Fundsache, Nr. 1302 Leukämie an 7000 Jahre altem Skelett
01.09.2015, 15:20 Uhr
Das Bild zeigt die Reste einer 30- bis 40-jährigen Frau aus der Jungsteinzeit.
(Foto: M. Francke/Universität Tübingen)
Das Leben in der Jungsteinzeit war hart. Das können Forscher an den Spuren ausgegrabener Knochen erkennen. Darüber hinaus finden sie Hinweise auf eine bis heute gefürchtete Krankheit.
Leukämie, umgangssprachlich auch als Blutkrebs bekannt, ist eine gefürchtete Krankheit. Weil sich die Erkrankung des Blutes bis in die Strukturen der Knochen ausbreitet, ist es Forschern gelungen, Leukämie an einem Skelett nachzuweisen, das etwa 7000 Jahre alt ist. Die Wissenschaftler vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen können damit den ältesten bekannten Leukämie-Fund präsentieren.
Für ihre Untersuchungen nahmen die Forscher verschiedene Knochen eines Skeletts unter die Lupe, das von einer 30- bis 40-jährigen Frau aus der Jungsteinzeit stammt. Das Skelett, das die Bezeichnung "Individuum G61" trägt, ist zusammen mit anderen auf dem neolithischen Gräberfeld Stuttgart-Mühlhausen entdeckt und geborgen worden.
Knochenauflockerungen entdeckt
Bei "Individuum G61" konnten die Wissenschaftler mit Hilfe von hochauflösenden Computer-Tomographen im rechten oberen Oberarmknochen und im Brustbein außergewöhnliche Auflockerungen des inneren Knochengewebes feststellen. Das sind klare Hinweise auf Leukämie, denn in diesen Bereichen, wie auch in den Wirbeln, den Rippen, im Schädel, dem Becken und den Enden der Oberschenkel finden sich bei Erwachsenen blutbildende Stammzellen.
Ihre Befunde verglich das Team um Paläoanthropologin Dr. Heike Scherf mit den Oberarmknochen von 11 weiteren Individuen, die von derselben Fundstelle stammen und der gleichen Altersgruppe angehören. "Kein anderes Individuum zeigte dieses signifikante Muster", so Scherf. Andere Erkrankungen wie beispielsweise Osteoporose oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse schließen die Forscher aufgrund des Fehlens typischer Merkmale aus. Ob die Frau an der Leukämie gestorben ist, konnten die Forscher aber nicht feststellen.
Quelle: ntv.de, jaz