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"Sars-CoV-2" keine Chance Der Wettlauf um den Corona-Impfstoff

Eine Impfung könnte das Leben vieler Menschen retten.

Eine Impfung könnte das Leben vieler Menschen retten.

(Foto: Ralf Hirschberger/dpa/Archivbild)

Wer nicht infiziert ist, muss nicht geheilt werden. Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus ruhen deshalb viele Hoffnungen auf Impfstoffen, die genau dafür sorgen sollen. Doch die Herausforderungen an die Forscher sind groß und die Zeit knapp.

Während sich immer mehr Menschen mit dem neuartigen Coronavirus anstecken, suchen Wissenschaftler intensiv nach Möglichkeiten für eine Impfung. "Wir müssen einen Impfstoff finden oder ein Medikament, das man Älteren geben könnte", sagte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten in seinem NDR-Podcast am Mittwoch.

Beides ist leichter gesagt als getan. Das Robert Koch-Institut dämpfte Hoffnungen auf die schnelle Zulassung eines Impfstoffs. "Ich persönlich schätze es als realistisch ein, dass es im Frühjahr 2021 sein wird", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler.

Die Wissenschaftler kämpfen mit gleich mehreren Problemen, eines davon ist die sichere Zulassung eines Impfstoffs. "Wir müssen ein Sicherheitsprofil haben. Impfstoffe können ja Nebenwirkungen haben", erklärte Wieler in der täglichen Pressekonferenz seines Instituts. Der Virologe Drosten hofft, dass in diesem Fall eine schnellere Zulassung eines Impfstoffs ermöglicht wird. "Man muss dann überlegen, wie man es hinbekommen kann, regulative Prozesse in dieser Ausnahmesituation für eine Spezialgruppe in der Bevölkerung vielleicht zu lockern", so Drosten.

Arbeit mit der genetischen Information

Eine ganz andere Herausforderung ist die Suche nach einem Impfstoff. Dabei setzen die Forscher nicht auf die bei vielen anderen Impfungen verwendeten abgeschwächten Erreger, sondern auf biotechnologische Verfahren. Dabei wird nicht wie üblicherweise das Virus selbst zur Herstellung eines Impfstoffs benötigt, sondern lediglich seine genetische Information. An der LMU-München arbeiten Virologen mit einem sogenannten Vektor-Impfstoff, der bereits gegen das MERS-Coronavirus verwendet wurde.

  Er hoffe, dass dafür nur die "genetische Information für das Oberflächenprotein des "Sars-CoV-2" eingebaut werden müsse, erklärte der Virologe Gerd Sutter. So soll der Impfstoff auf die Bestandteile des Virus reduziert werden, gegen die der Mensch Antikörper bilden soll. Als geeignetes Coronavirus-Bauteil haben die Wissenschaftler das Spike-Protein auf der Virus-Oberfläche ausgewählt. Dieses Protein ist wichtig für das Eindringen des Virus in die menschliche Zelle. Gelingt die Impfung, würden spezifische Antikörper und T-Zellen, also weiße Blutzellen zur Immunabwehr, gegen das Spike-Protein gebildet. So würde eine spätere Infektion mit dem Virus verhindert. Der Impfstoff befindet sich bereits in der klinischen Prüfung, wird aber trotzdem nicht mehr in diesem Jahr zur Verfügung stehen.

Ganz so weit ist das Biotech-Unternehmen CureVac nicht, das ebenfalls an einem Impfstoff arbeitet. Friedrich von Bohlen, Geschäftsführer von Dietmar Hopps Beteiligungsgesellschaft Dievini, kündigte in der "Rheinischen Post" an, dass man bald beginnen könne, den Impfstoff an Tieren zu testen. "Im Sommer können wir die klinischen Tests am Menschen starten - dabei müssen wir vor allem die richtige Dosis finden", so von Bohlen. "Bräuchten wir ein Mikrogramm Impfstoff pro Impfung, so wie es CureVac kürzlich bei Tollwut zeigen konnte, könnte man mit einem Kilogramm eine Milliarde Menschen impfen - muss die Dosis höher liegen, brauchen wir auch deutlich mehr Impfstoff."

Testbeginn in Seattle

In den USA wurde Anfang der Woche ein möglicher Impfstoff erstmals einer Freiwilligen injiziert. Die 43-jährige Jennifer Haller erhielt den Impfstoff "mRNA-1273", der vom privaten Biotechnologieunternehmen Moderna gemeinsam mit Forschern der nationalen Gesundheitsbehörde entwickelt wurde. In Seattle wird er schon bald an 45 Personen zwischen 15 und 55 Jahren getestet. "Sie bekommen jeweils zwei Dosen von bis zu einem halben Milligramm gespritzt", beschrieb der Immunologe Anthony Fauci das Vorgehen. "Wir beobachten sie für ein Jahr - aus Sicherheitsgründen und weil wir wissen wollen, ob die Wirkung, die wir uns erhoffen, sich auch so bestätigt."

Unternehmen, die als erste mit einer nennenswerten Menge Impfstoff auf den Markt kommen, können damit ganz sicher Milliarden verdienen. Normalerweise vergehen bei der Entwicklung Jahre, jetzt könnten es Monate sein. Überstürzt werden soll trotzdem nichts. Der Virologe Shibo Jiang mahnt in einem Beitrag für die Fachzeitschrift "Nature", auch bei der aktuellen Forschung müssten wissenschaftliche Standards eingehalten werden. Die Forschung zu Impfstoffen gegen andere Coronaviren habe in der Vergangenheit zu durchwachsenen Ergebnissen bei Versuchstieren geführt, erklärte der Virologe. In einigen Fällen hätten sich diese experimentellen Impfstoffe als unwirksam erwiesen oder sogar das Risiko der Tiere zu erkranken erhöht.

Quelle: ntv.de

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