Langzeitstudie zu klaren Zeichen Bevor Paare sich trennen - wann beginnt der Bruch?
26.03.2025, 09:42 Uhr Artikel anhören
Eine Trennung wirft ihre Schatten voraus: Die Beziehungszufriedenheit bei Paaren, die sich trennen, sinkt zunächst teils über viele Jahre graduell, bis es zum großen Knick kommt.
(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
Lebt man in einer Beziehung, hofft man, dass sie auch hält. Dass es damit bald vorbei sein könnte, dafür gibt es klare Signale. Das Endstadium zeigt sich in einer bestimmten zeitlichen Phase, so eine Langzeitanalyse von Daten aus mehreren Ländern. Es beginnt mit Kleinigkeiten, mit Nörgelei und Rückzug.
Das Endstadium einer Beziehung verläuft einer Studie zufolge typischerweise in zwei Phasen. Zunächst nehme die Zufriedenheit mit der Beziehung graduell ab, etwa ein bis zwei Jahre vor der Trennung komme es dann zu einem rasanten Abfall, erklärte Janina Bühler von der Universität Mainz.
Dass die Beziehungszufriedenheit im Laufe einer Liebesbeziehung in der Regel etwas abnimmt, ist schon lange bekannt und noch kein Grund für Bedenken. Zu einem Rückgang komme es besonders in den ersten Jahren des Zusammenseins, ein spezieller Tiefpunkt trete oft nach zehn Jahren ein, heißt es in der im "Journal of Personality and Social Psychology" vorgestellten Studie.
Bühler betrachtete Partnerschaften und ihre Auflösung nun gemeinsam mit Ulrich Orth von der Universität Bern vom Ende der Beziehung her. Das Forschungsduo schaute sich dafür Ergebnisse vier früherer Studien aus Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden an.
"Können genau verfolgen, wie es zur Trennung gekommen ist"
Während der Langzeitstudien wurden die Teilnehmenden regelmäßig zu ihrer Beziehung und ihrem Leben befragt. "Das heißt, die Aussagen sind nicht retrospektiv entstanden, sondern wir können genau verfolgen, wie es zu der Trennung gekommen ist", erklärte Bühler.
Demnach sinkt die Beziehungszufriedenheit bei den Paaren, die sich trennen, zunächst teils über viele Jahre graduell, bis es zum großen Knick kommt. Nach diesem Punkt hätten sich die betrachteten Paare binnen 7 bis 28 Monaten getrennt - allesamt, hieß es. "Ist diese Phase erreicht, kommt es später ausnahmslos zur Trennung", so Bühler.
Häufig suchten Paare aber erst am Knickpunkt professionelle Hilfe - also dann, wenn es meist längst zu spät ist. "Wenn sich die Partner in der präterminalen Phase befinden, noch bevor es steil bergab geht, können Bemühungen zur Verbesserung der Beziehung effektiver sein und eine Trennung kann vielleicht verhindert werden", so die Psychologin. Ziel müsse es sein, erste Symptome vorher zu erkennen und Paare für die Therapie oder eine Beratung zu begeistern. "Das könnte zumindest dazu beitragen, dass die terminale Phase sich nicht verselbständigt", sagt Bühler.
Typische Signale und Anzeichen vor der Trennung
Der Psychologe und Verhaltenstherapeut Guy Bodenmann hat typische Signale und Abläufe kurz vor einer Trennung festgestellt: Häufig beginne es mit Kleinigkeiten, die eine Person (in der Tat mehrheitlich die Frauen) nerven. Sie nörgelt, ist zunehmend genervt, er mauert und zieht sich zurück in steter Erwartung eines neuerlichen Angriffs. "Gegen Schluss gibt es richtig Kritik, gepaart mit Erniedrigungen, Provokationen, Drohungen und die Beziehung steigert sich immer mehr ins Negative", sagt der Forscher, Professor für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Paare/Familien an der Universität Zürich.
Bodenmann vergleicht diese Negativspirale mit einem Bach, der zum Fluss und zum Strom wird. Ein Bächlein lässt sich noch gut steuern oder umleiten, der Fluss wird schon schwierig, der Strom ist aussichtslos. Je früher man also einschreitet und dem Abwärtstrend entgegenwirkt, desto eher lässt sich eine Beziehung retten.
"Gut" streiten"
Wie das funktioniert? "Streiten!", lautet Bodenmanns Rezept. Das ließe sich durchaus üben, vorausgesetzt, man hat schon ein gewisses Problembewusstsein entwickelt. Wer das trainieren will, für den bietet Bodenmann mit seinem Team sogar Online-Programme an, etwa Paarlife, "ein nicht-kommerzielles, wissenschaftlich fundiertes Angebot der Universität Zürich zur Beziehungspflege und Prävention von Partnerschaftsstörungen". Bei einem "guten" Streit gelte es, Ich-Botschaften zu senden, konkrete Situationen oder Verhalten und Gefühle zu benennen.
Bühler schlägt vor, sich regelmäßig zu fragen: "Wo stehe ich denn gerade in meiner Beziehungszufriedenheit auf einer Skala von 1 bis 10?" Solange es die 8 ist, muss man sich Bühler zufolge keine Sorgen machen, aber bei einer 7 oder unter 7 wird es kritisch. Bühler rät dazu, diese Einstufung mit dem Partner oder der Partnerin abzugleichen und gemeinsam zu diskutieren, was sich tun ließe, um die Zufriedenheit zu verbessern.
Quelle: ntv.de, abe/dpa