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Seltener Übergewicht und Karies Akademikerkinder leben gesünder

Viele Kinder aus Familien mit einem niedrigen Bildungsniveau essen laut DAK-Studie zu ungesund.

Viele Kinder aus Familien mit einem niedrigen Bildungsniveau essen laut DAK-Studie zu ungesund.

(Foto: Oliver Berg)

Schlaue Eltern haben gesündere Kinder - so lautet das Ergebnis einer neuen Studie der Krankenkasse DAK. Fettleibigkeit und Karies hängen demnach vor allem vom Bildungsstatus der Eltern ab. Ein Umstand, der bekämpft werden könnte.

Zwischen der Gesundheit von Kindern und ihrem Elternhaus gibt es einer neuen Studie zufolge in vielen Fällen einen engen Zusammenhang. In Familien mit einem niedrigeren Bildungsstatus der Eltern sind Mädchen und Jungen bis zu dreimal häufiger von Erkrankungen wie Karies oder Übergewicht betroffen als Kinder aus Akademikerhaushalten, wie der Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK Gesundheit ergab.

Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss sind laut der Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld im Alter zwischen fünf und neun Jahren bis zu zweieinhalbmal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Akademikerkinder. Bei Zahnkaries gibt es demnach 2,8 Mal so viele Fälle. Auch bei Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechproblemen seien Kinder von Eltern ohne Abschluss zu 45 Prozent häufiger betroffen.

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, zeigt sich wenig überrascht von den Ergebnissen. "Wir schleppen das Thema seit zehn, fünfzehn Jahren mit uns rum", sagte er. An Bildung arme und materiell arme Eltern hätten oft kein Gesundheitsbewusstsein. In diesen Familien seien andere Probleme wichtiger, die Kinder fielen durch die Maschen.

Kitas und Schulen sollen gegensteuern

Da Kinder besser zu erreichen seien als Eltern, brauche es Konzepte von der Kita an. Die Studienautoren sprachen von Beispielen wie gesünderem Kochen und Faktoren wie Bewegung, die in den betroffenen Haushalten offenbar zu kurz kämen. Vorstandschef der DAK Gesundheit, Andreas Storm, betonte: "Gesundheit gehört auf den Lehrplan." Ihm schwebe eine Integration des Themas in bestehende Fächer vor. Der Report zeige, dass die Präventionsarbeit bislang zu wenig auf die nun identifizierten Risikogruppen zugeschnitten sei.

Storm und Fischbach sprachen sich zudem dafür aus, sehr süße Lebensmittel durch eine Zuckersteuer zu verteuern. Auch die Kennzeichnung auf Verpackungen müsse vereinfacht werden, appellierte Fischbach - zum Beispiel, damit Verbraucher leichter erkennen, dass hinter einem Begriff wie Fruktose letztlich Zucker steckt. Die DAK plant weitere Kinder- und Jugendreports, um Trends ablesen zu können.

Diagnose hängt oft vom Elternhaus ab

"Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen den Familien ist größer als gedacht", erklärte Storm. Es gebe nachweislich erhöhte Risiken für benachteiligte Kinder. "Wenn das Elternhaus krank macht, hängt die Diagnose der Kinder oft mit dem Lebensstil von Mutter oder Vater zusammen", stellte der DAK-Vorstand fest.

Neben Übergewicht und Karies zeigen die Ergebnisse auch deutlich, von welchen anderen Krankheiten die Kinder betroffen sind. So treten im Kindesalter laut der Untersuchung am häufigsten Atemwegserkrankungen auf. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) aller Mädchen und Jungen hatte beispielsweise im Jahr 2016 eine Erkältung oder Bronchitis. Danach folgten Infektionskrankheiten (37 Prozent), Augenerkrankungen (30 Prozent), psychische Leiden (26 Prozent) und Hauterkrankungen (25 Prozent). Laut der Untersuchung sind 90 Prozent aller Kinder wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus.

Die große Langzeitstudie KiGGS des Robert-Koch-Instituts (RKI) war in diesem Frühjahr zu dem Schluss gekommen, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Elternhäusern gesundheitlich benachteiligt sind: Sie sind oft dicker, bewegen sich weniger, rauchen häufiger und haben mehr psychische Probleme. RKI-Experten begründeten das auch mit fehlenden Teilhabe-Chancen. Auch wenn das Einkommen der Eltern hier ebenfalls eine Rolle spielt, zeigten die DAK-Daten demgegenüber, dass sich Kindergesundheit mehr mit Bildungspolitik fördern lasse als mit Maßnahmen, die auf höhere Einkommen abzielten, so der Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld, Mitautor des Reports.

Andere Studien zum Thema haben häufig lediglich Selbsteinschätzungen von Eltern als Grundlage. Für den DAK-Report untersuchten Wissenschaftler der Universität Bielefeld hingegen auch die Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 von knapp 590.000 Kindern und Jugendlichen neben rund 430.000 Eltern, die bei der DAK versichert sind.

Quelle: ntv.de, lle/AFP/dpa

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