Schwangere haben mehr Ruhe Weniger Frühgeburten durch Corona-Regeln
20.10.2020, 11:32 Uhr
Einige Schwangere haben während der Corona-Maßnahmen sogar mehr Unterstützung erhalten.
(Foto: imago images/photothek)
Als in der Pandemie die ersten Schutzmaßnahmen in Kraft treten, sind viele verunsichert oder verstimmt. Für werdende Mütter hingegen scheint sich die Verlangsamung des Lebens positiv auf den Verlauf der Schwangerschaft auszuwirken.
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Frühgeburten in den Industrieländern stetig gestiegen. Auch wenn die Gründe dafür noch unklar sind, gelten Infektionskrankheiten wie Covid-19, erhöhte Arbeitsbelastung, Stress und fehlende Unterstützung im Allgemeinen als Risikofaktoren für eine Frühgeburt. Darüber hinaus wird auch Luftverschmutzung als möglicher Auslöser beschrieben, berichtet das "Ärzteblatt" in diesem Zusammenhang.
Durch die Einschränkungen zu Beginn der Pandemie habe sich jedoch die Situation der meisten schwangeren Frauen bezüglich dieser Risikofaktoren erheblich verändert. Die Frauen arbeiteten eher von zu Hause aus, verbrachten mehr Zeit mit ihren Familien, und auch die Luftqualität in den Städten verbesserte sich messbar.
Forschende aus den Niederlanden, Irland und Dänemark haben sich in drei verschiedenen Untersuchungen die Daten von Schwangeren zu Beginn der Corona-Pandemie genauer angeschaut und die Auswirkungen der verschiedenen Maßnahmen in den Ländern untersucht. Dabei konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unabhängig voneinander feststellen, dass es mit der Einführung der verschiedenen Schutzmaßnahmen insgesamt seltener zu einem verfrühten Ende von Schwangerschaften gekommen ist.
Sie sahen vor allem einen Rückgang von Frühgeburten, bei denen die Säuglinge ein sehr niedriges Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm haben. Das Forscherteam der irischen Universitätsklinik Limerick berichtet von einem Rückgang von 73 Prozent von Frühgeburten in diesem Bereich. Nach Auskunft der Forschenden aus Dänemark ging ihren Analysen zufolge die Zahl dieser Frühgeburten sogar um 91 Prozent zurück.
Kein Händeschütteln, keine Infektionen
In der Untersuchung aus den Niederlanden haben die Forscher sogar einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Schutzmaßnahmen und den Auswirkungen auf die Zahl der Frühgeburten gezeigt. Demnach gab es den größten Rückgang an Frühgeburten nach dem 9. März. An diesem Tag wurde als Schutz vor einer Ansteckung vom Händeschütteln abgeraten, dagegen zu häufigerem Händewaschen sowie zur Verwendung von Papiertaschentüchern und zum Niesen und Husten in die Armbeuge geraten. Zudem wurde Personen mit Erkältungssymptomen oder Fieber ans Herz gelegt, zu Hause zu bleiben.
Diese Maßnahmen könnten Frühgeburten insgesamt um 23 Prozent gesenkt haben. Die Zahlen bei den Geburten vor der 25. Woche sank im gleichen Zeitraum sogar um 52 Prozent. Drei Tage später wurden in den Niederlanden die Maßnahmen verschärft. Größere öffentliche Veranstaltungen und Kontakt zu älteren Menschen wurden untersagt. Arbeit sollte, wo es möglich war, im Homeoffice erledigt werden. Auch diese Maßnahmen führten dazu, dass die Zahlen der Frühgeburten sanken, allerdings nicht mehr so stark wie nach den ersten Maßnahmen. Und auch als am 15. März die Schulen und Horte geschlossen wurden, war kein weiterer Rückgang mehr erkennbar.
Auch wenn alle drei Studien nicht den Beweis für einen direkten Zusammenhang zwischen Corona-Maßnahmen und Verringerung des Frühgeburtenrisikos erbringen können, liefern sie zumindest einen Hinweis darauf, dass die verordnete Ruhe vielen Schwangeren gut bekommt und zu Zeiten außerhalb der Pandemie wohl fehlt.
Quelle: ntv.de, jaz