fußball". Das weiß auch Valérien Ismaël, der beim VfL Wolfsburg nach der Entlassung Dieter Heckings eh nur als Platzhalter fungiert. Angeblich ist Bruno Labbadia, jüngst in Hamburg gefeuert, ein heißer Kandidat. Erst aber einmal spielen die Wolfsburger am Samstag beim SC Freiburg. Guter Dinge sind derweil die Leverkusener vor der Partie gegen den SV Darmstadt 98. Die Mannschaft von Trainer Roger Schmidt hat am Mittwoch in der Champions League bei Tottenham Hotspur gewonnen, im Wembley-Stadion, und somit gute Chancen aufs Achtelfinale. Geknickt hingegen sind die Mainzer nach der 1:6-Klatsche beim RSC Anderlecht in der Europaliga. Nun geht's am Sonntag zu den Rasenballsportlern nach Leipzig.
Dass der Aufsteiger als Tabellenzweiter für Furore sorgt, hat sich bis nach München herumgesprochen. Uli Hoeneß, demnächst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder Präsident des FC Bayern, sieht die Sachsen mittelfristig als ernsthafte Konkurrenten. Schließlich bezahlt der österreichische Milliardär und Unternehmer Dietrich Mateschitz das Ganze. "Und wie ich den Herrn Mateschitz kenne, wird er, wenn es an Weihnachten notwendig ist, noch ein paar Milliönchen drauflegen", sagte Hoeneß. Sein eigener Klub macht derweil in Müll. Gegen Hoffenheim werden die Bayern in Trikots aus Ozeanmüll auflaufen. Das rote Dress besteht zu 100 Prozent aus Ozean-Plastik. Garne und Fasern wurden aus recycelten und aufbereiteten Plastikabfällen gefertigt, die an den Küsten der Malediven eingesammelt wurden, teilte der Ausrüster mit. Xabi Alonso ist entzückt: "Ich bin an den Stränden Spaniens aufgewachsen. Daher bin ich besonders froh darüber, ein Trikot tragen zu dürfen, das zu 100 Prozent aus recyceltem Ozeanmüll hergestellt wurde. Das ist eine tolle Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, die Weltmeere zu schützen."
Der n-tv.de-Geheimtipp des Spieltags
Berlins Trainer Pal Dardai hat seine Profis ganz genau beobachtet. Und? Eine ganz besondere Spannung habe er ausgemacht. "Jetzt spürst du, jeder wartet auf dieses Spiel." Heute um 20.30 Uhr ist es dann so weit, die Mönchengladbacher Borussia tritt im Olympiastadion an. Das tut sie an und für sich gerne. Die jüngsten fünf Partien bei der Hertha gewann sie mit 5:0, 4:1, 2:1, 3:2 und 3:0. Dardai wirbt dennoch: "Wenn wir eine gute Tagesform haben, wird es ein sehr gutes Spiel. Ich kann den Zuschauern nur empfehlen, ins Stadion zu kommen." Er sagt das mit dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der ein Team trainiert, das in dieser Saison alle vier Heimspiele gewonnen hat und auf Platz fünf der Tabelle steht. Vor einer Woche gab es zwar eine Niederlage in Hoffenheim, aber das ficht Dardai nicht an: "Hoffenheim ist nicht unser Spiegel, sondern die ganze Saison. Wir haben unser System und wissen, was wir mit dem Ball und gegen den Ball machen." Derweil hadern die Gladbacher mit ihrer mangelhaften Fähigkeit, einen Vorsprung über die Runden zu bringen. Am Dienstag beim 1:1 gegen Celtic Glasgow, in ihrem zehnten Spiel in der Champions League, lagen sie zum sechsten Mal in Führung - gewannen aber zum vierten Mal nicht. Und sie hadern damit, dass sie nun schon an diesem Freitag in der Liga wieder spielen müssen. Schließlich geht es für die Borussen in Berlin durchaus um etwas. Als Tabellenelfter haben sie ein wenig den Kontakt zur Spitzengruppe verloren, die Hertha hat bereits fünf Punkte mehr auf dem Konto. Das könnte in der Tat ein interessantes Spiel werden.
Quelle: ntv.de