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Deutschland ist Schlusslicht Mangel an Spenderorganen "katastrophal"

Gegenwärtig kommen in Deutschland etwa zehn Organspender auf eine Million Einwohner.

Gegenwärtig kommen in Deutschland etwa zehn Organspender auf eine Million Einwohner.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Organspendebereitschaft der Deutschen bleibt weiter gering. Der Chef der Deutschen Transplantationsgesellschaft spricht gar von einer "Katastrophe". Dabei gibt es längst Ideen für eine bessere Versorgung mit Organen.

Deutschland hat weiterhin einen chronischen Mangel an Spenderorganen. Für dieses Jahr werde bundesweit eine Zahl von rund 870 Organspendern erwartet, was in etwa dem Stand von 2013 entspreche. Damals hatte es 876 Spenden gegeben. Das teilte die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) zu seiner Jahrestagung mit. 2014 war mit 864 ein Tiefpunkt erreicht worden, 2012 waren es noch 1046.

DTG-Geschäftsführer Christian Hugo sprach von einer "Katastrophe". Deutschland bilde bei Organspenden mittlerweile das Schlusslicht in Europa. Dafür seien nicht zuletzt strukturelle Gründe verantwortlich. Zudem befürchten die Experten, dass Skandale um Transplantationen wie jüngst in Heidelberg das Vertrauen der Bevölkerung weiter schwinden lassen. Solche "Querschläger" seien extrem störend, sagte DTG-Präsident Björn Nashan und kündigte eine aktive Aufklärung an.

Licht am Ende des Tunnels

Auf der 24. Jahrestagung der DTG wollen sich bis Samstag 800 Teilnehmer unter anderem mit neuen Therapieformen der Organverpflanzung befassen. Nach den Worten von Strassburg gibt es in der Fachwelt beispielsweise eine Debatte darüber, ob man nicht die Leber von Menschen verpflanzen kann, die an Hepatitis C gelitten haben. Denn bei dieser Erkrankung seien die Heilungschancen inzwischen so groß, dass sie keinen Hinderungsgrund für eine Transplantation darstellen.

Nashan ist optimistisch, dass die geplanten Strukturverbesserungen in den kommenden Jahren zu einer besseren Versorgung mit Organen führen. Während gegenwärtig etwa zehn Spender auf eine Million Einwohner kommen, könnten es in drei bis fünf Jahren schon wieder 15 bis 20 sein. Zum Vergleich: In Spanien sind es 30 bis 40. Nashan sieht zumindest Licht am Ende des Tunnels.

Laut DTG sind mehr als 70 Prozent der Deutschen zu einer Organspende bereit. Dass am Ende nicht mehr Organe verfügbar sind, führen die Experten unter anderem auf Mängel im Meldesystem für Hirntote und die Patientenverfügungen zurück. Denn wenn dort explizit der Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen erklärt werde, könnten auch nicht länger die Herz-Kreislauf-Funktionen und die Beatmung des hirntoten Patienten und potenziellen Spenders aufrechterhalten werden. Dies ist aber für eine Organspende in der Regel nötig.

Quelle: ntv.de, kbe/dpa

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