"Meilenstein" für Schwerkranke Ärzte transplantieren erstmals Schweineniere
21.03.2024, 19:21 Uhr Artikel anhören
Der 62-jährige Patient erholt sich den Ärzten zufolge gut.
(Foto: AP)
Zum ersten Mal erhält ein lebender Patient eine Niere von einem Schwein. Getestet wurde die Transplantation zuvor bei klinisch toten Menschen, das Organ gentechnisch angepasst. Die Chancen sind groß, Kritiker sehen aber auch Risiken.
Weltweit zum ersten Mal haben Ärzte in den USA einem lebenden Patienten eine Schweineniere transplantiert. Der 62-jährige Organ-Empfänger erhole sich gut von der vierstündigen Operation, die am Samstag im Massachusetts General Hospital in Boston stattgefunden habe, teilte die Klinik nun mit. Die Schweineniere war vor der Implantation gentechnisch modifiziert worden.
Die Mediziner sprachen von einem "Meilenstein" bei den Bemühungen um eine ausreichende Versorgung schwer kranker Patienten mit Spenderorganen. Vorherige Transplantationen von Schweinenieren hatten nur bei Menschen stattgefunden, die bereits hirntot waren. Bei diesen als klinisch tot geltenden Menschen hatte die genetisch angepasste Schweineniere ihre Funktionen normal ausgeübt.
Wie die "New York Times" berichtete, kann der Patient bereits wieder herumlaufen und womöglich bald entlassen werden. Bei dem 62-Jährigen handelt es sich demnach um einen Schwarzen, was dem Fall zusätzliche Bedeutung verleiht. Schwarze Patienten leiden dem Bericht zufolge besonders oft unter Nierenerkrankungen im Endstadium.
Kritiker warnen vor neuer Pandemie
Die Biotech-Firma E-Genesis hatte demnach drei Gene entfernt, um ein Abstoßen des Organs zu verhindern. Um die Verträglichkeit zu erhöhen, wurden zudem sieben menschliche Gene eingefügt. Der Patient, ein Verwaltungsmitarbeiter, habe seit vielen Jahren an Diabetes und Bluthochdruck gelitten und sei seit mehr als zehn Jahren in dem Krankenhaus behandelt worden.
2018 hatte er dem Bericht zufolge bereits eine menschliche Niere erhalten, die allerdings innerhalb von fünf Jahren versagte. Auf eine weitere menschliche Niere hätte er nach ärztlichen Angaben fünf bis sechs Jahre warten müssen - was er nicht überlebt hätte.
Im vergangenen September hatte zum zweiten Mal ein Patient ein Schweineherz erhalten, sechs Wochen später starb er allerdings. Der erste Empfänger eines Schweineherzens, der Anfang 2022 operiert wurde, starb zwei Monate nach der Transplantation. In dem Mann wurde ein Schweinevirus gefunden, das einer der Faktoren gewesen sein könnte, die zum Tod führten. Kritiker von Transplantationen tierischer Organe monieren nicht nur eine Ausbeutung von Tieren, sondern sehen die Gefahr neuer Krankheitserreger - und damit sogar einer neuen Pandemie.
Quelle: ntv.de, chl/AFP