Frage & Antwort

Frage & Antwort Schützt Tageslicht vor Kurzsichtigkeit?

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Kurzsichtigkeit entwickelt sich vor allem im Kindes- und Jugendalter.

(Foto: imago/Westend61)

Meine Freundin hat mir erzählt, dass man sich jeden Tag einige Stunden im Freien aufhalten soll, um später keine Brille nötig zu haben. Hat sie recht oder wollte sie mich mit dieser Geschichte nur von der Couch bekommen? (fragt Sebastian G. aus Mainz)

Tatsächlich ist es so, dass Forscher in mehreren Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen Tageslicht und dem Auftreten von Kurzsichtigkeit gefunden haben. Eine Studie aus dem Jahr 2008 beispielsweise assoziiert Landleben mit gutem Sehen und Stadtleben mit Kurzsichtigkeit.

Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit, auch als Myopie bezeichnet, ist eine bestimmte Form der Fehlsichtigkeit der Augen. Sie wird hauptsächlich durch ein Längenwachstum des Auges ausgelöst. Die Entfernung von Hornhaut und Linse und von der Netzhaut wird größer als normal. Das hat zur Folge, dass sich der sogenannte Fernpunkt im Auge verschiebt. Objekte oder Personen in der Ferne können nun nur noch unscharf gesehen werden.

Kurzsichtigkeit entwickelt sich meistens im Kinder- und Jugendalter. Sie wird mit Brillen oder Laser-Operationen ausgeglichen.

Myopie wird eher als lästig betrachtet, obwohl sie sich zu einem ernsthaften Problem für das Auge entwickeln kann. Weltweit leiden immer mehr Menschen an ihr. Vor allem in Asien nimmt sie epidemische Ausmaße an. In Seoul beispielsweise sind 96,5 Prozent der 19-jährigen Männer kurzsichtig.

Bei ihrer Untersuchung statteten die Wissenschaftler der Universität Queensland kurz- und normalsichtige Kinder mit Licht- und Bewegungssensoren aus. Die normalsichtigen Kinder hielten sich pro Tag durchschnittlich zwei Stunden im Freien auf und die kurzsichtigen nur bis zu eineinhalb Stunden. Die Unterschiede bei den körperlichen Aktivitäten der beiden Gruppen waren dagegen gering.

Resümierend sind sich alle Forscher, die sich mit der Auswirkung von Tageslicht auf die Augen beschäftigt haben, einig: Kinder, die die meiste Zeit im Freien verbringen, haben das geringste Risiko, kurzsichtig zu werden. Stubenhocker dagegen, die viele Stunden auf Monitore starren, Bücher lesen oder lernen, haben ein hohes Risiko, bereits im Kindes- und Jugendalter eine Kurzsichtigkeit zu entwickeln. Doch nicht das Erschlaffen der Augenmuskeln oder die Lichtverhältnisse beim Lesen sind für die Entstehung der Kurzsichtigkeit verantwortlich, wie lange angenommen worden war, sondern das Fehlen von Tageslicht.

Zu dunkle Räume

In Räumen, selbst in hellen Lehrgebäuden, wird mit ungefähr 500 Lux nur ein Bruchteil des Tageslichtes im Freien erreicht. An sonnigen Tagen können rund 10.000 Lux gemessen werden - und das sogar im Schatten.

Doch was bewirkt das Tageslicht genau im Auge? Im Auge führt es zur Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin. Das konnte zumindest im Versuch mit Küken und Hühnern bestätigt werden. Dopamin, auch als Glückshormon bekannt, hat viele Aufgaben im Körper. Im Auge kann es das Längenwachstum verhindern und so die Entwicklung der Kurzsichtigkeit hemmen.

Da das Auge bis zum 30. Lebensjahr wächst, kann es nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene sinnvoll sein, sich ausgiebig im Freien aufzuhalten. Experten raten zu drei Stunden täglich. Diese leichte und kostenfreie Übung ist nicht nur eine Präventionsmaßnahme für normalsichtige Menschen, sie kann auch die Verschlechterung einer bereits bestehenden Kurzsichtigkeit verhindern. Eine Garantie für lebenslange Adleraugen ist das Draußensein allerdings nicht, da auch die Veranlagung und andere Umweltfaktoren als das Tageslicht zu Kurzsichtigkeit führen können.

Übrigens: Wer jetzt glaubt, seine Augen ungeschützt Richtung Sonne halten zu müssen, der irrt. Die Sonne kann die Netzhaut im Auge irreversibel schädigen. Die Verbrennungen, die man zunächst nicht spürt, können bis zur Erblindung führen. Also vor allem an sonnigen Tagen die Augen mit einer geeigneten Sonnenbrille schützen.

Quelle: ntv.de

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