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So ähnlich wie bei Depressionen Übergewicht entsteht durch Störung im Hirn

Eine gestörte Energieaufnahme im Gehirn befördert starkes Übergewicht.

Eine gestörte Energieaufnahme im Gehirn befördert starkes Übergewicht.

Diäten, Fasten, FdH: Menschen mit Übergewicht versuchen viel, um die lästigen Pfunde loszuwerden. Meistens mit nur kurzweiligem Erfolg und ständigem Hunger. Forscher suchen nach Ursachen und werden mit einem Blick ins Hirn fündig.

Das Gehirn ist die größte Steuerzentrale im menschlichen Körper. Von hier aus wird jede Bewegung und jeder Lidschlag aktiviert. Auch das Sättigungsgefühl entsteht zuerst im Gehirn. Wie es sich damit bei Menschen mit starkem Übergewicht, der sogenannten Adipositas, verhält, haben Forscher der Universität zu Lübeck herausgefunden.

Das Wissenschaftlerteam um Professor Kerstin Oltmanns von der Sektion für Psychoneurobiologie im Center of Brain, Behavior and Metabolism geht davon aus, dass die Gewinnung von Energie aus Glukose bei Menschen mit Adipositas stark vermindert ist. Diese Störung könnte auch die Erklärung dafür sein, weshalb viele adipöse Menschen kein Sättigungsgefühl wahrnehmen.

Für ihre Untersuchung erhöhten die Forscher bei Studienteilnehmern mit starkem Übergewicht und bei Normalgewichtigen den Blutzuckergehalt mit einer Glukoseinfusion. So wurde gleichzeitig dem Gehirn Zucker zur Energiegewinnung zugeführt. Währenddessen wurde mit einer speziellen Form der Magnetresonanzspektroskopie der Energiestatus im Gehirn gemessen.

Energieaufnahme wird nicht wahrgenommen

Es zeigte sich, dass bei den Probanden mit Normalgewicht der Hirnenergiegehalt sofort nach der Glukosegabe anstieg. Bei den adipösen Studienteilnehmern dagegen sah man keine Veränderung. Erst nach einer starken Anhebung des Blutzuckers mittels Infusion sahen die Forscher einen leichten Anstieg auch im Gehirn der Probanden mit starkem Übergewicht. "Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass bei Übergewichtigen eine Störung der Energiegewinnung im Gehirn vorliegt", erläutert Psychologin Ewelina K. Wardzinski, die an der Untersuchung mitgearbeitet hat. "Möglicherweise erklärt diese Störung den chronisch reduzierten zerebralen Energiestatus bei den Betroffenen und auch, warum Übergewichtige oft kein Sättigungsgefühl spüren. Dann hungert das Gehirn gewissermaßen."

Zudem stellten die Forscher fest, dass sich ihre Erkenntnisse über ein erniedrigtes Hirnenergielevel bei Adipositas Parallelen zu psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen finden lassen. Die Forscher schließen daraus, dass ähnlich wie bei solchen psychischen Leiden auch bei starkem Übergewicht eine Verhaltenstherapie größeren Erfolg hat als Diätpläne. Sie gehen davon aus, dass mit einem für Menschen mit Übergewicht entwickelten verhaltenstherapeutischen Lernprogramm die Wahrnehmung des Sättigungsgefühls wieder hergestellt werden kann. Auf diese Weise kann die Nahrungsaufnahme und damit auch das Körpergewicht reduziert werden. Erste Zwischenergebnisse aus der laufenden Studie dazu lassen hoffen.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher bei "Science Direct".  

Quelle: ntv.de, jaz

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