Unterhaltung

Blut, Sex und ein bisschen Spaß Amazon lässt Zuschauer Serien testen

Frauen haben bei "Good Girls Revolt" das Nachsehen, doch das wird sich ändern.

Frauen haben bei "Good Girls Revolt" das Nachsehen, doch das wird sich ändern.

(Foto: Amazon Studios)

Eigentlich darf man viel zu selten mitbestimmen, wenn es um die liebsten Serien geht. Ständig wird irgendein Knaller abgesetzt. Dank Amazon dürfen Zuschauer nun ein wenig mitentscheiden. Aus sechs Pilot-Folgen sollen sie ihre Favoriten wählen.

Wenn im Serien-Geschäft früher einmal über Leben und Tod entschieden wurde, verschanzten sich diverse Experten, werteten Test-Screenings aus, nahmen ihr Klientel zum achten Mal unter die Lupe und vertrauten schließlich auf ihr Bauchgefühl. Heute funktioniert das anders - jedenfalls bei Amazon.

Über den Streaming-Dienst sind Pilot-Folgen zu sechs Formaten abrufbar, darunter Comedy, die nicht wirklich zum Lachen ist, ein Western, ein Thriller und zwei historische Dramen. Die Zuschauer können entscheiden, welche Geschichten tatsächlich in Serie gehen.

Die Erwartungen sind hoch, schließlich landete Amazon mit "Transparent" im vergangenen Jahr einen Megahit. Das Dramedy-Format über Familienvater Mort, der sich als transsexuell outet, erhielt unter anderem fünf Emmys und zwei Golden Globes.

n-tv.de hat sich das neue Serien-Material ganz genau angesehen und die Pilot-Folgen von saublöd bis suchtgefährdend sortiert.

"Edge"

(Western)

"Edge" will seinen Bruder rächen. Dafür streckt er nieder, wer ihm im Weg steht.

"Edge" will seinen Bruder rächen. Dafür streckt er nieder, wer ihm im Weg steht.

(Foto: Amazon Studios)

"Das hier ist keine Geschichte für Zartbesaitete", verspricht "Edge" und nichts anderes sollte man bei einem Western auch erwarten. Tatsache, es wird wirklich blutig, wenn Nordstaaten-Offizier Josiah "Edge" Hedges (Max Martini) nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs seinen Rachefeldzug im Bundesstaat Kansas beginnt.

Dass die Dialoge etwas plump daherkommen, sei aufgrund des Genres verziehen. Schließlich trifft sich hier ein Haufen Machos, die sich auf recht diverse Weise niederschießen, abstechen oder in die Luft sprengen. Allerdings läuft "Edge" gen Ende des Pilots immer mehr Gefahr, die Schlachterei nur um des Blutes willen zu praktizieren. Das muss dann auch nicht sein. "True Blood's" Ryan Kwanten darf den Plot als Bösewicht gern schnell ein wenig ankurbeln.

"Z: The Beginning of Everything"

(Drama)

Zelda Fitzgerald ist eine Legende. In den 1920er-Jahren wuchs sie zur klugen Stilikone an der Seite von Autor F. Scott Fitzgerald heran. "Z: The Beginning of Everything" führt sie als junges Mädchen ein. Dass die Wahl bei der Besetzung auf die 35-jährige Christina Ricci fiel, lässt vermuten, dass die Serie sie nicht lange jung bleiben lassen wird.

Zelda ist wild, Zelda ist hungrig nach mehr. Sie will ihrer strengen, kleinen Welt entfliehen - viel mehr gibt die Pilotepisode nicht her. Ein paar Soldaten küsst sie in den Krieg, eine Balletteinlage gibt sie. "Z: The Beginning of Everything" könnte eine schöne Show über eine große Liebe werden. Der Pilot aber lässt Zuschauer mit einer halbgaren Einleitung zurück.

"Patriot"

(Politthriller)

Wenn die Söhne mit dem Vater arbeiten ...

Wenn die Söhne mit dem Vater arbeiten ...

(Foto: Amazon Studios)

Die USA müssen mal wieder Irans Atomprogramm vereiteln und schleusen deswegen einen Ausnahmeagenten bei einer Firma ein, die im Nahen Osten Rohre verlegt. Was zunächst nach klassischem Genre-Drama klingt, wird schnell von Absurditäten zerpflückt.

Agent John Tavner (Michael Dorman) verarbeitet seine Traumata in detaillierten Folk-Songs in schummrigen Kneipen. Da muss ihn sein Bruder schon mal bremsen, wenn er vom Erlegen einer brasilianischen Flughafenhilfskraft trällert. Der tauscht übrigens auch blutige Hemden gegen frische aus. Terry O'Quinn ("Lost") macht als Papa und Boss das absurde Vater-Sohn-Sohn-Trio komplett. "Patriot" will ein bisschen sein wie "Fargo", bleibt vermutlich aber einfach ein Politthriller unter vielen.

"One Mississippi"

(Comedy)

Wem trockener Witz im Hals stecken bleibt, der braucht bei "One Mississippi" nicht einschalten. Es ist die Tig Notaro Show, der Comedy-Star aus den USA tritt in der Hauptrolle und auch als Drehbuchautorin auf. Man kennt sie als die, die mit Sprüchen über ihre eigene Krebskrankheit prominent für verschämte Brüller sorgte. Kein Schocker also, dass sie in "One Mississippi" bereits nach wenigen Minuten an Mamas Sterbebett den Stecker zieht.

Die Show aber ist nicht einfach makaber. Während sich um die Charaktere herum ihre gesamte Welt verändert, hält die Kamera auf die kleinen Momente. "One Mississippi" findet schnell eine ganz individuelle Stimme.

"Highston"

(Comedy)

Highston mit seinem Kumpel von den Red Hot Chili Peppers - sieht echt aus, ist es aber nicht.

Highston mit seinem Kumpel von den Red Hot Chili Peppers - sieht echt aus, ist es aber nicht.

(Foto: Amazon Studios)

Highston Liggetts geht es prima. Der 19-Jährige fühlt sich pudelwohl unter berühmten Freunden - nur dass die außer ihm keiner sehen kann. Seine Eltern wollen ihn sachte gen Klapse schubsen, doch ganz so leicht lässt Highston das nicht mit sich machen.

In der Pilot-Folge von "Highston" übertrumpfen sich Flea von den Red Hot Chili Peppers und Basketballer Shaquille O'Neal mit Irrsinn. Das macht Freude beim Zusehen, eine Aneinanderreihung mehr oder minder hochkarätiger Gastauftritte allein kann aber keine Serie tragen. Klingt nach "Wilfred": ganz schön gaga, aber ohne Hund.

Good Girls Revolt (Drama)

Es ist 1969 und es läuft "Light My Fire". "Good Girls Revolt" setzt gefühlt da ein, wo "Mad Men" aufgehört hat. Die Ladys tragen zwar bereits Mini-Rock und - oh là là - sogar Jeans, müssen sich aber noch von ihren Ehemännern das Diaphragma zerstechen lassen und in der Redaktion der Zeitung "News of the Week" mit aufwändigen Recherchearbeiten Autoren zuarbeiten, die später ihren Namen über die Fremdinformation setzen.

Die Show spielt mit Retro-Romantik, erinnert an Zeiten, in denen Nachrichten sich noch auf Papier verbreiteten und ist getrieben von der Ambition junger Frauen, die mehr wollen, als ihnen zugestanden wird. Wer aufmerksam hinguckt, erkennt Meryl Streeps Tochter Grace Gummer in einer Gruppe von Frauen, die in Begriff sind, mit dem Handspiegel ihren Schritt zu untersuchen.

Alle Pilot-Folgen sind über Amazon Video abrufbar.

Quelle: ntv.de

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