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Analyse seit der Einführung 2002 EU-Emissionshandel bringt auch gesundheitliche Vorteile

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Das Kohlekraftwerk Boxberg steht in der Abenddämmerung bei Ober-Prauske in der Lausitz.

Das Kohlekraftwerk Boxberg steht in der Abenddämmerung bei Ober-Prauske in der Lausitz.

(Foto: IMAGO/photothek)

Immer wieder wird über die Berechtigung des Emissionshandels der EU gestritten. Eine aktuelle Untersuchung zeigt nun, was die Einführung der Zertifikate seit 2005 in verschiedenen Bereichen gebracht hat. Die erreichte Luftqualität könnte gesundheitlichen Vorteilen im Wert von Hunderten Milliarden Euro entsprechen.

Der Klimaschutz in der Europäischen Union nutzt nach Angaben Hamburger Forscher auch direkt der Gesundheit. So habe unter anderem der Emissionshandel in der EU zu einem Rückgang von Schwefeldioxid, Feinstaub und Stickoxiden in der Luft geführt, berichten Piero Basaglia, Jonas Grunau und Moritz Drupp vom Exzellenzcluster Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) der Universität Hamburg.

Der EU-Emissionshandel wurde 2005 eingeführt. Jedes beteiligte Unternehmen bekommt oder erwirbt dabei gewisse Emissionsrechte. Stößt es mehr Treibhausgase aus, muss es zusätzliche Rechte einkaufen. Sind es weniger, kann es Rechte verkaufen. Die Gesamtmenge an ausgestoßenen Treibhausgasen ist mit der Zeit gesunken - laut Umweltbundesamt europaweit in den regulierten Bereichen von 2005 bis 2022 um rund 38 Prozent.

Deutlich weniger Schadstoffe

Von 2005 bis 2021 sind laut Studie durch den Emissionshandel und zeitgleich verschärfte Standards zur Luftreinhaltung für große Verbrennungsanlagen deutlich weniger Schadstoffe entstanden: Bei Schwefeldioxid seien es 39 Prozent, bei Feinstaub (Größe PM2.5) 28 Prozent und bei Stickoxiden 14 Prozent - im Vergleich zu einem Szenario ohne Emissionshandel und verschärften Emissionsstandards.

In dem Zeitraum seien somit rund 15,2 Millionen Tonnen Schwefeldioxid eingespart worden, 0,9 Millionen Tonnen Feinstaub und 4,8 Millionen Tonnen Stickoxide, schreiben die Forscher im US-Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences". Das entspreche 18,3 Prozent, 3,3 Prozent und 2,6 Prozent der beobachteten Emissionen der gesamten Wirtschaft der beteiligten Länder von 2005 bis 2021. Zur gesamten Wirtschaft zählen auch Landwirtschaft, Gebäude und Transport.

Erheblicher Zusatznutzen

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Diese Studie zeige, dass der EU-Emissionshandel nicht nur ein wirksames Instrument zur Reduktion von CO2-Emissionen sei, sondern auch erheblichen Zusatznutzen durch die Reduktion von Luftschadstoffen biete, schreiben die Forscher. "Die geschätzten gesundheitlichen Vorteile könnten Hunderten Milliarden Euro entsprechen, selbst wenn man die Effekte gleichzeitig verbesserter Emissionsstandards berücksichtigt."

"Bei einer umfassenden politischen Bewertung sollten daher auch Zusatznutzen berücksichtigt werden, die über die CO2-Reduzierung hinausgehen, wie etwa geringere Gesundheitsschäden durch verbesserte Luftqualität", schließen die Forscher. Die Kommunikation dieser Vorteile könne dazu beitragen, die öffentliche Unterstützung für klimapolitische Maßnahmen zu erhöhen, da diese Zusatznutzen unmittelbar und innerhalb von Europa zu Buche schlagen.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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