Landeroboter meldet sich zum 2. Mal Fans begrüßen "Philae" auf Twitter
15.06.2015, 13:52 Uhr
"Philae" war am 12. November auf Tschuri gelandet. Die Sonde ist das erste von Menschen geschaffene Gerät, das weich auf einem Kometen aufsetzte.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Philae", der kleine Landeroboter, freut sich über den Begrüßungssturm von der Erde. So hat er sich in der Nacht erneut vom fernen Kometen "Tschuri" gemeldet. Die Wissenschaftler arbeiten nun eifrig an einem Plan, um "Philae" wieder in Schwung zu bringen.
Der kleine Landeroboter "Philae" hat sich in der Nacht zu Montag ein zweites Mal vom fernen Kometen "Tschuri" gemeldet. Gegen 23.30 Uhr habe es drei kurze Kontakte von jeweils zehn Sekunden gegeben, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter des Esa-Satellitenbetriebs, in Darmstadt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) werte aus, ob "Philae" in dieser Zeit weitere Datenpakete über die Muttersonde "Rosetta" zur Erde geschickt habe. "Philae" hat zehn wissenschaftliche Instrumente an Bord, darunter Kameras und eine Bohrvorrichtung. Das vom Lander-Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln gesteuerte Minilabor ist nach Einschätzung der Wissenschaftler betriebsbereit.
Nach dem Lebenszeichen des Landeroboters "Philae" auf dem Kometen Tschuri hofft die Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung, Brigitte Zypries, auf weitere wissenschaftliche Daten des Minilabors. "Die Nachricht, dass Philae sich wieder zurück gemeldet hat, freut mich sehr", erklärte Zypries am Montag in Berlin. "Gemeinsam mit den Wissenschaftlern hoffe ich, dass der Lander nun noch weitere wertvolle Messungen durchführen kann, um die Geheimnisse des Kometen zu entschlüsseln."
Nach sieben Monaten Funkstille hatte sich "Philae" am Samstag aus 300 Millionen Kilometern Entfernung zum ersten Mal vom Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" gemeldet. "Hello Earth! Can you hear me?" (Hallo Erde! Kannst du mich hören?) hieß es auf seinem Twitter-Profil plötzlich - nach sieben Monaten Stille. Weltweit jubelten Forscher und Raumfahrt-Fans über die überraschende Nachricht. Vom DLR hieß es in rauer Herzlichkeit: "Wurde ja mal Zeit, Du olle Schlafmütze." Von Fans weltweit kamen Grüße wie "Schön, dich wieder bei uns zu haben", "Buongiorno Philae" oder auch "Das Leben hat sich so einsam angefühlt ohne dich".
"Philae" war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen gelandet - allerdings ungeplant im Schatten. Er hatte noch einige Daten gesendet und war dann wegen Strommangels in eine Art Winterschlaf gefallen. Da "Tschuri" auf die Sonne zufliegt, erreichte in den vergangenen Wochen immer mehr ihrer Energie den Kometen - und hatte die Forscher auf ein Aufwachen "Philaes" hoffen lassen. Seit März hatte es Kontaktversuche gegeben.
Muttersonde "Rosetta" soll Kontakt zu "Philae" verbessern
Die Kontaktmöglichkeiten könnten nun noch etwas verbessert werden, sagte Ferri, und zwar über die Flugbahn der Muttersonde "Rosetta" und über die Ausrichtung. Aber die Wissenschaftler wollen zunächst weitere Daten abwarten. "Dann treffen wir die Entscheidung, ob wir die Bahn von "Rosetta" und die Ausrichtung ändern müssen", sagte der Esa-Chefpilot Ferri. Zur Zeit richtet die europäische Weltraumagentur Esa die Muttersonde "Rosetta" alle zwölf Stunden für zwei Stunden zum Landeroboter hin aus. Das sei die Zeit, in der "Rosetta" Sichtkontakt zu "Philae" haben müsse.
Die Forscher kennen den präzisen Standort von "Philae" nicht. Sie orten den Roboter über Radiosignale in einem elipsenförmigen Areal von 100 Metern Länge und 30 Metern Breite. "Wir können den Standort noch nicht präzisieren, weil wir bisher keine optischen Bilder haben", sagte Ferri, der seit 15 Jahren an der Mission mitarbeitet. Mit 200 Kilometern sei die Raumsonde dafür zu weit weg: "Wir müssen so weit weg bleiben. Die Aktivität des Kometen wächst und wächst. Er schickt uns eine Menge Gas und Staub", erklärte Ferri. In der Vergangenheit hatte "Rosetta" dadurch Orientierungsprobleme bekommen und war dann auf Distanz gegangen.
Derzeit nähert sich Tschuri rasch dem sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn, den er Mitte August erreichen wird. Der kosmischer Brocken mit rund vier Kilometern Durchmesser, der alle sechseinhalb Jahre einmal die Sonne umrundet, besteht aus Staub, Eis und gefrorenen Gasen. Wie seine unzähligen Artgenossen gilt er als wichtiger Zeuge aus der Urzeit des Sonnensystems.
Quelle: ntv.de, mas/dpa/AFP