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Antibiotika, Epidemien, Infektionen "Der Gipfel wird uns Rückenwind geben"

Die Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen.

Die Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Einige der G7-Beschlüsse gehen auf Ideen des Biologen Jörg Hacker zurück. Werden sie umgesetzt, könnte Millionen Menschen geholfen werden. Im Interview mit n-tv.de erklärt er, warum er Hoffnung auf eine gesündere Welt hat.

n-tv.de: Wie kam es dazu, dass Sie die Agenda des G7-Treffens mitbestimmt haben?

Jörg Hacker: Es ist üblich, dass die Wissenschaftsakademien der G7/G8-Staaten Empfehlungen erarbeiten, die in den G7-Prozess eingespeist werden. In diesem Jahr haben wir von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Koordinierung übernommen. Gemeinsam haben wir drei Themen identifiziert, bei denen wir auf Fortschritte hoffen: Infektionskrankheiten und Antibiotikaresistenzen, vernachlässigte tropische Erkrankungen und die Zukunft der Ozeane.

Nun liegt das Abschlussdokument des Gipfels vor. Haben sich Ihre Hoffnungen erfüllt?

Wir haben Empfehlungen ausgesprochen, die sich in diesem Dokument wiederfinden. Von daher denke ich, dass sich die Arbeit gelohnt hat.

Allerdings bräuchte man zur Entwicklung neuer Antibiotika und zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Tropenkrankheiten mehr Geld. Dieses Geld haben die G7 nicht zugesagt.

Jörg Hacker ist Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Jörg Hacker ist Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

(Foto: David Ausserhofer für die Leopoldina)

Der Investitions-Aktionsplan der Weltgesundheitsorganisation WHO zu Antibiotikaresistenzen wird begrüßt und es soll nationale Forschungsanstrengungen geben. Außerdem wollen die G7-Staaten Humanmedizin und Tiermedizin als Einheit begreifen. Tiere sollen nur noch dann Antibiotika bekommen, wenn sie krank sind. Das ist sehr sinnvoll. Und was die internationale Forschung angeht, denken wir, dass die richtigen Schwerpunkte gesetzt werden, zum Beispiel die Beobachtung von Epidemien. Da gibt es Kooperationen, die nun durch die Gipfelbeschlüsse hoffentlich gestärkt werden.

Was wird man jetzt anders machen bei der Erforschung von Antibiotika, wenn es kein zusätzliches Geld gibt?

Es kommt darauf an, die Brücke zu schlagen zwischen den guten Ideen in der Grundlagenforschung und der klinischen Anwendung. Hier müssen neue Strukturen geschaffen werden, in denen Universitäten, Forschungsinstitute, Unternehmen und Zulassungsbehörden besser zusammenarbeiten. Wir sind der Meinung, dass die Gipfelbeschlüsse dafür ein Rückenwind sein können. Natürlich braucht es dafür immer Geld. Gerade die Grundlagenforschung muss besser ausgestattet werden. Ich gehe davon aus, dass es dieses Geld geben wird.

Mit Jörg Hacker sprach Christoph Herwartz

Quelle: ntv.de

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