Hormonschub wirkt auf das Gehirn Späte Mütter sind geistig fitter
22.11.2016, 10:00 Uhr
Mutter oder Großmutter?
(Foto: imago/Westend61)
Späte Schwangerschaften, mehr Risiken: Frauen, die sich trotzdem dafür entscheiden, profitieren im Alter jedoch mit besseren Denkleistungen davon. Das sollte dennoch die Familienplanung nicht beeinflussen.
Dass Sexualhormone die Denkleistung von Frauen beeinflussen, wurde bereits mehrfach in Studien beobachtet. Wie sich allerdings Schwangerschaften, der Zeitpunkt der ersten Menstruation oder die Einnahme der Pille auf die geistige Kraft im Alter auswirken, war bisher nicht bekannt. Aus diesem Grund haben sich Forscher der University of Southern California diesen Fragen angenommen und die mentale Fitness von insgesamt 830 Frauen im Alter von durchschnittlich 60 Jahren untersucht.
Alle Probandinnen mussten Tests absolvieren, mit denen das verbale Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, die visuelle Wahrnehmung und das allgemeine Gedächtnis unter die Lupe genommen wurden. Die Forscher suchten die Frauen so aus, dass alle mit vergleichbarem Einkommen, ähnlicher Herkunft und Bildungsstand ausgestattet waren.
Das Forscherteam um Roksana Karim stellte fest, dass Frauen, die ihr erstes Kind mit 24 Jahren oder später bekommen hatten über eine besseres Arbeitsgedächtnis, eine bessere Aufmerksamkeit verfügten und auch im Problemlösungstest besser abschnitten. Die Frauen, die mit 35 Jahren oder später ein letztes Mal schwanger waren, konnten mit einem besseren verbalen Gedächtnis glänzen als Frauen, ohne Kinder oder mit Schwangerschaften vor dem 35. Lebensjahr.
Auch die Pille greift spät ein
Doch nicht nur die Hormone, die während und nach einer späten Schwangerschaft vermehrt ausgeschüttet werden haben positiven Einfluss auf die geistige Fitness im späteren Leben, sondern auch der frühe Zeitpunkt für die erste Menstruation bei Mädchen und die mindestens zehnjährige Einnahme von Hormonpräparaten zur Verhütung.
Grund sind die Hormone. Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass die Geschlechtshormone bei Frauen die geistigen Leistungen beeinflussen. Das Östrogen hat eine positive Wirkung auf den Hirnstoffwechsel und die Hirnfunktion. Das Progesteron fordert das Wachstum und die Entwicklung von Hirngewebe. Eine späte Schwangerschaft bringt einen solchen Hormonschub für die Frauen mit sich, dass er sich sogar über die Wechseljahre hinaus auf das Gehirn auswirkt. Die mindestens zehnjährige Einnahme der Pille führt dazu, dass der Östrogenwert auch in östrogenarmen Zeiten des weiblichen Zyklus hochgehalten wird. So scheinen auch Hormone in Tablettenform Einfluss auf die mentale Fitness bis in die Zeit der Wechseljahre hinein zu nehmen, wenn man sie vorher lange genug genommen hat.
Die Wissenschaftler betonen allerdings, dass Frauen aufgrund dieser Erkenntnisse nicht warten sollten, um schwanger zu werden, denn späte Schwangerschaften bergen auch mehr Risiken für Mütter und ihre ungeborenen Kinder. Auch das Verhütungsmittel sollte nicht zugunsten der Pille gewechselt werden, denn jeder hormonelle Eingriff erhöht das Risiko für bestimmte Krankheiten, wie zum Beispiel Bluthochdruck oder Thrombose.
Quelle: ntv.de, jaz