So läuft der 21. Spieltag Wie viele Tore verschenkt der FC Bayern?
08.02.2019, 17:02 Uhr
Glücklos in Berlin: Mats Hummels, FC Bayern München.
(Foto: imago/MIS)
Bei aller individuellen Klasse muss sich der FC Bayern die Frage gefallen lassen, was eigentlich der Plan ist. Schalke 04, Gegner an diesem Spieltag der Fußball-Bundesliga, weint sich glücklich. Und niemand sollte die Gladbacher Borussia vergessen.
Wie steht es um den FC Bayern?
Was haben die Münchner für tolle Spieler. Beim 3:2 im DFB-Pokal bei der Hertha wirbelten die Flügelstürmer Kingsley Coman, der in der Verlängerung das Siegtor erzielte, und Serge Gnabry, der zweimal traf, die Abwehr der Berliner durcheinander, dass es für die Anhänger des FC Bayern eine Freude war. Angreifer Robert Lewandowski kam zwar im Olympiastadion nicht so zum Zug, ist aber auch kein Schlechter. Leon Goretzka, James Rodríguez und Thiago Alcántara sind phantastische Mittelfeldspieler, David Alaba und Joshua Kimmich sehr gute Außenverteidiger. Und eigentlich ist auch die Innenverteidigung mit Niklas Süle und Mats Hummels so schlecht nicht, auch wenn der mit einem dummen Fehler der Hertha das 2:2 schenkte und die Sache gegen einen klar unterlegenen Gegner unnötig verlängerte, bis der Einzug ins Viertelfinale dann doch geschafft war.
Individuelle Klasse haben die Bayern. Allein: Es fehlt der Plan, die auch konsequent und gewinnbringend einzusetzen. Und in der Defensive haben die Münchner ein Problem. "Fakt ist, dass wir einfache Fehler machen", hatte Trainer Niko Kovac nach der Partie in Berlin moniert. In dieser Saison der Fußball-Bundesliga hat seine Mannschaft an 20 Spieltagen bereits 23 Gegentore kassiert. Das sind sieben mehr als zu gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr und beinahe doppelt so viele wie in der Saison 2016/2017. Wenn sie so weitermachen wie beim 1:3 bei Bayer 04 Leverkusen am vergangenen Wochenende und eben am Mittwoch in Berlin, dann kommen am Samstag (ab 18.30 Uhr in Liveticker bei n-tv.de) selbst gegen den FC Schalke 04 einige hinzu. Kovac wollte vor dieser Partie zwar nicht den Stab über Hummels brechen und deutete an, dass der Innenverteidiger auch gegen die Gelsenkirchener in der Startelf steht.
Er sagte aber auch: "An der Taktik kann es nicht liegen, wenn ein Spieler eine Kopfball-Rückgabe zu kurz spielt. Als Trainer kann man da wenig machen. Ich als Trainer versuche immer, meine Spieler zu schützen, aber ich kann nicht meinen Kopf dafür hinhalten, wenn ein Spieler einen solchen Fehler macht." Im Tor wird mutmaßlich erneut Sven Ulreich stehen. Kapitän Manuel Neuer laboriert weiter an seiner Daumenverletzung. "Wir gehen kein Risiko ein. Wir möchten nicht, dass es sich verschlechtert", sagte Kovac. Aber: "Die letzte Entscheidung hat immer der Spieler." Unser Tipp: Neuer fehlt wie in Leverkusen und Berlin, der FC Bayern gewinnt gegen die Schalker aber mit 3:1.
Was machen eigentlich die Schalker?
Für den FC Schalke 04 könnte der nicht nur wegen Rudi Assauers Tod hochemotionale Pokalmittwoch zum Schlüsselerlebnis werden. Das 4:1 gegen Fortuna Düsseldorf liest sich für einen Champions-League-Achtelfinalisten zwar wie Pflichtprogramm, doch das muss in dieser Saison gar nichts heißen. Viel wichtiger für die Gelsenkirchener ist die Erkenntnis: In diesem Spiel hat endlich all das gegriffen, worauf sie beim Tabellenzwölften hoffen. Nachdem beinahe der komplette Sturm verletzungsbedingt ausgefallen war, musste sich die Schalker viel Kritik anhören. Statt einen gestandenen Mittelsturmersatz zu holen, kam mit Rabbi Matondo ein perspektivischer Außenspieler. Manager Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco setzen stattdessen auf den vorhandenen Kader und die eigene Jugend.
Und siehe da, kurz nach Unterzeichnung seines Profivertrages markiert der 18 Jahre alte Ahmed Kutucu bei seinem Startelf-Debüt das Führungstor gegen die Fortuna. "Als die Fans so ausgerastet sind, habe ich sogar ein paar Tränen in den Augen gehabt, ein unglaubliches Gefühl", gestand Kutucu gerührt. Zudem mussten die Schalker ebenfalls im Winter widerwillig ihren Abwehrchef und Kopfballspezialisten Naldo ziehen lassen. Und siehe da, kurz darauf erzielt der bislang eher unauffällige Salif Sané gleich zwei Tore, eins per Kopf, beide nach Standards. Und noch etwas: "Die Schalker waren heute brutal offensiv", attestierte Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel. "Sie haben unsere Fehler ausgenutzt." Auch das ist auf Schalke in dieser Saison alles andere als selbstverständlich. Jetzt muss eigentlich nur noch der Plan mit Hochgeschwindigkeits-Nachwuchs-Juwel Matondo aufgehen und schon könnte der FC Bayern sein königsblaues Wunder erleben. Tedesco jedenfalls sagt: "Wir haben unheimlich Bock auf das Spiel." Aber verlieren werden sie dennoch, haben wir ja oben so getippt.
Was macht der Tabellenführer aus Dortmund?
Aus dem Pokal ist der BVB raus, gegen den SV Werder hatte es im Elfmeterschießen nicht gereicht. Zumindest in diesem Wettbewerb ist der FC Bayern besser. Fast noch mehr aber plagt sie in Dortmund, dass ihr Kapitän wieder einmal verletzt ist. Gegen Bremen am Dienstag musste er zur Pause wegen Oberschenkelproblemen aufgeben. Ob er nun am Samstag gegen die TSG Hoffenheim (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) auflaufen kann, ist sehr, sehr fraglich. Das Problem ist: Vor den schwierigen Wochen mit den Spielen in der Champions League gegen Tottenham Hotspur und dem Titelrennen in der Liga wollen die Dortmunder an diesem 21. Spieltag nicht riskieren, dass sich Reus noch schwerer verletzt.
Gegen die Hoffenheimer gewinnen und den Sieben-Punkte-Vorsprung auf die Münchner erfolgreich verteidigen, das wollen sie aber auch auf jeden Fall. Und dann ist da ja noch der Gegner, der auch so seine Ambitionen hat. "Wir haben in Dortmund immer gut gespielt und nehmen uns das auch am Samstag vor", kündigte Trainer Julian Nagelsmann an. Abgesehen davon stehen die Fans des BVB, die sich seit Jahren an Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp abarbeiten, während der Partie unter Beobachtung des DFB. Bei erneuten Anfeindungen gegen den Milliardär drohen Sanktionen. "Ich kann nicht ausschließen, dass wir, wenn alle anderen Mittel nicht den gewünschten Effekt erzielen, auch über einen Punktabzug nachdenken", sagte der Vorsitzende des Sportgerichts, Hans Eberhard Lorenz, den "Ruhr-Nachrichten".
Was ist sonst noch los?
FSV Mainz 05 - Bayer Leverkusen (Freitag, 20.30 Uhr): "Konzentrieren", "neu straffen", "hochdrehen", "besser machen", "hinterfragen", "auf keinen Fall wieder so lasch auftreten": All das haben sie die Leverkusener vorgenommen, nachdem sie sich in dieser Woche mit dem Pokal-Aus beim Zweitligisten in Heidenheim blamiert hatten. Trainer Peter Bosz spricht von einem "ganz schwierigen Auswärtsspiel". Recht hat er. Bayer 04 steht zwar nach dem Sieg gegen den FC Bayern vor einer Woche auf Platz sieben, hat aber nur drei Punkte mehr als der Tabellenelfte aus Mainz, der 16 seiner 27 Punkte zu Hause geholt hat. Tipp: 1:2.
Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC: Was denn nun, Zweikampf oder Dreikampf? Da die Mönchengladbacher noch vor den Bayern auf Platz zwei in der Tabelle stehen, stellt sich die Frage im Kampf um den Titel nicht. Es sei denn, irgendjemand ist der Meinung, der BVB sei mit seinen sieben Punkten Vorsprung schon durch. Dortmunds Trainer Favre glaubt das ganz und gar nicht. "Vergessen sie Gladbach nicht. Sie sind total stabil und extrem stark." Da ist was dran. Die Borussia vom Niederrheim spielt mit ihrem Trainer Dieter Hecking die erfolgreichste Saison seit 42 Jahren und hat zehn Punkte Vorsprung auf Tabellenplatz fünf, der dann nicht mehr für die Qualifikation zur Champions League reichen würde. Und wenn sie jetzt auch noch gegen die pokalgebeutelte Hertha gewinnt, stellt sie einen Klub-Rekord auf: Es wäre der 13. Heimsieg hintereinander. Doch Hecking wiegelt ab: "Das spielt gar keine Rolle. Entscheidend ist nur, dass wir eine gute Leistung zeigen. Hertha hat im Pokal bewiesen, dass sie eine gute Mannschaft sind. Sie brauchen nur wenige Chancen, um ein Tor zu erzielen." Das stimmt - wenn man die Berliner, wie der FC Bayern es im Olympiastadion tat, beschenkt. Tipp: Die Gladbacher sind total stabil und gewinnen mit 2:0.
SC Freiburg - VfL Wolfsburg: Nach dem Pokal-Aus in Leipzig am Mittwoch können sich die Wolfsburger ganz auf die Liga konzentrieren, auch wenn Manager Jörg Schmadtke, das sei "Quatsch". Kein Quatsch ist, dass es da für die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia so schlecht nicht läuft. Tabellenplatz sechs ist mehr, als sie sich am Mittellandkanal erhofft hatten. Klar, dass Labbadia da vor Überheblichkeit warnt: "Wir dürfen nicht anfangen zu glauben, dass wir jeden Gegner herspielen können." In Freiburg erwartet er nach dem 1:0 in Berlin und der Partie in Leipzig im nun dritten Auswärtsspiel hintereinander einen "sehr laufstarken Gegner. Aber wir nehmen das an". Tipp: Wolfsburgs Höhenflug geht weiter, 0:2.
RB Leipzig - Eintracht Frankfurt: RB Leipzig und Red Bull Salzburg, da war doch was. Nun meldet die "Bild"-Zeitung, dass Leipzigs Ko-Trainer Jesse Marsch nach dieser Saison Chefcoach in Salzburg wird. Und wo kam der 45-Jährige im vergangenen Sommer her? Aus der Red-Bull-Filiale in New York. Marsch soll den Job von Marco Rose übernehmen - der vermutlich zur TSG Hoffenheim wechselt, da Julian Nagelsmann in Sommer nach Leipzig geht. Dort würde, falls Marsch weg ist, ein Assistent fehlen. Im Gespräch ist Alfred Schreuder von Ajax Amsterdam. Der war zuvor Nagelsmann Ko-Trainer in Hoffenheim. So schließt sich der Kreis. Was das mit dem Spiel gegen Frankfurt zu tun hat? Wenig. Also: Es spielt der Tabellenvierte gegen den Tabellenfünften, da ist die Qualifikation für die Champions League schon ein Thema. Leipzigs Trainer Ralf Rangnick sagt: "Wir haben schon den Vorteil und im Moment fünf Punkte Vorsprung. Wir gehen mit dem Ziel ins Spiel zu gewinnen. Dass das Big Points wären, ist klar." Timo Werner steht wieder im Kader, nachdem er die jüngsten beiden Spiele wegen einer Grippe verpasst hatte. Die Frankfurter müssen auf ihren verletzten Kapitän David Abraham verzichten, können aber auf das Sturmtrio Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastien Haller setzen. Trainer Adolf Hütter sagt: "Das ist schon ein richtungsweisendes Spiel." Tipp: 3:2.
Hannover 96 - 1. FC Nürnberg (alle Samstag, 15.30 Uhr): Die Nürnberger schnupperten im Pokal bereits einen kräftigen Zug Zweitliga-Luft und gingen beim Unterhaus-Spitzenreiter HSV sang- und klanglos mit 0:1 bei 1:20 (!) Torschüssen baden. Jetzt müssen die Clubberer nach Hannover, wo Noch-immer-Neu-Trainer Thomas Doll erst die Fitness seiner Spieler bemängelte, nun aber im Training viel Elan beobachtet haben will: "Jeder brennt auf dieses Spiel, jeder freut sich. Ich spüre überhaupt keine Angst." Nanu? Da muss Doll ja wirklich tagelange Dauer-Motivationsreden gehalten haben. Tipp: Furchtlose Hannoveraner geben die rote Laterne wieder an den direkten Gegner ab: 1:0.
SV Werder Bremen - FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr): Die gute Nachricht für den FCA: Platz 15 ist sicher. Die schlechte Nachricht ist: Alle vier Teams, die rund um die Augsburger am Tabellenende stehen, spielen am Wochenende gegeneinander. Heißt: Mindestens zwei von ihnen werden punkten. Dazu später mehr. Mit dem SV Werder hat der FCA nun zu allem Überfluss einen Gegner vor der Brust, der spätestens seit Dienstag und dem diszipliniert entfesselten Pokal-Coup in Dortmund von einem Titel träumt. Der könnte für die Bremer und ihren Kapitän Max Kruse bald zum Pflichtprogramm werden, wollen sie das vollmundig ausgegebene Europa-Ziel noch erreichen. Denn in der Liga setzte es gegen die nacheinander bespielten Topteams - und Nürnberg - einige Dämpfer. Und nun fällt auch Angreifer Martin Harnik länger aus, weil er sich im Pokalspiel eine Muskelverletzung zugezogen hat. Nun also die Augsburger, bei denen Alfred Finnbogason die Lust am Toreschießen wiedergefunden hat, wie er beim 3:0 gegen Mainz bewies. Das hatten sie nach zuvor zehn sieglosen Spielen in Folge auch bitter nötig. Dazu kam viel Glück im Pokal in Kiel. "Wir waren sicherlich die schlechtere Mannschaft", gab der einzige Torschütze Michael Gregoritsch zu. Hoffen auf Glück und Finnbogason - so lautet das Motto im Abstiegskampf, in dem sonst nur die Hoffnung auf die Schwäche der anderen bleibt - siehe Nürnberg. Tipp: Finnbogason ist nach Grippe zurück, er trifft, das schlechtere Team punktet, 1:1.

Sieben Punkte vor dem Relegationsplatz: Reainer Friedhelm Funkel, Fortuna Düsseldorf.
(Foto: REUTERS)
Fortuna Düsseldorf - VfB Stuttgart (Sonntag, 18 Uhr): Zum zweiten Kellertreffen des Spieltags taumelt der VfB Stuttgart nach Düsseldorf. Die Fortunen haben im Reigen der abstiegsbedrohten Direktduelle aktuell noch die beste Ausgangssituation, stehen nach dem Höhenflug satte sieben Punkte vor dem Gegner auf Relegationsrang 16 - aber eben auch nur zwei Tabellenplätze. Der Funkel'sche Aufwind flaute in zwei Pleiten (0:4 gegen Leipzig, 1:4 gegen Schalke 04 im Pokal) zuletzt deutlich ab, auch wenn es dazwischen ein 1:1 gegen Ex-Champions-League-Teilnehmer Hoffenheim gab. Der VfB schwankt in der Rückrunde zwischen Genie und Wahnsinn. Eine respektable Niederlage gegen den FC Bayern, eine nicht belohnte Aufholjagd nach unterirdischen 80 Minuten gegen Mainz und ein sehr später Doppel-Dämpfer gegen Freiburg, alles drin. Die einzig gute Nachricht für die vier Kellerkinder südlich der Fortuna lautet: Höchstens drei von ihnen steigen ab. Tipp: Auch ohne den gelb-rot-gesperrten Mario Gomez reichen dem VfB wenige Genie-Minuten: 1:2.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Ich hab' ein halbes Allerlei-Brot gekauft, lila Karotten und orangefarbene (...), Wirsing, zwei Zucchini, Putenlyoner. Ich glaub', das war's - ne, Crème fraîche. Es gab Wirsing, mit bisschen Schinken und leicht karamelisierten Zwiebeln angebraten. Und es gab Ofengemüse, und für meinen Sohn noch ein paar Gnocchis. Die hatten wir aber schon gekauft." Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann auf die Frage eines Fans, was er im Bio-Laden in Neckargemünd gekauft habe.
Quelle: ntv.de