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Browser, Einstellungen, Werkzeug So surft man im Internet möglichst spurlos

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Ohne Schutzmaßnahmen hinterlässt man beim Surfen im Internet eine Unmenge Daten, über die man für andere zum offenen Buch wird.

Ohne Schutzmaßnahmen hinterlässt man beim Surfen im Internet eine Unmenge Daten, über die man für andere zum offenen Buch wird.

(Foto: IMAGO/peopleimages.com)

Völlig anonym im Internet unterwegs zu sein, ist praktisch unmöglich. Aber wer Browser, Suchmaschine und Zusatzprogramme richtig wählt und nutzt, kann seine digitale Spur stark genug verwischen, um den üblichen Datenschnüfflern das Geschäft zu vermiesen.

Daten, die Nutzer freiwillig oder ungewollt im Internet hinterlassen, sind nicht nur für Werbetreibende Gold wert. Technologie- und KI-Unternehmen verwenden sie, um Algorithmen zu trainieren und personalisierte Dienste zu verfeinern. Banken und Versicherer nutzen die Daten, um Risiken zu bewerten oder Tarife individuell zu berechnen. Die Pharmaindustrie hat größtes Interesse an Informationen über Lebensstil und Krankheiten von Nutzern.

Die Unternehmen müssen die Daten nicht unbedingt selbst sammeln, Datenbroker bieten ihnen umfangreiche Nutzerprofile an. Und natürlich sind auch Behörden und Geheimdienste eifrige Sammler. Sie nutzen beispielsweise Kommunikations- und Standortdaten, um Bewegungsprofile und Netzwerke zu analysieren.

Cookies und Tracking-Pixel

Die Daten werden nicht immer heimlich gesammelt, Unternehmen schürfen das "digitale Gold", indem sie ganz offen Dienste gegen Daten anbieten. Aber auch wer Google, Meta & Co. nicht freiwillig versorgt, wird über Cookies, Tracker und andere Werkzeuge, die auf zahlreichen Webseiten oft zu Dutzenden lauern, abgeschöpft. Zusätzlich tauschen viele Schnüffler ihre Daten-Beute untereinander aus, um "gläserne Nutzer" zu erzeugen.

Die wichtigste Information, die gesammelt wird, ist die IP-Adresse (Internet Protocol-Adresse), die benötigt wird, um Datenpakete zuzustellen. Man erhält sie vom Internet-Provider. Über sie können Geräte, aber letztlich auch Nutzer identifiziert werden. Webseitenbetreiber speichern die IP-Adresse, aber sie wird auch an Dritte weitergegeben, die auf der besuchten Seite Werbung platzieren.

Nutzer werden außerdem über Cookies verfolgt, die vorübergehend oder dauerhaft Informationen einer besuchten Webseite auf einem Gerät speichern. Drittanbieter-Cookies lassen Werbetreibende Nutzer wiedererkennen, Tracking-Cookies verfolgen sie sogar über viele Webseiten, oft über eine längere Zeitspanne hinweg.

Ein weiteres Mittel sind Tracking-Pixel. Dabei handelt es sich um winzige Grafiken, die nicht größer als ein Display-Pixel und daher praktisch unsichtbar sind. Trotzdem sind sie in der Lage, umfangreiche Informationen an Server zu übermitteln. Dazu gehören Webseiten-Aktivitäten und Daten, beispielsweise, welche Produkte gekauft werden.

Fingerprinting

Viele Browser blockieren Drittanbieter-Cookies inzwischen standardmäßig, ähnlich sieht es bei Tracking-Pixeln aus. Dennoch ist eine Nachverfolgung durch alternative Techniken möglich, die wichtigste ist Browser-Fingerprinting.

Dabei wird ausgenutzt, dass Websites für die optimale Darstellung Informationen zum eingesetzten Browser benötigen. Dazu gehören neben der genutzten Software die Zeitzone, die eingestellte Sprache und installierte Erweiterungen. Obendrein erfassen Pixel Informationen zur Hardware wie Displayauflösung, Grafikkarte oder Treiber. Zusammen ergeben diese Daten einen "Fingerabdruck", der einem spezifischen Nutzer zugeordnet werden kann – er wird also auch ohne IP-Adresse erkannt.

Was der Browser alles verrät, kann man auf Cover Your Tracks der Electronic Frontier Foundation testen.

Tor-Browser konsequent, aber wenig alltagstauglich

Vollständige Anonymität ist im Netz nahezu unmöglich. Sehr nahe kommt man dem Ideal, wenn man ausschließlich den Tor-Browser nutzt. Das quelloffene Programm leitet Datenverkehr über ein weltweites Netzwerk aus mehreren verschlüsselten Servern (Knotenpunkte) um, um die ursprüngliche IP-Adresse der Nutzer zu verschleiern. Doch man kann sich beispielsweise aus Versehen durch Eingaben auf Webseiten verraten. Im schlimmsten Fall ist ein Knoten kompromittiert oder manipuliert.

Außerdem ist der Tor-Browser für Normalnutzer nicht alltagstauglich. Durch die Umleitungen ist er extrem langsam und viele Webseiten funktionieren mit ihm nur schlecht oder gar nicht. Deswegen benötigt man zumindest ergänzend, andere Möglichkeiten, keine Internetspuren zu hinterlassen oder sie zu verwischen.

Bei Diensten abmelden

Wenn man bei Google, Facebook oder Amazon angemeldet ist, braucht man gar nicht weiter über mehr Anonymität nachzudenken. Man muss sich dann bei anscheinend zeitlich perfekt passender, zugeschnittener Werbung auch nicht den Kopf zerbrechen, ob da vielleicht ein Gerät heimlich mithört. Die Kombination der bei Nutzern und deren Freunden gesammelten Daten reicht dafür völlig aus. Deshalb sollte man sich vor dem Surfen aus allen Konten abmelden. Kann man nicht darauf verzichten, sollte man wenigstens getrennte Fenster verwenden.

Chrome ist sicher, aber datenhungrig

Ginge es nur um die Sicherheit vor Cyberangriffen, könnte man beim Platzhirsch Google Chrome bleiben. Er ist unter anderem durch das sogenannte Sandboxing geschützt. Das heißt, dass jede geöffnete Webseite in einem eigenen Prozess läuft. So bleibt möglicher Schadcode in einem Tab "gefangen", ohne Zugriff auf das System, persönliche Daten oder andere geöffnete Webseiten.

Durch Site Isolation läuft auch jede Domain (lesbare Adresse einer Website, beispielsweise www.ntv.de) in einem separaten Prozess, was selbst komplexe Angriffe erschwert. Durch mehrstufige Exploit-Abwehrmechanismen werden unbekannte Angriffe (Zero-Day-Angriffe) häufig erkannt oder entschärft, bevor sie Schaden anrichten.

Chrome warnt mit stetig aktualisierten Datenbanken aktiv vor gefälschten Websites, gefährlichen Downloads oder kompromittierten Passwörtern (Safe-Browsing, Phishing-Schutz). Schließlich versorgt Google den Browser schnell und automatisch mit Sicherheitsupdates und Erweiterungen werden streng kontrolliert.

Einstellungen ändern

Nutzt man Chrome, ohne bei Google angemeldet zu sein, gibt man deutlich weniger Daten preis. Allerdings muss man dafür die entsprechenden Einstellungen ändern, personalisierte Dienste deaktivieren, Drittanbieter-Cookies blockieren und den Verlauf regelmäßig löschen.

Der Inkognitomodus ist wenig hilfreich, er verhindert nur, dass andere Nutzer, mit denen man eventuell einen Computer teilt, die Surf-Historie nachverfolgen können. Gegenüber Websites, Suchmaschinen oder dem Internetanbieter bleibt man weiterhin erkennbar.

Suchmaschine wechseln

Wer mit Google sucht, macht es dem Unternehmen trotzdem einfach, Daten zu sammeln, auch wenn man nicht angemeldet ist. Deshalb sollte man zumindest die Suchmaschine wechseln. Eine gute Alternative ist hier beispielsweise DuckDuckGo, das unter anderem auch Rechenzentren in der EU verwendet, um die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einzuhalten. Gleiches gilt für Brave, Quandt oder Startpage.

Browser mit Schutz vor Fingerprinting

Um mehr Datenschutz zu haben, lohnt es sich, komplett auf Chrome zu verzichten und einen anderen Browser zu nutzen. Interessant sind speziell solche, die das sogenannte Fingerprinting unterbinden können. Zu den Browsern, die effektive Maßnahmen gegen Fingerprinting bieten, gehören Brave, Librewolf, Mullvad, Tor, Mozilla Firefox und auch Safari. Um den Apple-Browser besonders resistent zu machen, sollte man in den Einstellungen unter Erweitert den Erweiterten Tracking- und Identifizierungsschutz aktivieren.

Ein Besuch ist auch in anderen Browsern nötig. Das ist beispielsweise bei Brave der Fall, wie Sicherheitsexperte Mike Kuketz auf seinem Blog schreibt. Dort findet man auch eine Übersicht über empfehlenswerte Browser und jede Menge weitere Sicherheits- und Datenschutzinformationen.

Unter der Übersicht gibt der Experte Handlungsempfehlungen, wie man in den Einstellungen der Browser nachbessern und worauf man sonst achten sollte. Unter anderem rät er, auf Erweiterungen möglichst zu verzichten und mehrere Browser zu verwenden. Android-Nutzern empfiehlt er einen Chrome-basierten Browser zu verwenden.

Umleitung über VPN-Dienst oder Proxyserver

Um die IP-Adresse zu verschleiern, setzt man am einfachsten einen VPN-Dienst ein. Wenn man ihn nutzt, wird der Internetverkehr verschlüsselt über die Server des Anbieters umgeleitet und erhält dabei eine andere Adresse. Außerdem erschwert man damit das Fingerprinting und andere Tracking-Methoden.

Es gibt kostenlose VPN-Angebote, die aber gewöhnlich ein limitiertes Datenvolumen haben und/oder die Geschwindigkeit stark drosseln. Gute kostenpflichtige Dienste bremsen die Internetverbindung kaum aus und bieten weitere Funktionen.

Letztendlich muss man dem VPN-Anbieter vertrauen, denn er könnte theoretisch das gesamte Nutzerverhalten verfolgen und so Geld machen. Bei der Auswahl eines Dienstes kann ein Vergleich der Stiftung Warentest helfen. Testsieger wurde der populäre Dienst von NordVPN, gefolgt von Surfshark und Windscribe.

Die IP-Adresse wird auch ausgetauscht, wenn der Datenverkehr über einen Proxyserver geleitet wird. Dazu muss man keinen Dienst suchen oder abonnieren, die Suchmaschine Startpage hat den Service bereits integriert. Um ihn zu nutzen, muss man lediglich auf das Maskensymbol links neben einem Suchergebnis tippen. Nutzt man den Tor-Browser, sehen Schnüffler ebenfalls eine für sie nutzlose IP-Adresse.

Quelle: ntv.de

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