Übertragung durch Stechmücken West-Nil-Fieber etabliert sich in Deutschland
19.06.2020, 15:37 Uhr
Infizierte Mücken können den Erreger auf den Menschen übertragen.
(Foto: dpa)
Bei großer Hitze breitet sich das West-Nil-Virus besonders gut aus. Das Robert-Koch-Institut vermutet daher, dass sich die Tropenkrankheit auch bei uns halten wird. Vergangenes Jahr gab es in Ostdeutschland erstmals fünf diagnostizierte Infektionen beim Menschen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hält Ansteckungen mit der Tropenkrankheit West-Nil-Fieber in Deutschland dauerhaft für möglich. Erfahrungen mit dem Erreger in südeuropäischen Ländern ließen vermuten, dass sich das West-Nil-Fieber in Deutschland etablieren und wahrscheinlich weiter ausbreiten werde, heißt es im jüngsten Epidemiologischen Bulletin des Instituts. Vor allem längere Sommer mit hohen Temperaturen könnten zu einer verlängerten Saison und einer weiteren räumlichen Ausbreitung beitragen.
Das West-Nil-Virus ist ein aus Afrika stammender Erreger, der durch Zugvögel auch nach Europa verbreitet wird. Hauptsächlich wird das Virus von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. An Vögeln infizierte Mücken können den Erreger aber auch auf Säugetiere - vor allem Pferde - und auf Menschen übertragen. Im Gegensatz zu Vögeln können Pferde und Menschen aber nicht zu einer Virusquelle für Mücken werden.
Der Erreger sei offenbar in der Lage, in Deutschland zu überwintern, heißt es im Bulletin. 2019 gab es in Ostdeutschland im Spätsommer erstmals fünf diagnostizierte Infektionen beim Menschen, die vermutlich auf Mückenübertragung im Inland zurückgingen. Registriert wurde das Virus bei Patienten in Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Das wärmebegünstigte Gebiet am Oberrhein gilt für das RKI als weiteres Risikogebiet.
Bisher kein Impfstoff
Das Virus ist in Afrika, Israel, der Westtürkei, dem Mittleren Osten, Indien, Teilen Südostasiens und inzwischen auch in Nord- und Teilen Mittelamerikas verbreitet. Im Ausland steckten sich 2019 nachweislich sieben Bundesbürger an. Todesfälle wurden nicht bekannt. Da nur ein kleiner Teil der Infizierten Symptome zeigt und generell nur etwa einer von 100 Infizierten schwer erkrankt, geht das RKI von weiteren nicht-diagnostizierten Infektionen aus.
Einen Impfstoff gibt es bisher nicht. Deshalb gilt Mückenschutz als bestes Mittel. Menschen in hohem Alter oder mit Immunschwäche gelten als besonders gefährdet. Nach einer Infektion entwickelt rund ein Fünftel der Infizierten eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung, die etwa drei bis sechs Tage andauert. Der Krankheitsbeginn ist abrupt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen verbunden. In seltenen Fällen entwickelt sich eine Gehirnentzündung.
Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer in Gebieten mit Nachweisen für das Virus bei solchen Symptomen auch an West-Nil-Fieber denken, rät das RKI. Eine Übertragung sei auch durch Organtransplantationen, Bluttransfusionen sowie während der Schwangerschaft möglich.
Quelle: ntv.de, chf/dpa