
Besonders Neu- und Frühgeborene sind oft mit RS-Viren infiziert.
(Foto: IMAGO/Zoonar)
Nicht nur die Wartezimmer in den Kinderarztpraxen sind voll, sondern auch die Kinderstationen in Krankenhäusern. Schuld daran sind auch Infektionen mit sogenannten RS-Viren. Was es damit auf sich hat, wer ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf hat und wie eine RSV-Infektion festgestellt werden kann, hat ntv.de hier zusammengetragen.
Was verbirgt sich hinter einer RSV-Infektion?
Das ist die Abkürzung für akute Erkrankungen, die durch sogenannte Respiratorische-Synzytial-Viren ausgelöst werden. Die Krankheitserreger können die oberen und unteren Atemwege befallen. Das bedeutet: sie verbreiten sich in den Schleimhäuten der Nase, der Luftröhre, den Wegen zu den Lungen und in den Lungen selbst. Der Verbreitungsweg über die Atemwege wird mit respiratorisch erklärt. Synzytial ist ein medizinischer Begriff, mit dem Gewebeeigenschaften erklärt werden. Im Fall von RSV-Infektionen handelt es sich um Riesenzellen mit mehreren Zellkernen, sogenannte Synzytien. RS-Viren sind verwandt mit Masern- und Mumps-Erregern.
Wo treten RS-Viren auf?
RS-Viren sind weltweit verbreitet. In Mitteleuropa breiten sie sich vor allem in den Wintermonaten aus. "Der Gipfel der RSV-Saison erstreckt sich über etwa vier bis acht Wochen und liegt meist im Januar und Februar, seltener auch im November und Dezember. In den letzten Jahren wurde außerdem ein jährlicher Wechsel dieser winterlichen RSV-Saison mit einer früheren Saison im September und Oktober beobachtet", schreibt das Robert Koch Institut dazu.
Wer steckt sich mit RS-Viren an?
RSV-Infektionen können grundsätzlich jeden treffen. Es gibt sie in allen Altersgruppen. Allerdings treten Infektionen mit RS-Viren vor allem in den ersten beiden Lebensjahren von Menschen auf. RS-Viren sind bei Säuglingen und Kleinkindern die häufigsten Auslöser für akute Atemwegsinfektionen. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres haben nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit den RS-Viren hinter sich.
Was sind die typischen Symptome?
Wie schwer eine Infektion mit RS-Viren verläuft und wie lange sie dauert, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Infektion kann erkältungs- aber auch grippeähnlich verlaufen. Prinzipiell kann eine RSV-Infektion komplett symptomlos sein, aber auch zu einer lebensgefährlichen Erkrankung der unteren Atemwege führen. Symptome wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber gelten als typisch. Beobachtet werden als Krankheitszeichen aber auch Kraftlosigkeit, ein fehlendes Hunger- oder Durstgefühl und kalte, blasse Haut. Bei Säuglingen kann es zudem zu einer eingefallenen Fontanelle kommen.
Wie erkennt man, ob es sich um eine RSV-Infektion handelt?
Welcher Erreger zu einer Atemwegsinfektion führt, kann nicht ohne Weiteres erkannt werden. Um eine RSV-Infektion eindeutig nachzuweisen, muss ein Test in einem Labor durchgeführt werden. Dabei kann sowohl ein Gennachweis mittels PCR-Test oder ein Antigennachweis mit einem Schnelltest zum Einsatz kommen. Das Anlegen einer Viruskultur im Labor hat in den letzten Jahren wegen des zu hohen Aufwandes und hoher Kosten an Bedeutung verloren.
Wie steckt man sich an?
Eine Ansteckung mit RS-Viren ist bisher nur von Mensch zu Mensch bekannt. Sie passiert entweder über die sogenannte Tröpfcheninfektion von einem Infizierten zu einer Kontaktperson oder aber indirekt über kontaminierte Hände, Gegenstände oder Oberflächen. Als Eintrittspforte werden die Schleimhäute der Atemwege gesehen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Symptomen, dauert zwei bis acht Tage. Schon am Tag nach einer Infektion mit RS-Viren und damit noch vor den ersten Symptomen kann man andere damit anstecken. Diese Infektiosität hält zwischen drei bis acht Tage an. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Neu- und Frühgeborene können die Viren allerdings auch noch Wochen und manchmal sogar Monate nach der Infektion weitergeben.
Wer ist besonders gefährdet?
Als Risikopatienten und -patientinnen gelten alle, die ein geschwächtes Immunsystem oder Vorerkrankungen der Lunge haben sowie Neu- und Frühgeborene und Kinder mit bestimmten Herzfehlern. Bei gesunden Erwachsenen und den meisten Kindern verlaufen RSV-Infektionen meist harmlos.
Welche Komplikationen können auftreten?
Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern können die Viren leichter von den oberen in die unteren Atemwege gelangen. Das liegt vor allem daran, dass die Atemwege in diesem Alter eng sind, sodass die Viren sich leichter über die Schleimhäute in den Atemwegen verbreiten und diese besonders in Mitleidenschaft gezogen werden können. Eine RSV-Infektion kann dann auch zu einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung werden. "Schwere, mit einem Krankenhausaufenthalt verbundene RSV-bedingte Erkrankungen bei Kindern betreffen etwa doppelt so oft Jungen wie Mädchen", schreibt das RKI. Bei Frauen und Männern hingegen treten die Infektionen gleichermaßen auf.
Wie wird eine RSV-Infektion behandelt?
Da es bisher keine wirksame Impfung gegen RS-Viren gibt, werden bisher vor allem die Symptome von Patientinnen und Patienten behandelt. Hinzu kommen Ruhe, eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und das Freihalten der Atemwege durch Nasenspülungen oder -tropfen. Bei schweren Verläufen mit Krankenhauseinweisungen sind Sauerstoffgaben oder sogar Beatmungen mit Maschinen nötig.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 29. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de