Leicht umsetzbare Methode? Wie sich Mikroplastik im Trinkwasser einfangen lässt
08.08.2024, 17:39 Uhr Artikel anhören
Wer bereits auf abgekochtes Wasser setzt, kann offenbar nicht nur den Anteil an Nano- und Mikroplastik, sondern auch andere Risiken verringern.
(Foto: IMAGO/imagebroker)
Mikroplastik, das sich im Körper ansammelt, beunruhigt Fachleute. Umso wichtiger ist es, so wenig wie möglich davon aufzunehmen. Wie man die Anzahl der Kleinstpartikel aus Trinkwasser erheblich reduzieren kann, findet ein Forschungsteam aus China heraus.
Menschen, die ausschließlich abgekochtes und gefiltertes Wasser trinken, können das Risiko der Aufnahme von Nano- und Mikroplastik, kurz NMP, reduzieren. Das hat ein Forschungsteam der chinesischen Jinan University in Guangzhou herausgefunden. Vor allem mit hartem Wasser, also Wasser, das besonders viel Kalzium und Magnesium enthält, sind die Ergebnisse der Forschenden beeindruckend.
Als Mikroplastik bezeichnet man feste und unlösliche Polymere, also Kunststoffe, die kleiner als 5 Millimeter und nicht kleiner als 0,002 Millimeter sind. Es entsteht, wenn größere Kunststoffe zerfallen. Das passiert entweder durch deren chemischen Abbau oder durch physische Abnutzung. Die Kunststoffe, die zu Mikroplastik führen, sind allgegenwärtig. Sie werden unter anderem von der Verpackungs- und Kosmetikindustrie eingesetzt.
Die Mehrzahl der Kläranlagen ist derzeit nicht darauf ausgelegt, Plastikfragmente dieser Größe aus dem Abwasser zu filtern. So gelangen die Teilchen in offene Gewässer und in die Nahrungskette. Genau wie größere Plastikteilchen ist Mikroplastik wasserunlöslich und schwer abbaubar. Der vollständige Abbau der Kleinstpartikel kann deshalb einige hundert Jahre dauern.
Für ihre Untersuchung stellten die Forschenden zunächst verschiedene Formen von Leitungswasser her. Das bedeutet, sie versetzten das Wasser mit verschiedenen Anteilen von Mineralien, Chemikalien sowie Mikroplastik, wie es üblicherweise in verschiedenen Regionen aus dem Hahn kommt. Dann kochten sie das Wasser über mehrere Minuten und analysierten danach die Bestandteile der verschiedenen Wasser erneut.
Kaffeefilter reicht
Dabei zeigte sich, dass der Anteil von NMP nach einer Kochzeit von fünf Minuten im harten Wasser, also Wasser mit 300 Milligramm Kalziumkarbonat pro Liter, um bis zu 90 Prozent geringer war als vor dem Kochen. Bei weichem Wasser, also 60 Milligramm Kalziumkarbonat pro Liter, konnten durch das Kochen immerhin noch bis zu 25 Prozent der NMP entfernt werden.
Bei der Untersuchung des Kalziumkarbonats, das sich durch das Kochen des Wassers bildet und oft unansehnliche Kalkablagerungen in Wasserkochern hinterlässt, stellten die Forschenden fest, dass die kristallinen Strukturen einen großen Teil der Nano- und Mikropartikel einkapselten. Man könne, so schreiben die Forschenden in der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse im Fachjournal "Environmental Science & Technology Letters", die im Wasser herumschwebenden Teilchen mit einem einfachen Filter nach dem Abkühlen herausholen. Dafür reicht ein handelsüblicher Kaffeefilter, denn auch die freischwebenden NMP sind durch das Kochen an Kalziumkarbonat gebunden und dementsprechend groß.
Ob sich so einfach wirklich der Anteil von NMP im Trinkwasser reduzieren lässt, bleibe unklar, räumt das Forschungsteam ein. Doch die Forschungsergebnisse liefern so starke Hinweise darauf, dass weitere Forschungen in diese Richtung gerechtfertigt sind. Wer bereits auf abgekochtes Wasser setzt, der könnte nicht nur den Anteil an NMP verringern, sondern geht auch auf Nummer sicher, was das Risiko einer Bakterien-, Viren- oder Parasitenbelastung angeht.
Auch wenn man bisher nicht mit Sicherheit sagen kann, welche Auswirkungen NMP auf die Gesundheit von Menschen haben, gibt es eine Reihe von Hinweisen darauf, dass sie bestimmte Zusammensetzungen im Körper, wie das Mikrobiom des Darms stören. Fachleute sind sich deshalb einig darüber, dass die Aufnahme von NMP so weit wie möglich eingedämmt werden sollte.
Quelle: ntv.de, jaz