Yuval Raphael entkam der Hamas Israel entsendet Massaker-Überlebende zum ESC
23.01.2025, 11:56 Uhr Artikel anhören
Sie besuchte am 7. Oktober 2023 das Nova-Festival in Israel und entkam dort nur knapp dem Terror der Hamas. Jetzt wird Yuval Raphael ihr Land beim Eurovision Song Contest vertreten. Was sie dort singen wird, steht noch nicht fest.
Der Eurovision Song Contest (ESC) im schwedischen Malmö im vergangenen Jahr hat Skandalgeschichte geschrieben. Schließlich wurde die Veranstaltung von antisemitischen Ausfällen überschattet, an denen sich auch einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus anderen Ländern beteiligten. Israels Repräsentantin, die damals gerade mal 20-jährige Sängerin Eden Golan, wurde zum Ziel von Anfeindungen und konnte ihr Hotelzimmer aus Sicherheitsgründen kaum noch verlassen. Doch allem Hass und aller Hetze zum Trotz schaffte sie es im ESC-Finale mit ihrem Song "Hurricane" bis auf den fünften Platz.
Auch der nun bevorstehende ESC 2025, der Mitte Mai in Basel in der Schweiz stattfindet, dürfte wieder politisch aufgeladen sein. Auch weil Israel diesmal mit der Entsendung von Yuval Raphael eine starke Botschaft sendet: Die 24-Jährige ist eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023.
Raphael gehörte zu den Besucherinnen und Besuchern des Nova-Festivals, das ein zentrales Ziel der damaligen Terrorattacke war. Mindestens 364 der insgesamt über 1100 Toten, die nach dem Großangriff der Hamas auf Israel gezählt wurden, waren hier zu beklagen. Dutzende Besucherinnen und Besucher des Festivals wurden zudem verschleppt, viele weitere wurden verletzt.
Unter Leichen versteckt
Israelischen Medienberichten zufolge überlebte Raphael die Attacke nur, weil sie sich in einem kleinen Bunker unter Leichen versteckte und tot stellte. Terroristen sollen in den Bunker eingedrungen sein und das Feuer eröffnet haben, sodass die meisten der über 40 Menschen in dem Schutzraum ebenfalls starben. Nach acht Stunden hätten israelische Truppen Raphael und zehn weitere Überlebende aus dem Bunker geborgen.
Raphael sicherte sich ihr ESC-Ticket durch den Gewinn der israelischen Talentshow "HaKokhav HaBa". Unter anderem sang sie dort das Lied "Anyone" von Demi Lovato. Mit welchem Song sie beim ESC antreten wird, steht dagegen noch nicht fest. Das solle erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden, heißt es. Aktuell seien Komponistinnen und Komponisten aufgefordert, mögliche Titel einzureichen.
Raphael wurde in der Nähe von Tel Aviv geboren und verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in der Schweiz - dem diesjährigen ESC-Gastgeberland. Ihre musikalischen Vorlieben reichen von Led Zeppelin und den Scorpions über Beyoncé und Céline Dion bis hin zu Rave- und Trance-Musik, weshalb sie auch das Nova-Festival besuchte.
Raphael erwartet Buh-Rufe
Nach dem Terroranschlag begab sich Raphael in eine Therapie. Über das schreckliche Erlebnis hat sie schon mehrfach öffentlich gesprochen, unter anderem vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf. "Musik ist ein starker Bestandteil meines Heilungsprozesses", sagte sie nach ihrem Sieg in der Show "HaKokhav HaBa". Tatsächlich versucht sie sich erst seit rund einem Jahr als professionelle Sängerin.

Raphael hat schon häufiger öffentlich über ihr Erlebnis des Hamas-Terrorangriffs gesprochen.
(Foto: picture alliance/KEYSTONE)
"Ich kann nicht beschreiben, wie aufgeregt und bereit ich bin. Vielen Dank, dass Sie mir diese große Ehre erweisen und mir Ihr Vertrauen schenken, mein Land auf der großen Eurovision-Bühne in der Schweiz zu vertreten", erklärte Raphael zudem nach dem Gewinn des ESC-Tickets.
Der Online-Zeitung The Times Of Israel zufolge reist Raphael mit einer klaren Mission zum Song Contest. "Ich möchte ihnen die Geschichte des Landes erzählen, was ich durchgemacht habe, was andere durchgemacht haben", wird die Sängerin hier zitiert. Und weiter: "Ich möchte die Geschichte erzählen, aber nicht, um Mitleid zu bekommen. Ich möchte, dass ich angesichts dessen und angesichts der Buh-Rufe, die mit hundertprozentiger Sicherheit aus dem Publikum kommen werden, stark bleibe."
In Deutschland ist der ESC "Chefsache"
Anders als zum Beispiel Deutschland ist Israel nicht automatisch für das ESC-Finale am 17. Mai gesetzt. Raphael muss sich zunächst in einem der beiden Halbfinale durchsetzen, die am 13. und 15. Mai stattfinden werden. Wie die Halbfinale zusammengesetzt sind, soll in der kommenden Woche ausgelost werden.
Neben Raphael stehen bislang nur wenige Acts der insgesamt 37 Länder, die in diesem Jahr am ESC teilnehmen, fest. Dazu zählen etwa Claude für die Niederlande, Theo Evan für Zypern oder Shkodra Elektronike für Albanien.
Wer Deutschland vertritt, wird unter dem Motto "Chefsache ESC 2025 - Wer singt für Deutschland?" ermittelt. Zwischen dem 14. Februar und dem Finale am 1. März sucht Stefan Raab im Verbund mit RTL und der ARD nach unserer Gesangshoffnung für Basel. Insgesamt vier Vorentscheid-Shows sind geplant - die ersten drei werden bei RTL und auf RTL+ zu sehen sein. Das Vorentscheids-Finale strahlt dann die ARD aus.
Der ESC 2025 findet in Basel statt, nachdem Nemo mit dem Lied "The Code" den Contest im Vorjahr für die Schweiz gewonnen hatte. Vor wenigen Tagen teilte die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) mit, wer den ESC diesmal moderieren wird: Michelle Hunziker, Hazel Brugger und Sandra Studer.
Quelle: ntv.de, vpr