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Bilanz zu Wald- und Buschbränden Zehnfache Fläche Deutschlands stand 2023 in Flammen

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Waldbrand 2023 in der Nähe des kanadischen Scotch Creek, B.C.

Waldbrand 2023 in der Nähe des kanadischen Scotch Creek, B.C.

(Foto: picture alliance / empics | Darryl Dyck)

Die Waldbrände in Kanada, Amazonien und Griechenland setzten 2023 eine Fläche von 3,9 Millionen Quadratkilometern in Brand. Das ist mehr als die zehnfache Fläche von Deutschland. Wie sich die Gefahr von Bränden in Zukunft entwickelt, hängt laut Forschern vor allem von einem Faktor ab.

Feuer wie die verheerenden Wald- und Buschbrände des letzten Jahres dürften im weiteren Verlauf des Jahrhunderts deutlich zunehmen - sofern die Treibhausgas-Emissionen nicht nachlassen. Einem Bericht zufolge hat der Klimawandel die beispiellosen Feuer in Kanada, Amazonien und Griechenland wesentlich wahrscheinlicher gemacht. Diese trügen wiederum durch ihren CO2-Ausstoß zur weiteren Erderwärmung bei, schreibt ein internationales Forschungsteam um Matthew Jones von der englischen University of East Anglia in Norwich nach einer systematischen Analyse des Zeitraums von März 2023 bis Februar 2024.

Weltweit brannte demnach eine Fläche von 3,9 Millionen Quadratkilometern - das entspricht mehr als der zehnfachen Fläche von Deutschland (357.592 Quadratkilometer). Das war zwar etwas weniger als das langjährige Mittel der vergangenen Jahre - 4 Millionen Quadratkilometer -, aber die Kohlenstoff-Emissionen lagen im Vergleich dazu um 16 Prozent höher. Demnach pumpten die Flächenbrände im Untersuchungszeitraum etwa 8,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Fast ein Viertel davon - mehr als zwei Milliarden Tonnen - ging auf das Konto der Waldbrände in Kanada.

Größtes Feuer innerhalb der EU

Eine ungewöhnlich ausgeprägte Feuersaison erlebte zudem das nördliche Südamerika - vor allem Brasilien, aber auch Venezuela, Peru und Bolivien. In Evros im Nordosten von Griechenland wütete demnach auf etwa 900 Quadratkilometern - das entspricht der Fläche von Berlin - das größte Feuer, das jemals auf dem Gebiet der Europäischen Union registriert wurde.

Wäre die Lage in den afrikanischen Savannen nicht ruhig geblieben, hätten die brandbedingten CO2-Emissionen einen neuen Rekord erreicht, schreibt das Team - darunter auch deutsche Forschende - im Fachjournal "Earth System Science Data".

"Mit dem wärmeren Klima werden Flächenbrände häufiger und intensiver", sagt Erstautor Jones. "Unter den Folgen leiden sowohl die Gesellschaft als auch die Umwelt." So mussten allein in Kanada mehr als 230.000 Menschen ihr Zuhause verlassen. Größere Brände wurden unter anderem auch in Chile und Hawaii registriert.

Der Analyse zufolge hat der Klimawandel die Wetterbedingungen für große Brände - Hitze und Trockenheit - in Griechenland verdoppelt, in Kanada mindestens verdreifacht und in Amazonien um über den Faktor 20 gesteigert. "Es ist praktisch sicher, dass die Brände 2023 in Kanada und Amazonien durch den Klimawandel größer wurden", sagt Co-Autorin Chantelle Burton vom Met Office, dem nationalen britischen meteorologischen Dienst.

Wie sich die Brandgefahr in verschiedenen Teilen der Welt im Lauf des Jahrhunderts entwickeln wird, hängt dem Bericht zufolge vom weiteren Treibhausgas-Ausstoß ab. Bei einem mittleren bis hohen Emissionsszenario steige in Kanada die Gefahr für Brände wie in der vergangenen Saison bis zum Jahr 2100 um mehr als den Faktor sechs, in Amazonien um fast das Dreifache und in Griechenland um das Doppelte. "So lange die Treibhausgas-Emissionen weiterhin steigen, wird das Risiko für extreme Flächenbrände sprunghaft ansteigen", sagt Co-Autor Douglas Kelley vom UK Centre for Ecology & Hydrology.

Im Falle von nur noch wenigen Emissionen dagegen steige das Risiko in Kanada "nur" noch um das Doppelte, in Amazonien bleibe es weitgehend unverändert, in Griechenland nehme es noch um knapp ein Drittel zu.

Weitere Faktoren sind wichtig

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Das Team weist jedoch auch darauf hin, dass das Klima zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Einflussfaktor für die Brandgefahr ist: Die hänge zudem auch etwa von der Vegetationsdichte, der Landnutzung und den Schutzvorkehrungen gegen Feuer ab. Im westlichen Amazonien machten menschliche Aktivitäten - also Abholzung und Ausdehnung der Landwirtschaft - die Wälder demnach anfälliger für Dürren. Ein weiterer beitragender Faktor war im vergangenen Jahr das ungewöhnlich stark ausgeprägte Klimaphänomen El Niño, das alle drei bis acht Jahre auftritt und in Südamerika zu Hitze und Dürre beitrug.

Für das laufende Jahr geht der Bericht ebenfalls von günstigen Wetterbedingungen für größere Brände in Nord- und Südamerika aus - vor allem im Westen Nordamerikas wie etwa im US-Bundesstaat Kalifornien und im Pantanal, einem großen Feuchtgebiet im Südwesten von Brasilien.

Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa

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