Feinstaub verkürzt das Leben In Peking besser im Haus bleiben
11.03.2015, 15:31 Uhr
Die Feinstaubbelastung in Peking ist mitunter zehnmal so hoch, wie sie in Europa toleriert würde.
(Foto: REUTERS)
Manch einen packt im Urlaub die Lust auf Abenteuer und fremde Kulturen. Lungenkranke, Schwangere und Kinder sollten Reisen in asiatische Metropolen mit massivem Smog jedoch meiden, warnt das Zentrum für Reisemedizin.
Immer mehr Europäer haben Lust, ihren Urlaub in Asien zu verbringen - über die große Mauer zu laufen oder gefüllte Teigtaschen an der Straßenecke zu probieren. Für einige Tage ist der Aufenthalt in asiatischen Großstädten unbedenklich. Wer aber länger bleiben will, sollte sich des Gesundheitsrisikos bewusst sein, denn die Entwicklung vieler Metropolen in Asien raubt Einwohnern wie Gästen die Luft zum Atmen.
Als Feinstaub werden alle freischwebenden Teilchen in der Luft bezeichnet, die im Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer sind. Er entsteht vor allem durch Abgase und Industrieemissionen, aber auch durch natürliche Prozesse wie Bodenerosion.
Besonders gefährlich sind Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, denn größere Teile bleiben in Rachen oder Nase hängen, während die ultrafeinen Staubteilchen tief in das Lungengewebe eindringen und in die Blutbahn gelangen. Dort können sie Entzündungsprozesse in den Lungen auslösen, die Blutgerinnung beeinflussen und sogar die Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems stören.
Das hat ernste Folgen für die Gesundheit: Herz- und Lungenkrankheiten sowie Schlaganfälle nehmen durch die Luftverschmutzung mit Feinstaub und Schadstoffen wie Schwefeldioxid, Kohlenstoffmonoxid und Ozon deutlich zu. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass allein im Jahr 2012 die Verschmutzung der Außenluft weltweit bei rund 3,7 Millionen Menschen vorzeitig zum Tod geführt hat. In einigen Untersuchungen konnte sogar der Zusammenhang zwischen Feinstaub und der Entwicklung einer Demenz hergestellt werden.
Städtereisen kurz halten
"Bei kurzfristigen Aufenthalten in Regionen mit massivem Smog sind besonders jene Menschen gefährdet, die bereits an einer chronischen Lungen- oder Herz-Kreislauferkrankung leiden", sagt Dr. med. Axel Telzerow vom Reisemedizinischen Zentrum in Frankfurt. Gleiches gilt für Schwangere und kleine Kinder. Sie sollten nur kurze Zeit in Städten mit hoher Luftverschmutzung verbringen, sich vor allem im Freien nicht körperlich anstrengen und bevorzugt in Innenräumen aufhalten.
"Bei längeren Aufenthalten, etwa im Rahmen von Berufsreisen, steigt auch bei gesunden Menschen das Risiko, Herz- und Lungenkrankheiten zu entwickeln", warnt Telzerow. In Zeiten extremen Smogs empfiehlt der Mediziner deshalb, Atemschutzmasken zu tragen. "Sie sollten dabei unbedingt darauf achten, partikelfilternde Atemschutzmasken nach der Europäischen Norm EN 149 zu verwenden und nicht etwa einfache Hygienemasken - Letztere sind gegen Feinstaub nutzlos." Wichtig sei außerdem, ein Hotel zu wählen, das über hochwertige Klimaanlagen mit Filterfunktion verfügt.
Keine bessere Luft in Sicht
Dunkelgrau hängt dieser Tage der Smog auch über Peking, während der Nationale Volkskongress auf seiner jährlichen Sitzung auch über Umweltschutz diskutiert. Der Feinstaub in der Luft ist messbar: Über 220 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter meldet die Amerikanische Botschaft – der Wert ist zehn Mal höher als er in Europa erlaubt.
Die Regierung ist sich der wachsenden Gefahr bewusst, aber eine Thematisierung ist nur so lange möglich, wie sich die Partei nicht bedroht fühlt. Der kürzlich veröffentlichte Dokumentarfilm "Unterm Firmament" der chinesischen Journalistin Chai Jing war innerhalb von Tagen 200 Millionen Mal angeschaut worden. Erst hatte der neue Umweltminister Chen Jining, ein in London promovierter Biomediziner, den Film noch gelobt. Dann aber wurde der Streifen von den Behörden kommentarlos aus dem Netz genommen. Der als Querdenker angekündigte Minister schwieg ebenfalls.
Quelle: ntv.de, ahe