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"Vertrauen auf einfache Lösungen" Wer glaubt an Verschwörungstheorien?

Egal, was auf der Welt passiert, eine Verschwörungstheorie ist meist nicht fern. Mag sie auch noch so merkwürdig erscheinen - es gibt immer Leute, die davon überzeugt sind. Aber was sind das für Menschen? Niederländische Forscher haben das untersucht.

Verschwörungstheorien sind allgegenwärtig. Egal, ob MH370, 11. September, Mondlandung, der Anschlag auf "Charlie Hebdo" oder die angebliche Islamisierung des Abendlandes – krude Theorien kursieren zu fast jedem Ereignis, das gesellschaftliche und politische Relevanz besitzt. Doch wer glaubt eigentlich an solche Theorien? Es sind offenbar vor allem Menschen, die in politischen Kategorien extrem denken – egal, ob links oder rechts. Das stellte ein niederländisches Forscherteam um den Psychologen Jan-Willem van Prooijen fest. Die Studie wurde im Fachmagazin "Social Psychological and Personality Science" veröffentlicht.

Sowohl Menschen am rechten als auch am linken Rand neigten dazu, "an ihrem Glaubenssystem starr festzuhalten. Das führt dazu, dass sie ihre politischen Ideen als die einfache und vor allem einzige Lösung für gesellschaftliche Probleme wahrnehmen", zitiert das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin "Pacific Standard" aus der Studie. Dies wiederum veranlasse diese Menschen dazu, Verschwörungen als logische Ursachen für die unterschiedlichsten Ereignisse anzunehmen.

"Verschwörungstheorien speisen ein wesentliches Merkmal des politischen Extremismus: Das Verlangen danach, gesellschaftliche Ereignisse durch eine klar abgrenzbare Anzahl an Annahmen über die Welt zu erklären", folgern van Proojen und seine Kollegen aus ihren Ergebnissen. Dies werde noch dadurch verstärkt, dass sich viele von Nachrichten und Meinungen fernhalten würden, die nicht ihrer Weltsicht entsprechen.

Den Erkenntnissen liegen vier Untersuchungen zugrunde. Drei davon wurden in den Niederlanden und eine in den USA durchgeführt. Die Studien in den Niederlanden wurden mit einer repräsentativen Auswahl wahlberechtigter Niederländer durchgeführt. Die Probanden sollten zunächst ihre Zustimmung zu der Aussage angeben: "Mit der richtigen Politik können die meisten gesellschaftlichen Probleme leicht gelöst werden." Daraufhin wurden sie mit sechs Verschwörungstheorien konfrontiert, die sie auf einer Skala von eins ("sehr wahrscheinlich") bis sieben ("sehr unwahrscheinlich") bewerten sollten. Eine dieser Theorien war zum Beispiel: "Die Politik wurde von Ölkonzernen infiltriert, als die Entscheidung um einen Krieg gegen den Irak gefällt wurde."

Das Ergebnis: Beide politischen Extreme glauben – mehr als politisch moderate Studienteilnehmer – an einfache Lösungen für gesellschaftliche Probleme. "Zudem hängt das Vertrauen auf einfache Lösungen signifikant mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zusammen", heißt es in der Studie.

Quelle: ntv.de, fma

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