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Fatale Folgen für Meeresbewohner Deutsche Nordsee ist so warm wie noch nie

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Die deutsche Nordsee ist um ein halbes Grad wärmer als im langjährigen Mittel.

Die deutsche Nordsee ist um ein halbes Grad wärmer als im langjährigen Mittel.

(Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)

Seit Jahrzehnten steigen die Temperaturen von Nord- und Ostsee. Die deutsche Nordsee-Bucht verzeichnet nun erneut einen traurigen Rekord. Und auch die Ostsee erlebt 2024 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe. Das warme Wasser bedroht immer mehr Tiere und Pflanzen.

Die deutsche Nordsee ist 2024 so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Die gemessene Oberflächentemperatur lag im vergangenen Jahr eineinhalb Grad Celsius über dem langjährigen Mittel von 1997 bis 2021, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg mitteilte. Grund ist laut BSH die Klimakrise.

Bezogen auf die gesamte Nordsee betrug die durchschnittliche Temperatur 11,1 Grad, was etwa ein halbes Grad mehr als im langjährigen Mittel war. Besonders warm war das Nordseewasser laut BSH in den Monaten Mai und Juni. Somit war das Jahr 2024 für die gesamte Nordsee das viertwärmste Jahr. Lediglich 2014, 2022 und 2023 war die Oberflächentemperatur noch höher.

Für die Ostsee betrug die Temperatur 2024 dem Bundesamt zufolge durchschnittlich 9,6 Grad. Das war rund ein Grad mehr als im langjährigen Mittel und gleichzeitig das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Datenreihe. Lediglich 2020 war die Ostsee demnach noch wärmer. Vor allem im Mai, Juni, September und Oktober waren die Temperaturen besonders hoch.

Das BSH analysiert die Oberflächentemperaturen der Nord- und Ostsee wöchentlich. Dafür werden Satellitendaten mit Messungen von Stationen und Schiffen kombiniert. "Unsere Daten zeigen, dass sich die Nordsee seit 1969 um fast 1,5 Grad erwärmt hat", erklärte Kerstin Jochumsen, Leiterin der Abteilung Meereskunde am BSH. Die Ostsee sei seit 1990 bereits um 1,9 Grad wärmer geworden. "Diese Entwicklung ist eine direkte Folge des Klimawandels und verändert die Meeresumwelt zunehmend."

Folgen für Tiere und Pflanzen

Eine Folge der Erwärmung: Warmes Wasser kann weniger Sauerstoff aufnehmen und mischt sich schlechter mit darunter liegenden Wasserschichten. Das hat verheerende Folgen für Pflanzen und Tiere im Meer, denn ohne genügend Sauerstoff können sie nicht mehr in größeren Tiefen leben. Besonders schwierig ist dies für Pflanzen und Bodentiere, weil sie nicht wie Fische rasch in andere Gewässertiefen ausweichen können.

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Und der Temperaturanstieg befördert weitere Probleme. So verstärkt er das Wachstum von Mini-Algen. Durch große Mengen Dünger, der von den Feldern in die Meere gespült wird, gibt es von ihnen ohnehin zu viele. In der Ostsee ist dies besonders auffällig, wenn die winzigen Algen im Frühjahr blühen.

Dann dringt deutlich weniger Licht in tiefere Wasserschichten. Außerdem entziehen die Mini-Algen dem Wasser Nährstoffe und sinken nach einiger Zeit auf den Meeresboden, wo Bakterien die Reste dieser Algenbrühe zersetzen, was dem Meerwasser weiteren Sauerstoff entzieht. Zurück bleibt ein dicker Bodensatz, der anderen Meeresbewohnern dort das Leben schwer macht.

Quelle: ntv.de, hny/AFP

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