Frage und Antwort, Nr. 365 Warum ist der Mond weiß?
10.02.2015, 06:42 Uhr
Der Mond hoch droben am Himmel: Ihn können wir immer direkt anschauen - im Gegensatz zur Sonne.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn ich mir die Sonne anschaue, ist sie entweder gelb oder beim Auf- und Untergang orange bis rot. Der Mond aber erscheint immer weiß. Warum ist das so? (fragt Maria L. aus München)
Der Mond leuchtet nicht eigenständig, sondern reflektiert das Licht der Sonne. Diese Tatsache ist allgemein bekannt – und sie wirft zugleich die Frage unserer Leserin auf. Wenn es sich um dasselbe Licht handelt, dann müsste es doch für unser Auge auch gleich aussehen. Oder?
Zunächst: Das Licht der Sonne ist eigentlich weiß, es enthält alle Spektralfarben. Zumindest so lange, bis es auf unsere irdische Atmosphäre trifft. Denn die Teilchen, die sich darin befinden, zerlegen das Licht in die unterschiedlichen Farben. Die Spektralfarben unterscheiden sich durch ihre Wellenlänge: Blaues Licht zum Beispiel hat eine kurze, rotes eine lange Wellenlänge. Die Teilchen in unserer Atmosphäre – vorwiegend Stickstoff und Sauerstoff – streuen kurzwelliges Licht stärker als langwelliges.
Je höher die Sonne steht, desto weißer ist sie
Soweit die theoretischen Vorarbeiten. Versuchen wir uns nun an einer Antwort auf die Frage. Steht die Sonne hoch am Himmel, etwa zur Mittagszeit, muss das Licht nur einen verhältnismäßig kurzen Weg durch unsere Atmosphäre nehmen. Das heißt: Vor allem die blauen Anteile des Lichts werden gestreut, deshalb ist unser Himmel auch blau. Wir sehen das gestreute Licht der Sonne.

Auch der Mond ist keineswegs immer leuchtend weiß - wie hier zu sehen. Für sein Licht gelten die gleichen physikalischen Grundprinzipien wie für die Sonne.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wandert die Sonne nun gen Horizont, verlängert sich auch der Weg, den das Licht durch die Atmosphäre nehmen muss. Das heißt: Immer mehr kurzwellige Farbanteile werden gestreut, das Licht enthält also, wenn es bei uns ankommt, vor allem noch Anteile an langwelligem rotem Licht. Die Sonne wird zunehmend rot. Steht man nun am Meer und sieht das Sonnenlicht, das zusätzlich durch den leichten Dunst über dem Wasser gebrochen wird, verstärkt sich dieser Effekt.
Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt fasst für uns zusammen: "Je höher die Sonne am Himmel steht, desto weißer ist ihr Licht." Der Experte bringt es auf den Punkt: "Die Atmosphäre ist eine Art Filter. Je länger der Weg des Lichts durch die Atmosphäre ist, desto röter wird die Sonne."
Was ist nun aber mit dem Mond? Das Licht ist das gleiche – und der Vorgang entspricht dem bereits beschriebenen. Auch der Mond verfärbt sich leicht beim Auf- und Untergang. Steht er in der Nacht aber hoch am Himmel, gilt auch für unseren Trabanten: Das Licht, das er reflektiert, erscheint weiß. Im Gegensatz zur Sonne können wir den Mond aber direkt anblicken. Der Mond ist bei weitem nicht so hell wie die Sonne, die wir tagsüber, wenn sie weiß erscheint, nicht direkt anschauen können (und sollten).
Übrigens: Auf dem Mond selbst gibt es diesen Effekt nicht. Unser Trabant hat keine Atmosphäre, die Lichtteilchen streuen könnte. Der Himmel ist deshalb auch tagsüber auf dem Mond rabenschwarz - und die Sonne immer weiß. Egal, ob sie aufgeht, untergeht oder über den Himmel wandert.
Quelle: ntv.de