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Schlechte Luft in der EU Fast 240.000 Europäer sterben pro Jahr durch Feinstaub

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In vielen europäischen Städten liegt die Luftschadstoffkonzentration über den WHO-Richtwerten.

In vielen europäischen Städten liegt die Luftschadstoffkonzentration über den WHO-Richtwerten.

(Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)

Schlechte Luft verursacht nach wie vor viele Todesfälle in Europa. Das zeigt eine neue Untersuchung der Europäischen Umweltagentur EEA. Besonders tragisch: Die meisten Toten hätten durch das Einhalten der WHO-Richtwerte verhindert werden können. Dennoch ist nicht alles schlecht.

Schätzungsweise mindestens 239.000 Todesfälle pro Jahr lassen sich in der EU auf eine zu hohe Feinstaubbelastung in der Luft zurückführen. 70.000 Todesfälle seien im Jahr 2022 einer Belastung mit Ozon sowie 48.000 mit Stickstoffdioxid zuzuschreiben, teilte die Europäische Umweltagentur EEA in einem neuen Bericht mit. Die Schätzwerte gehen auf epidemiologische Analysen zurück.

Epidemiologische Studie

Epidemiologische Analysen ermitteln den statistischen Zusammenhang zwischen Risikofaktoren wie der Feinstaub-Belastung und gesundheitlichen Auswirkungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über den Vergleich von Gruppen, die der vermuteten Ursache in unterschiedlichem Maße ausgesetzt sind, lassen sich begründete Annahmen zu solchen Zusammenhängen ableiten. Epidemiologische Studien zeigen Korrelationen, keine Kausalitäten, sagen also nichts über ursächliche Zusammenhänge aus. Ergebnis ist eine statistische Abschätzung, keine exakte Angabe zu klinisch identifizierten Todesfällen. Der tatsächliche Wert kann sowohl höher als auch niedriger liegen.

Die neuen Daten bestätigten einmal mehr, dass die Menschen in Europa mit Luftschadstoffkonzentrationen fertig werden müssten, die deutlich über den empfohlenen Werten der Weltgesundheitsorganisation WHO lägen, schrieb die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde. Die Todesfälle hätten durch das Einhalten der WHO-Richtwerte vermieden werden können.

Die Fachleute der EEA warnten auch vor den Folgen schlechter Luft für die europäischen Ökosysteme. Fast drei Viertel dieser Ökosysteme seien gesundheitsschädlichen Luftverschmutzungswerten ausgesetzt, hieß es in einer weiteren Einschätzung der Umweltagentur.

Immer noch seien zu viele Menschen in Europa - insbesondere in den Städten - von schlechter Luftqualität betroffen, die zu Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen führe, mahnte EEA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen an. Dass die Luftverschmutzung auch weitreichende negative Folgen für die Ökosysteme mit sich bringe, mache es umso wichtiger, die Bemühungen für eine sauberere Luft zu verdoppeln.

Langfristiger Lichtblick

Die EEA gewinnt den jüngsten Daten auch Positives ab: Sie bestätigten den Trend, dass sich die Lage hinsichtlich der langfristigen Gesundheitsbelastung durch die Luftschadstoffe Feinstaub (PM2.5), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3) insgesamt bessere, schrieb die Behörde.

Zwischen 2005 und 2022 sei die Zahl der auf Feinstaub (PM2.5) zurückzuführenden Todesfälle in der EU um 45 Prozent gesunken. Damit bleibe die Europäische Union auf Kurs, um ihr Ziel zu erreichen, diese Zahl bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 2005 zu verringern.

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In Deutschland betrug der Rückgang von 2005 bis 2022 nach EEA-Angaben sogar 53 Prozent. 2022 ließen sich demnach somit noch rund 32.600 Todesfälle auf die Feinstaubbelastung zurückführen.

Die Veröffentlichung der neuen EEA-Daten fällt mit dem Inkrafttreten neuer EU-Richtlinien zusammen, die die Luftqualität in Europa weiter verbessern sollen. Die Vorschriften bringen die EU-Grenzwerte näher an die WHO-Standards heran und sollen die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung somit in den kommenden Jahren weiter drücken.

Quelle: ntv.de, hny/dpa

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