Die Sonne - ein chaotisches System Mini-Eiszeit kann man nicht vorhersagen
17.07.2015, 07:33 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Nachricht, dass es ab 2030 eine Mini-Eiszeit geben würde, bewegt die Gemüter. Die angsteinflößende Vorhersage von britischen Wissenschaftlern ist allerdings fragwürdig.
Die Erderwärmung ist ein dringendes Problem. Doch jetzt sagen britische Forscher ab 2030 eine Mini-Eiszeit voraus, die durch den Rückgang der Sonnenaktivität um 60 Prozent entstehen soll. Gemacht wurden die Aussagen auf der Grundlage eines neuen Modells, das von Wissenschaftlern um Valentina Zharkova von der Northumbria Universität entwickelt worden ist.
"Ich denke, wir können gar nicht so genaue Angaben machen, was die Sonnenaktivität angeht", sagt Professor Sami Solanki, Direktor des Max-Planck-Institutes für Sonnensystemforschung und Leiter der Abteilung Sonne und Heliosphäre auf Nachfrage von n-tv.de. "Das hat vor allem damit zu tun, dass der Sonnendynamo, der die Sonnenaktivität antreibt, ein hochgradig nichtlineares System ist, das heißt, dass das alles eher chaotisch abläuft." Eine verlässliche Vorhersage sei deshalb extrem schwierig, betont Solanki.
Vor allem langfristige Vorhersagen, die über 15 bis 20 Jahre gehen, waren aus der Erfahrung des Experten bisher nicht stichhaltig, da dies ja Aussagen sind, die sich über mehr als einen Sonnenzyklus, der ungefähr 11 Jahre lang dauert, beziehen. "Als der Zyklus angefangen hat, indem wir uns gerade befinden, hat es Vorhersagen gegeben, wie hoch und wann das Maximum sein könnte. Die Streuung der Vorhersagen war extrem hoch. Von 'es wird gar kein Maximum geben' bis hin zu 'das wird der stärkste Zyklus aller Zeiten' war alles dabei. Die Wissenschaftler waren sich diesbezüglich überhaupt nicht einig", erzählt Solanki.
Modell ohne Rückendeckung
Die Aussagen, die Zharkova gemacht hat, beruhen zudem auf einem Modell, dass sie gemeinsam mit Kollegen entwickelt hat. Dieses sei bisher weder überprüft worden, noch unter Sonnenforschern akzeptiert, gibt Solanki zu bedenken. Die Vorhersage einer Mini-Eiszeit auf dieser Basis könne so nicht gemacht werden.
Zudem bezweifelt Solanki, dass, sollte es ein sogenanntes Maundner-Minimum geben, dieses tatsächlich eine kleine Eiszeit auf der Erde auslösen könnte. Auch wenn die Aktivitätsschwankungen der Sonne in der Vergangenheit tatsächlich zu klimarelevanten Unterschieden geführt haben, fanden beispielsweise alle extremen Kälteperioden in der Zeit vor der Industrialisierung statt.
Quelle: ntv.de, jaz