Mehr als vier Tassen am Tag Kaffee schützt die Leber
11.12.2015, 10:25 Uhr
Welche Kaffeezubereitung man auch trinkt - er sollte genossen werden.
(Foto: imago/Westend61)
Das Lieblingsgetränk der Deutschen kann offenbar viel mehr als nur wach machen. Der regelmäßige Kaffeegenuss soll das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, senken können.
Ob Espresso, Cappuccino oder als Filtervariante: Kaffee geht immer. Mehr als 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sollen jährlich 162 Liter davon trinken. Dass der regelmäßige Genuss des aromenreichen Getränks auch Auswirkungen auf die Leber hat, wurde bereits durch mehrere Studien bestätigt. Worin genau der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebs besteht, haben nun Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke mit Hilfe von Daten der größten europäischen Langzeitstudie (EPIC) untersucht.
EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Sie ist eine der größten vorausschauenden Studien, welche die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht.
An der EPIC-Studie sind zehn europäische Länder mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. In Deutschland gehören das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sowie das DIfE zu den EPIC-Studienzentren.
Die Potsdamer EPIC-Teilstudie schließt mehr als 27.500 erwachsene Studienteilnehmer/innen ein. Bei der Auswertung einer vorausschauenden Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann - ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.
Dabei tritt der Leberschutz durch Kaffee bei Menschen ein, die täglich mehr als 600 Milliliter, also vier Tassen, trinken. Im Vergleich zu Menschen, die weniger als 300 Milliliter täglich (zwei Tassen) trinken, haben die Kaffee-Vieltrinker ein um 75 Prozent vermindertes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Die Wissenschaftler untersuchten darüber hinaus, den Einfluss von 21 leberrelevanten Biomarkern im Blut. Sie konnten drei davon identifizieren, die wahrscheinlich eine tragende Rolle beim Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebs spielen. Der Botenstoff Interleukin-6, der an der Regulation von Entzündungsreaktionen beteiligt ist, sowie die beiden Enzyme Aspartat-Aminotransferase und Gamma-Glutamyltransferase, die auf eine Schädigung der Leberzellen beziehungsweise Gallenerkrankungen hinweisen, konnten ausgemacht werden.
Die Forscher um Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing werteten die Blutproben von insgesamt 375 Probanden aus. 125 davon waren während des Langzeitexperiments an Leberkrebs erkrankt, die restlichen 250 Probanden blieben gesund. Die Blutproben waren zu Beginn der Studie, also 2,4 bis 6,8 Jahre vor dem Auftreten der Leberkrebserkrankungen, entnommen und bis zur Analyse bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff gelagert worden.
"Unsere Biomarkeranalysen sprechen dafür, dass es eine ursächliche Beziehung zwischen einem starken Kaffeekonsum und einem verminderten Leberkrebsrisiko gibt. Sie lassen zudem annehmen, dass Kaffee die Leber vor Entzündungen und Zellschäden schützt und so der Krebsentstehung entgegenwirkt", sagt Autorin Aleksandrova.
Man muss nicht zum Kaffeetrinker werden
Wer jetzt denkt, dass er mehr Kaffee als sonst trinken oder damit anfangen müsse, um gesund zu bleiben, der irrt. "Wie eine von uns bereits 2012 im Rahmen der EPIC-Studie durchgeführte Untersuchung zudem zeigt, ist der Genuss von Kaffee nicht mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen verbunden. Daher spricht aus gesundheitlicher Sicht nichts dagegen, Kaffee zu trinken, wenn man ihn gut verträgt", ergänzt Heiner Boeing, der die Abteilung Epidemiologie am DIfE leitet. "Andersherum sollten sich Menschen aber aufgrund der Ergebnisse nicht genötigt sehen, viel Kaffee zu trinken. Kaffeetrinken sollte Genuss und keine Pflichtübung sein. Um Krankheiten wirksam vorzubeugen, kommt es auf die gesamte Lebensweise an", betont Boeing weiter.
Welche Kaffeezubereitung die Probanden getrunken hatten und ob auch Milch und/oder Zucker darin waren, teilten die Forscher nicht mit.
Quelle: ntv.de, jaz