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Foto zeigt rätselhaften Felsbrocken "Philae" bekommt zu wenig Sonne ab

Einer der drei Füße ist unten links auf "Philaes" Foto sichtbar. Er steht nicht auf der Oberfläche.

Einer der drei Füße ist unten links auf "Philaes" Foto sichtbar. Er steht nicht auf der Oberfläche.

(Foto: ESA/Rosetta/Philae/CIVA)

Die unvorhergesehenen, kilometerweiten Sätze des Robotor-Kundschafters "Philae" auf Komet "Tschuri" haben Folgen: Das Mini-Labor steht nur auf zwei Füßen und fast komplett im Schatten. Ein Stromproblem kündigt sich an. Ein Felsbrocken gibt den Forschern Rätsel auf.

Fast alle jubilieren, aber perfekt läuft die Mission von "Rosetta" und "Philae" nicht. Eine zusammengefasste Aussage der Beteiligten bei der Europäischen Raumfahrtorganisation Esa könnte so lauten: Wir freuen uns über die Bilder und weil wir mit dem auf Komet "Tschuri" gelandeten "Philae" wie geplant kommunizieren können. Aber wir haben viele Sorgen. Beim Orbiter "Rosetta" ist das anders: "Bei uns herrscht Jubelstimmung", so der stellvertretende Leiter des Kontrollzentrums.

  Was "Philae" betrifft, versuchen die Wissenschaftler derzeit herauszufinden, was mit dem Roboter gestern im Detail passiert ist, und vor allem: Wo befindet er sich überhaupt? An dem angepeilten Landeplatz ist er nicht. Weil sowohl die Steuerdüsen als auch Harpunen nicht funktionierten, sprang das Mini-Labor zweimal von der Oberfläche ab und landete folglich insgesamt dreimal.

"Philae steht vermutlich fast aufrecht und auf zwei Füßen, mit einem Fuß in der Luft - entschuldigen Sie, es gibt dort natürlich keine Luft, also mit einem Fuß im All", sagte Esas Chef-Wissenschaftler für den Lander, Jean-Pierre Bibring. "Wir wissen nicht genau, wo Philae ist, er ist aber in der Nähe des vorgesehenen Landeplatzes", so der Forscher. Die Messinstrumente funktionierten. So habe "Philae" etwa bereits herausgefunden, welche Magnetfelder vor Ort existieren.

Forscher: Nicht, was wir gehofft hatten

Das Mini-Labor steht offenbar im Schatten eines Felsens. "Das war nicht beabsichtigt", zeigte sich einer der Verantwortlichen aus dem Lander-Kontrollzentrum in Köln wenig begeistert. Eigentlich war vorgesehen, dass sich der Roboter mit Solarenergie versorgt, um seine Untersuchungen durchzuführen. Doch durch die Landung im Schatten bekommt "Philae" nur eineinhalb Stunden Sonnenlicht pro Tag ab. Kalkuliert waren sechs bis sieben. "Das beeinflusst natürlich die Funktionsfähigkeit. Es ist nicht die Situation, auf die wir gehofft hatten", sagte der Forscher.

Ein von Staub bedeckter Felsbrocken (r.) interessiert die Forscher besonders. Das Foto wurde aus 40 Metern Entfernung gemacht.

Ein von Staub bedeckter Felsbrocken (r.) interessiert die Forscher besonders. Das Foto wurde aus 40 Metern Entfernung gemacht.

(Foto: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR)

Der ganze Landevorgang des Roboters hatte wegen der geringen Schwerkraft des Himmelskörpers länger als erwartet gedauert, allein beim ersten Sprung waren es Wissenschaftler Stephan Ulamec zufolge fast zwei Stunden. Dabei drehte Philae sich permanent. Der Lander prallte Ulamec zufolge rund einen Kilometer von "Tschuri" ab und machte danach einen zweiten Satz von etwa sieben Minuten. Als Folge kam das Mini-Labor vermutlich erst in einem riesigen Krater zur Ruhe, den empfangenen Fotos nach zu urteilen womöglich an seinem inneren Rand. Die Aufnahmen zeigen Felsformationen in unmittelbarer Nähe sowie Schatten.

Rätselhafter Felsbrocken

Die Bilder, von "Philae" zu "Rosetta" und von dort zur Erde übertragen, sehen für das Hollywood-gewöhnte Auge nicht sonderlich spektakulär aus, wohl aber für die Wissenschaftler. Auf einem ist etwa die Oberfläche des Kometen aus 40 Metern Entfernung sichtbar. Grau und staubig ist der Boden. Was die Forscher spannend finden: Von diesem Staub ist ein Felsbrocken zum Teil bedeckt - die Partikel müssen sich also irgendwie bewegt haben. Wind gibt es im All aber nicht.

"Philae" war am Mittwoch 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt erfolgreich auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerassimenko, genannt "Tschuri", gelandet. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein von Menschen hergestelltes Gerät auf einem Kometen gelandet ist. Die Projektplanung hatte vor 20 Jahren begonnen. "Rosetta" war mit dem Landegerät länger als 10 Jahre durchs All gereist.

Quelle: ntv.de

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