Frage & Antwort

Niemals mittags gießen Können Tropfen und Sonne auf Blättern zu Schäden führen?

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Auch Hobbygärtner wissen, dass man besser morgens oder abends gießt.

Auch Hobbygärtner wissen, dass man besser morgens oder abends gießt.

(Foto: picture alliance / blickwinkel/D. Maehrmann)

Trockenheit vermindert Pflanzenwachstum und Erträge. Aus diesem Grund muss gegossen werden. Weit verbreitet ist der Ratschlag, dies niemals in der Mittagssonne zu tun. Die Wassertropfen könnten wie Brenngläser wirken und die Blätter zerstören. Aber stimmt das überhaupt?

In der Mittagssonne sollte man auf keinen Fall den Rasen sprengen oder Pflanzen gießen, lautet eine weitverbreitete Meinung im Gartenbau. Als Begründung wird oftmals angegeben, dass die Wassertropfen, die auf Blättern und an Gräsern haften bleiben, durch die intensive Sonneneinstrahlung zu winzigen Brenngläsern werden könnten und die Blätter an diesen Stellen irreversibel schädigen können. Das ist zunächst vorstellbar, macht aber einen genauen Blick auf den sogenannten Brennglas-Effekt nötig.

Mit einer Lupe, Sonne und Geduld kann beispielsweise Heu entzünden.

Mit einer Lupe, Sonne und Geduld kann beispielsweise Heu entzünden.

(Foto: picture alliance / WILDLIFE)

Beim Brennglas-Effekt werden mittels einer Linse Lichtstrahlen gebündelt, was am sogenannten Brennpunkt zu starker Erhitzung und bei leicht entzündlichem Material schließlich zu Feuer führt. Wenn die Sonne im Sommer also lange genug und im richtigen Winkel auf eine Linse scheint, kann das Material darunter entzündet werden. Doch können auch Wassertropfen, die auf Blättern liegen, einen vergleichbaren Effekt auslösen?

Die Form fehlt

Die Wassertropfen hätten so gut wie nie die passende Gestalt, die nötig wäre, damit sie wie ein Brennglas wirken, erklärt der Physiker Gernot Münster auf einer Website der Universität Münster, auf der er sich mit populären Irrtümern in der Physik auseinandersetzt. Der Brennpunkt müsste sich zudem auf der Unterseite des Tropfens befinden, damit er auf dem Blatt liegt. Und das Sonnenlicht müsste im passenden Einfallswinkel auf den Tropfen treffen. Münster bezeichnet den Brennglas-Effekt deshalb als hartnäckigen Mythos, der nicht zutrifft.

Wassertropfen halten sich auf behaarten Blättern länger.

Wassertropfen halten sich auf behaarten Blättern länger.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Zusammengefasst: Ein Tropfen müsste ideal einfallendes Licht auf die Oberfläche des Blattes bündeln - was selbst ein exakt halbkugelförmiger Tropfen nicht recht schafft. Wenn Wasser in der Sonne auf dem Blatt verdunstet, entsteht sogar ein kühlender Effekt. Enthält das Wasser indes Salze, die nach dem Verdunsten zurückbleiben, können diese die Zellen des Blattes schädigen.

Blätter mit und ohne Haare

Ein Forscherteam der Universität Budapest hat sich der Frage des Sonnenbrandes durch sonnenbeschienene Wassertropfen auf Blättern bereits vor einigen Jahren zugewandt. Sie ließen Sonnenlicht auf verschiedene Blätter scheinen, auf die sie kleine Glaskügelchen oder Wassertropfen verschiedener Formen und Größen gesetzt hatten. Zusätzlich simulierten sie diese Bedingungen am Computer. Ihr Ergebnis: Es sei unwahrscheinlich, dass auf glatten, haarlosen Blättern Wassertropfen bei Sonnenschein das Blattgewebe schädigen. Bei Blättern mit feinen Haaren könnten von diesen festgehaltene Tropfen indes tatsächlich einen Sonnenbrand verursachen - wenn deren Brennpunkte auf den flächigen Teil des Blattes fielen.

Auf ihren im Fachmagazin "New Phytologist" im Jahr 2010 erschienenen Artikel reagierte ein australischer Biologe mit einem wissenschaftlichen Kommentar. Er kommt darin zu dem Schluss, dass es weiterer Forschung bedürfe - etwa zur Temperaturschwelle, die überschritten werden müsste, damit es zu Blatt-Verbrennungen kommen kann. Es gebe in der Forschung auch erste Hinweise darauf, dass durch erhöhte Strahlungsintensität ein Teil des Systems geschädigt werden könnte, das an der Fotosynthese beteiligt ist, schreibt der Biologe.

Kein Wasser verschwenden

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Gewässert werden sollte prinzipiell morgens oder abends, denn dann ist die Verdunstung am geringsten. Wenn man Pflanzen in der prallen Mittagssonne gießt, verdunstet das Wasser relativ schnell und gelangt im ungünstigsten Fall nicht zu den Wurzeln. Verdunstetes Wasser ist zudem verschwendet. Einige Fachleute geben darüber hinaus zu bedenken, dass große Temperaturunterschiede bei Pflanzen eine Art Kälteschock hervorrufen können.

Übrigens: Der Brennglas-Effekt wird oftmals auch als Grund für Waldbrände angegeben. Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, dass durch Glasflaschen oder -scherben im Wald wirklich Brände ausgelöst werden. Lediglich herausgebrochene Flaschenböden könnten das Licht ähnlich wie eine Linse bündeln. Dennoch haben Glasflaschen im Wald nichts zu suchen.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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