Bonner Studie überrascht Geimpfte sprechen besser auf Krebstherapie an
09.11.2022, 12:04 Uhr
Die Krebsbehandlung erwies sich nach der Corona-Impfung als wirksamer.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Könnte eine Corona-Impfung eine Krebsbehandlung stören? Diese Sorge gibt es, wenn der Krebs in Nase und Rachen sitzt. Sie ist jedoch unbegründet, wie nun eine Studie zeigt.
Bisher wurde befürchtet, dass eine Impfung gegen Covid-19 den Erfolg von Krebsbehandlungen bei Patienten mit Nasen-Rachen-Krebs mindern oder schwere Nebenwirkungen verursachen könnte. Als mögliche Ursache dafür galten Medikamente, die das Immunsystem der Behandelten gegen den Tumor aktivieren. Eine aktuelle Studie von Forschenden der Universitäten Bonn und Shanxi in der Volksrepublik China kommt nun jedoch zu einem überraschenden Ergebnis.
Demnach wirkten die Krebsmedikamente nach der Impfung mit dem chinesischen Impfstoff SinoVac sogar besser als bei ungeimpften Patienten. Die Ergebnisse werden als "Letter to the Editor" in der Zeitschrift Annals of Oncology veröffentlicht und sind online bereits verfügbar.
Für die Untersuchung wurden die Daten von mehr als 1500 Patientinnen und Patienten verwendet, die in 23 Krankenhäusern aus ganz China behandelt wurden. Solche multizentrischen Studien gelten als besonders aussagekräftig, da die Teilnehmenden sehr heterogen sind und die Ergebnisse nicht durch regionale Besonderheiten verzerrt werden. Eine Untergruppe von 373 betroffenen Personen war mit dem chinesischen Covid-Impfstoff SinoVac geimpft worden.
Immunangriff auf Tumor gestärkt?
Viele Krebszellen sind in der Lage, die Immunantwort des Körpers zu untergraben. Sie tun dies, indem sie auf den Immunzellen eine Art Knopf drücken, den PD-1-Rezeptor. Auf diese Weise schalten sie diese Abwehrkräfte effektiv aus. Wenn Medikamente PD-1-Rezeptoren blockieren, kann das Immunsystem den Tumor effektiver bekämpfen.
Die Impfung gegen Covid stimuliert auch die Immunantwort, an der der PD-1-Rezeptor beteiligt ist. "Es wurde befürchtet, dass der Impfstoff nicht mit einer Anti-PD-1-Therapie kompatibel wäre", erklärt Dr. Jian Li vom Institut für Molekulare Medizin und Experimentelle Immunologie (IMMEI) des Universitätsklinikums Bonn. "Dieses Risiko gilt insbesondere für Nasen-Rachen-Krebs, der wie das Sars-Cov-2-Virus die oberen Atemwege befällt."
Überraschenderweise sprachen die Patientinnen und Patienten IMMEI-Direktor Prof. Dr. Christian Kurts zufolge deutlich besser auf eine Anti-PD-1-Therapie an als die ungeimpften Patienten. "Außerdem traten bei ihnen nicht häufiger schwere Nebenwirkungen auf." Warum die Behandlung nach der Impfung erfolgreicher war, können die Forschenden bisher nicht sagen. "Wir gehen davon aus, dass die Impfung bestimmte Immunzellen aktiviert, die dann den Tumor angreifen", sagt Prof. Dr. Qi Mei vom Shanxi University Hospital. "Diese Hypothese werden wir nun weiter untersuchen."
Nasen-Rachen-Krebs ist hierzulande recht selten. In Südchina und anderen Ländern Südostasiens ist die Krankheit jedoch weit verbreitet. Einer der vermuteten Gründe dafür ist der häufige Einsatz von Klimaanlagen in heißen und feuchten Regionen. Ernährungsfaktoren scheinen ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen. In Taiwan gilt Nasen-Rachen-Krebs heute als eine der häufigsten Todesursachen bei jungen Männern.
Quelle: ntv.de, sba