Mysterium im Grasland Namibias Rätsel zur Ursache der Feenkreise ist gelöst
20.03.2024, 18:33 Uhr Artikel anhören
Die Feenkreise in der Wüste Namib können Durchmesser von vier bis acht Metern haben.
(Foto: Stephan Getzin)
Immer wieder sind Menschen von unerklärlichen Kreisen fasziniert, wie sie im trockenen Grasland in der Namib-Wüste vorkommen. Forschende messen, vergleichen und wissen nun, wie die mysteriösen kahlen Kreise entstehen. Die Termitenthese ist damit auch Geschichte.
Feenkreise werden zu Todeszonen durch Schwarmintelligenz der sie einrahmenden Gräser. Das haben Forschende der Universität Göttingen und der Ben-Gurion-Universität in Israel herausgefunden. Das Team um Stephan Getzin von der Uni Göttingen widerlegt damit auch die Theorie, dass Sandtermiten für die Entstehung von Feenkreisen verantwortlich sind.
Die Forschenden untersuchten für die Studie insgesamt 500 einzelne Graspflanzen aus vier verschiedenen Regionen der Namib-Wüste in Namibia. Es wurden Messungen der Wurzel- und Blattlängen vorgenommen, statistische Tests ausgewertet und Fotos verglichen. Zudem nahmen sie viele hundert Messungen der Bodenfeuchte während und nach der Regenzeit 2023 und 2024 vor.
Bei der Auswertung der Daten sah das Forschungsteam, dass der Oberboden sehr anfällig für Austrocknung ist. Während und nach der Regenzeit ist die Bodenfeuchtigkeit in den Feenkreisen drei- bis viermal niedriger als in den oberen 20 Zentimetern des Bodens. Zudem ist der Oberboden in der Zeit des Graswachstums nach ergiebigem Regen im Feenkreis messbar trockener als außerhalb. Die frisch gekeimten Gräser im Feenkreis können unter diesen Umständen nicht weiter bestehen: Sie trocknen aus, da sie mit ihren durchschnittlich zehn Zentimeter langen Wurzeln das Wasser in den die tieferliegenden feuchteren Bodenschichten nicht erreichen. Aber wie kommt es zu diesen Unterschieden?
Gräser organisieren sich selbst
Grund sind die großen, mehrjährigen Horstgräser, die am Rand jedes Feenkreises wachsen. Diese ergrünen nach dem Regen schnell, denn sie profitieren von dem Bodenwasser unterhalb von 20 bis 30 Zentimetern Tiefe. "Mit ihrem ausgeprägten Wurzelsystem saugen die Horstgräser das Wasser besonders stark auf. Sie haben nach dem Regen einen immensen Konkurrenzvorteil gegenüber den frisch gekeimten Gräsern im Feenkreis. Da diese über ihre kleinen Blätter nur wenig Wasser durch Verdunstung abgeben, ist ihre Saugkraft zu gering, um neues Wasser aus tieferen Bodenschichten aufzunehmen", erklärt Getzin laut einer Mitteilung der Universität Göttingen.
Doch damit nicht genug. Wie die Messdaten zeigen, nutzen die Gräser in den ersten 20 Tagen nach dem Regen auch die Feuchtigkeit in den oberen Bereichen des Bodens und saugen das Wasser vor allem in der Tiefe von 10 bis 20 Zentimetern ab. Den Junggräsern innerhalb des Feenkreises fehlt das Wasser. Sie vertrocknen. "Kontinuierliche Bodenfeuchte-Messungen über mehrere Jahre unterstützen diesen Schluss. Denn erst mit dem Erstarken und Neuwachstum der umgebenden Horstgräser nach Regen verringert sich das Bodenwasser im Feenkreis besonders schnell", ergänzt Getzin.
Das Forschungsteam geht davon aus, dass die Feenkreise prinzipiell als Wasserquellen von den trockengestressten Gräsern der Namib fungieren. Die runde Form werde demnach von den Horstgräsern selbst gestaltet, da sie sich so bestmöglich mit Bodenwasser versorgen können. "Diese Selbstorganisation kann als Schwarmintelligenz bezeichnet werden. Sie ist eine systematische Anpassung an Ressourcenmangel in Trockengebieten", wird Getzin weiter zitiert. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift "Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics" veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, jaz