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Stehlen, Hänseln, Teilen Sind intelligente Kinder auch anständig?

Die Forscher konnten in ihrer Untersuchung keinen Einfluss der Intelligenz auf das moralische Denken von Kindern feststellen.

Die Forscher konnten in ihrer Untersuchung keinen Einfluss der Intelligenz auf das moralische Denken von Kindern feststellen.

(Foto: dpa)

Von sehr intelligenten Kindern wird meist erwartet, dass sie sich auch besonders anständig verhalten. Zu Recht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und Moral?

Das moralische Denken von Kindern entwickelt sich unabhängig von ihrer Intelligenz. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main. Sie haben dafür 129 Sechs- bis Neunjährige untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Frontiers in Psychology" veröffentlicht.

Die Grundschulkinder mussten zunächst einen standardisierten Intelligenztest machen, um ihren Intelligenzquotienten (IQ) festzustellen. Dann wurden ihnen Bildergeschichten gezeigt, in denen die Hauptfiguren moralische Regeln brechen, zum Beispiel mit einem bedürftigen Kind nicht teilen, die Süßigkeiten von Gleichaltrigen stehlen, deren Sachen verstecken oder jemanden hänseln.

Ergebnis gilt nur für Grundschulkinder

Danach wurden die Kinder dazu befragt. Sie sollten die Taten nicht nur generell bewerten, sondern sich auch in Opfer und Täter hineinversetzen. Daraus wurden Kennziffern für moralisches Empfinden abgeleitet und mit den IQ-Werten verglichen. Das Ergebnis der Untersuchung: "Wir konnten keinen Einfluss der Intelligenz auf das moralische Denken von Kindern, also auf ihre moralischen Urteile und Gefühle, feststellen", erläuterte Hanna Beißert, die verantwortliche Wissenschaftlerin. Allerdings gelte dieses Ergebnis nur für Grundschulkinder, betonte Beißert.

Andere Studien, die mit Jugendlichen und Erwachsenen durchgeführt wurden, hätten durchaus einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und moralischen Urteilen festgestellt. Für Lehrer und Erzieher leitet Beißert aus der Studie folgenden Rat ab: "Wir können sagen, dass auch besonders intelligente Kinder die gleiche Unterstützung in ihrer Moralentwicklung brauchen wie ihre weniger intelligenten Altersgenossen."

In einer Studie vor einigen Jahren hatten Forscher bereits herausgefunden: Inwieweit Kinder mit anderen teilen, hängt auch davon ab, in welcher Gesellschaft sie aufwachsen. Ab einem Alter von etwa sieben Jahren richten Kinder ihr soziales Verhalten an den Maßstäben der Erwachsenen aus, berichtete ein internationales Team in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Die Forscher hatten das Verhalten von mehr als 300 Kindern zwischen 3 und 14 Jahren aus sechs verschiedenen Kulturen analysiert, darunter Kinder einer Jäger- und Sammler-Kultur im Kongo-Becken, Fischer aus Melanesien und Stadtkinder aus Los Angeles.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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