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Organisation schlägt Alarm WHO: Zika-Virus könnte Millionen infizieren

Die Ausbreitung des Zika-Virus bereitet den Behörden in den betroffenen Ländern zunehmend Sorgen. Die Weltgesundheitsorganisation setzt eine Dringlichkeitssitzung an. Die Gefahr besteht vor allem auf dem amerikanischen Kontinent.

Zwar grassierte das Zika-Virus vor allem in Südamerika - doch inzwischen sind auch in mindestens sieben europäischen Ländern Fälle registriert, darunter in Deutschland. Aus Angst vor einer weltweiten Ausbreitung der Epidemie hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun eine Dringlichkeitssitzung einberufen. "Wir sind extrem alarmiert", sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Der Erreger verbreite sich in einigen Gegenden nahezu explosionsartig. WHO-Virus-Experte Marcos Espinal rechnet mit bis zu vier Millionen Infizierten. Bisher ist der Erreger in insgesamt 23 Regionen Amerikas aufgetreten.

Nach WHO-Angaben gibt es in Brasilien möglicherweise 1,5 Millionen Zika-Fälle. Zugleich warnte die UN-Organisation aber vor Panik. "Das ist nicht Ebola", sagte der WHO-Direktor und Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten, Marcos Espinal.

Der Erreger steht im Verdacht, schwere Schädel-Fehlbildungen bei Ungeborenen zu verursachen, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft damit infiziert: Die Babys kommen mit einem viel zu kleinen Kopf auf die Welt (Mikrozephalie); geistige Behinderung ist die Folge.

Typische Grippesymptome

Vor der starken Ausbreitung galt das Zika-Virus als eher harmlos - typische Symptome sind leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen. Nicht jeder Infizierte erkrankt. Das brasilianische Militär will mit einer Großoffensive Stechmücken als Überträger des Virus bekämpfen. Verteidigungsminister Aldo Rebelo betonte bei der Vorstellung des Programms: "Wir müssen alle Kräfte des Staates und der Gesellschaft bündeln."

In Brasilien soll in 356 Städten und Gemeinden sowie Tausenden Schulen über die Gefahr aufgeklärt und Moskitos und deren Eiablageplätze vernichtet werden. 160.000 Soldaten, 30.000 Mitglieder der Marine und 30.000 Militärs der Luftwaffe werden dafür eingesetzt. Bisher wurden in Brasilien seit vergangenem Jahr schon 4180 Mikrozephalie-Fälle bekannt - 68 Babys starben. Das Gesundheitsministerium sieht einen klaren Zusammenhang mit dem zuvor kaum bekannten, ursprünglich aus Afrika stammenden Zika-Virus.

Auch in Rio de Janeiro, Austragungsort der Olympischen Spiele im August, hat die Zahl solcher Schädelfehlbildungen deutlich zugenommen. Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte ein Krisentreffen der Gesundheitsminister des südamerikanischen Staatenbundes Mercosur an. Vor dem nächste Woche beginnenden Karneval sollen auch in der Hauptveranstaltungsstätte, dem Sambadrom in Rio de Janeiro, die Moskitos mit Spezialmitteln bekämpft werden, damit keine Gefahr für die Besucher besteht.

Von Brasilien über Nicaragua bis nach Deutschland

Auch Nicaragua meldete erste Infektionen. Honduras wies etwa 1000 Ansteckungen nach. Experten befürchten eine Ausbreitung auf den gesamten amerikanischen Kontinent - mit Ausnahme von Alaska und Teilen Chiles. Frankreichs Gesundheitsministerin Marisol Touraine warnte Schwangere vor Reisen in französische Überseegebiete. Geplante Touren etwa auf die Karibikinsel Martinique oder nach Französisch-Guayana sollten verschoben werden, sagte sie dem Sender France Info.

Das Virus ist 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt worden. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und dann stärker 2013 in Französisch-Polynesien auf. Aber erst seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm. In Deutschland wurde laut Robert-Koch-Institut (RKI) beim aktuellen Ausbruch als erstes bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti eine Infektionen diagnostiziert.

Reisende, die binnen drei Wochen nach der Rückkehr aus einem von Zika betroffenen Land Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Hautrötungen feststellen, sollten laut RKI einen Arzt aufsuchen und auf die Reise hinweisen. Ein Bluttest kann dann definitiven Aufschluss geben.

Quelle: ntv.de, sro/apd/AFP/rts

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