Affen, die auf Krimis starren Zeichen für vorausschauendes Denken
20.09.2015, 20:48 UhrDass Menschenaffen über ein gutes Langzeitgedächtnis verfügen, ist bekannt. Bislang gingen Forscher allerdings davon aus, dass die Tiere diese Fähigkeit nur zur Futtersuche nutzen. Als Forschern den Affen Krimis zeigen, gibt es gleich zwei Überraschungen.
Packende Szenen eines Thrillers brennen sich in die Gedächtnisse des Zuschauers ein. Das gilt auch für Affen, wie die Ergebnisse eines Experiments japanischer Forscher zeigen. Wird den Tieren ein emotional ergreifender Streifen mit Prügelszenen gezeigt, wissen sie demnach später, von wo der Angreifer gleich herbeistürmt und auf welches Detail es ankommt. Solche Erinnerungsprozesse seien auch eine Voraussetzung für vorausschauendes Denken, heißt es im Fachjournal "Current Biology".
Dass Menschenaffen über ein hervorragendes Langzeitgedächtnis verfügen, haben Futterstudien gezeigt: Versteckte Nahrung finden sie auch nach langer Pause – selbst nach Jahren – gezielt wieder. Unklar sei bisher gewesen, ob sich das Erinnerungsvermögen auch auf lediglich beobachtete Situationen erstreckt, schreiben Fumihiro Kano und Satoshi Hirata von der Universität Kyoto.
Zwei Filme, zwei Szenarios
Sie nahmen dafür nun zwei Filme auf: In einem winken zwei Menschen in die Kamera und hocken sich dann jeweils neben eine Tür. Durch den rechten Eingang kommt plötzlich ein vermeintlicher Affe – ein Mensch im Affenkostüm – gestürmt, prügelt auf den dort hockenden Mann ein und verschwindet wieder. Im zweiten Streifen entwischt ein "Affe" aus einem Käfig und schlägt die davor hockende Frau – die sich dann aber einen Gummihammer angelt und an dem Angreifer rächt.
Die jeweils eine halbe Minute langen Filme wurden sechs Schimpansen und sechs Bonobos gezeigt, deren Blickrichtung während der Vorführung mit einem speziellen System erfasst wurde. Schon nach einmaligem Sehen wussten die Tiere Bescheid: Nahte bei der Wiederholung tags darauf eine spannende Szene, fixierten sie schon vorher die entscheidenden Details. Im ersten Film war dies die Tür, im zweiten der Gummihammer – selbst wenn dieser im Film plötzlich an einer anderen Stelle lag.
Überraschend sei für sie ein weiteres Forschungsergebnis gewesen, schreiben die Forscher: Die Affen hätten es offensichtlich genossen, die Filme anzusehen. "Wir haben ihnen Saft hingestellt, während sie die Videos ansahen", wird Kano zitiert. "Einige haben ihn gar nicht getrunken, sondern immer nur gebannt den Film angestarrt." In ähnlichen Versuchen wollen die Wissenschaftler nun prüfen, wie gut die Affen auf die Annahmen, Wünsche und Ziele anderer schließen können.
Quelle: ntv.de, ail/dpa