
Auch wenn es seltener Pflicht ist, hat das Tragen von Masken noch immer eine große Schutzwirkung.
(Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild)
Je mehr staatliche Maßnahmen nach und nach aufgehoben werden, um so mehr geht die Verantwortung für die Gesundheitsvorsorge wieder an den Einzelnen zurück. Um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu verhindern, ist eine simple Maßnahme besonders sinnvoll.
Auch im Frühjahr 2022 ist die Corona-Pandemie noch nicht vorbei. Trotzdem wurde ein abgespecktes Infektionsschutzgesetz beschlossen, das die rechtlich möglichen Corona-Maßnahmen der Länder deutlich beschränkt. Die Bundesländer wollen zwar die bisherigen Regeln angesichts der hohen Infektionszahlen noch bis zum Ende der erlaubten Übergangszeit Anfang April beibehalten. Wer jetzt eine Ansteckung verhindern möchte, muss jedoch vor allem selbst dafür Sorge tragen.
Nach Ansicht von Experten kommt dabei vor allem dem Tragen von Masken eine besondere Bedeutung zu, auch wenn es an immer weniger Orten verpflichtend ist. "Wenn man mit vielen Menschen in einem Innenraum ist, in der U-Bahn zum Beispiel oder im gedrängten Supermarkt, da würde ich schon empfehlen, weiterhin eine Maske zu tragen", sagte die Virologin Sandra Ciesek der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) am Wochenende.
Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis betonte im Deutschlandfunk: "Das Infektionsrisiko war noch nie so hoch wie jetzt". Andererseits seien viele Menschen durch die Impfungen vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt. Seinen Angaben zufolge landen derzeit 0,13 Prozent aller Infizierten auf der Intensivstation. Das seien viel weniger als im bisherigen Verlauf der Pandemie und zeige, "wie extrem hoch der Stellenwert einer Impfung ist". Etwa 2500 Menschen liegen demnach gerade mit Covid-19 auf den Intensivstationen. Die Zahl ist relativ stabil. Das heißt, immer wenn ein Patient oder eine Patientin auf die Normalstation verlegt werden kann oder auch verstirbt, kommt ein anderer Erkrankter auf die Intensivstation.
"Lassen Sie die Maske auf"
Er setze darauf, dass jeder individuell dazu beitrage, dass die Infektionen eingeschränkt werden, wo es nur geht. "Dazu gehört einfach, dass ich versuche, so viel Maske zu tragen wie eben möglich." Durch den Wegfall vieler Möglichkeiten im Infektionsschutzgesetz müssten die Menschen einander unterstützen. "Wenn Sie mit vielen Menschen in Innenräumen zusammenkommen, bitte lassen Sie die Maske auf", appellierte der Intensivmediziner an die Menschen in Deutschland. Karagiannidis empfiehlt ausdrücklich das Tragen FFP2-Masken.
Laut Ciesek gelte das besonders für diejenigen, die ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. "Wer also schon etwas älter ist oder eine Vorerkrankung hat, sollte die Maske freiwillig häufiger tragen als jemand, der jung ist und gesund." Ciesek machte eine einfache Faustregel deutlich: Die Maske schütze vor Ansteckung, die Impfung vor einem schweren Verlauf der Krankheit.
Selbst wenn man dreimal geimpft sei, sollte man Ciesek zufolge nicht auf die Maske verzichten. Zwar sei das Risiko für eine schwere Erkrankung geringer. "Aber es gibt auch das Risiko, an Long Covid zu leiden, also Langzeitfolgen der Infektion", so die Virologin. "Wir wissen noch zu wenig darüber, wie häufig das bei Geimpften auftritt, deshalb kann die Maske und das Vermeiden einer Infektion auch für Geboosterte sehr sinnvoll sein." Hinzu komme, dass man durch das Maskentragen auch andere schütze, weil es unwahrscheinlicher sei, dass man das Virus weitergebe. "Wer eine Maske trägt, schützt damit auch andere, die zum Beispiel einkaufen gehen müssen und im Fall einer Infektion tendenziell schwerer erkranken."
Eindeutige Studienergebnisse
Eine Studie aus den USA, die Anfang des Monats im Magazin "The Lancet Public Health" veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass die konsequente Verwendung von Gesichtsmasken bis zum Erreichen verschiedener Impfschutzschwellen von beispielsweise 70 oder 90 Prozent vollständig geimpften Personen und sogar bis zu zehn Wochen darüber hinaus erwogen werden sollte. Das würde laut den zugrunde gelegten Simulationen nicht nur eine beträchtliche Anzahl von Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Todesfällen verhindern, sondern auch Geld sparen. Demnach gehört die Verwendung von Gesichtsmasken zu den kostengünstigeren Maßnahmen in der Pandemie.
Ein internationales Forschungsteam von Universitäten in Schweden, Italien und Österreich untersuchte zudem die Schutzwirkung von Masken. Demnach kann eine Person, die ohne Gesichtsmaske spricht, infizierte Tröpfchen auf einen Meter Entfernung verbreiten. Hustet die gleiche Person, können die Tropfen bis zu drei Meter verteilt werden. Wenn die Person niest, kann die Ausbreitungsdistanz bis zu sieben Meter betragen. Mit einer Gesichtsmaske sinkt das Risiko einer Verbreitung der Infektion deutlich. Die Ergebnisse wurden im "Journal of the Royal Society Interface" veröffentlicht.
"Wenn Sie eine chirurgische Maske oder eine FFP2-Maske tragen, wird das Infektionsrisiko so weit reduziert, dass es praktisch vernachlässigbar ist - selbst wenn Sie nur einen Meter von einer infizierten Person entfernt stehen", erklärt Gaetano Sardina, Associate Professor für Strömungsmechanik am Department of Mechanics and Maritime Sciences der Chalmers University of Technology, der einer der Forscher hinter der Studie ist. Das gelte bei korrekt getragenem Mund-Nasen-Schutz unabhängig von den Umgebungsbedingungen und unabhängig davon, ob die Person spricht, hustet oder niest.
Stoffmasken haben diese Wirkung übrigens nicht, wie neue Forschungsergebnisse britischer und französischer Universitäten zeigen. Wie die im Magazin "Physics of Fluids" veröffentlichten Daten zeigen, filtern FFP2-Masken fünfmal effizienter die Partikel, die das Coronavirus tragen, als Stoffmasken. Dr. Richard Sear vom Department of Physics in Surrey und Hauptautor des Artikels sagte: "Es bleibt wichtig, dass die Menschen in der Lage sind, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Arten von Gesichtsbedeckungen sie tragen. Unsere Forschung zeigt, dass der einfache Wechsel von der Verwendung einer Stoffmaske zu einer zugelassenen FFP2-Atemschutzmaske den Schutz erheblich verbessert und die Übertragung reduziert."
Quelle: ntv.de