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"Borowski und das ewige Meer" Nah am Wasser

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Kommissar Borowski (Axel Milberg) zeigt sich nach über 20 Jahren im Einsatz von seiner durchaus empathischen Seite.

Kommissar Borowski (Axel Milberg) zeigt sich nach über 20 Jahren im Einsatz von seiner durchaus empathischen Seite.

(Foto: NDR/Thorsten Jander)

Im Kieler "Tatort" bewegt sich Kommissar Klaus Borowski so langsam Richtung Zielgerade. Angesichts von Klimawandel und nahendem Ruhestand hält bei ihm eine gewisse Altersmilde Einzug. Steht ihm gut, dem Grantler von der Förde.

"Wir brauchen die Fiktion, wir brauchen die Kunst, wir brauchen solche Figuren wie Borowski, die uns über all diese Zweifel und Dilemmata ein Stückchen Hoffnung geben, dass eine Rettung möglich ist", so Rudi Gaul, der zusammen mit Katharina Adler das Drehbuch zum "Tatort" vom Vorabend verfasst hat. "Borowski und das ewige Meer", so lautete der Titel, ein etwas überladenes Stück Sozialkritik, im Fokus der längst stattfindende Klimawandel mit seinen katastrophalen Folgen.

Und wo könnte solch ein Fall besser verortet sein als in der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein? Wer an der Förde entlangradelt oder spaziert, sei es die Kiellinie am Westufer oder im Osten rund um den Wellingdorfer Seefischmarkt, wo Borowski erst kürzlich ermittelte, der weiß um die Lebensqualität hoch im Norden, die Nähe zum Wasser, die ganz besondere Luft, das Klima - aber eben auch um den drohenden Kollaps von all dem.

Sechs Zentimeter ist der Meeresspiegel in Kiel in den letzten 50 Jahren gestiegen, unfassbare 50 Zentimeter werden es bis zum Jahr 2100 sein. Ein halber Meter, eine überaus angsteinflößende Größenordnung. Im "Tatort" nahmen sich drei Klima-Aktivisten das Leben, um auf diese Gefahren hinzuweisen. Drastischer geht es kaum. Aber wäre so etwas im wirklichen Leben überhaupt effektiv?

"Klimakrise muss sehr ernst genommen werden"

"Ich glaube, es gibt einen großen Unterschied zwischen radikalem Handeln und Haltung zeigen. Manche Menschen sind überzeugt davon, dass bestimmte Krisen Maßnahmen erfordern, die radikal sind. Andererseits können radikale Aktionen vom wesentlichen Punkt ablenken und ihn zu einem Hintergrundgeräusch im öffentlichen Diskurs machen", so Almila Bagriacik, die in der Rolle der Mila Shain zu sehen ist. "Ich denke, dass die Klimakrise sehr ernst genommen werden muss und jeder Einzelne von uns eine Verantwortung und einen Beitrag zu leisten hat. Aber damit ist es nicht getan. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir uns diesem Thema in der Filmbranche künstlerisch nähern und unsere Plattform nutzen, um Aufmerksamkeit dafür zu generieren - wodurch es hoffentlich auch politisch relevanter wird."

Borowski und das Meer - an den Gestaden Kiels eine durchaus offenkundige Kombi, wenngleich auch nicht immer vor dem Hintergrund nahender Naturkatastrophen. In "Borowski und das Haus am Meer" ging es 2019 um die "Nachkriegsgeneration und ihre Versuche, das grausame Erbe des Nationalsozialismus zu verarbeiten". Fünf Jahre zuvor hieß es bereits "Borowski und das Meer", thematisch etwas dichter am Fall vom Vorabend. Kein geringerer als Bestseller-Autor Frank Schätzing gab sich in der Folge um Meeresrohstoffe und ihre Förderung die Ehre.

Borowski sympathisiert mit letzter Generation

Borowski selbst zeigt sich nun, nach über 20 Jahren im Einsatz, von seiner durchaus empathischen Seite. Im nächsten Jahr verabschiedet sich der einstige Grantler aus dem Norden, mittlerweile ist er altersmilde geworden. Und auch wenn "Borowski und das ewige Meer" sich zwischen den großen Themen von KI bis Klima an der Message etwas den Rücken verhebt - Borowskis Sympathie, ja, Zuneigung für die nächste Generation geriet fast anrührend.

Sie steht ihm gut, die neue Feinfühligkeit. Für Axel Milberg eine Herzensangelegenheit. "Uns war wichtig, Borowski in seiner Bewertung zurückhaltend zu zeigen. Er darf ja die Ermittlung nicht aus den Augen verlieren", so der Schauspieler im Interview. "Aber dass er Sympathien hat für die letzte Generation, ist spürbar. Nicht nur, weil er ihnen Brötchen an den Strand bringt - dies ist seine gewissermaßen analoge Manipulation - sondern auch am Ende. Da ist Trauer, das ewige 'zu spät' des Ermittlers und auch Ratlosigkeit im Angesicht eines neuen übermächtigen Feindes."

Wer sich diesen Emotionen noch einmal nähern möchte, der kann das jetzt auch via Podcast tun. Die 90-minutige Hörfilmfassung steht begleitend zur Erstausstrahlung in der ARD-Audiothek zum Streaming und Download bereit. Am kommenden Wochenende sind Lannert und Bootz im Stuttgarter "Tatort: Lass sie gehen" im Einsatz.

Quelle: ntv.de

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