#SelfieWithDaughter für Narendra Modi Indiens Hashtag-Premier wertet Frauen auf
29.06.2015, 17:42 Uhr
Unter dem Hashtag #SelfieWithDaughter bekennen sich viele indische Väter stolz zu ihren Töchtern.
(Foto: Twitter/Naveen Jindal)
Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Wer sich in Indien ein Kind wünscht, hat hinsichtlich des Geschlechts oft strenge Vorstellungen. Noch immer werden weibliche Embryos abgetrieben, Mädchen getötet. Eine Hashtag-Kampagne soll das ändern.
Indien hat ein schwieriges Verhältnis zu Frauen. Einerseits liebt man sie. Man hüllt sie in edle Stoffe, behängt sie mit Schmuck, hofiert sie nach allen Regeln der Kunst - wie es Bollywood-Filme lehren. Aber so wie auch Bollywood-Filme wenig mit westlichen Vorstellungen von gleichberechtigter Liebe zu tun haben, unterscheidet sich die Wertschätzung gegenüber Frauen in der ungefilmten Lebensrealität.
Wer in Indien ein Kind zur Welt bringt, wünscht sich noch heute eher einen Sohn als eine Tochter. Obwohl sich das Verhältnis von Männern zu Frauen in dem Land langsam annähert, zeigt die jüngste Volkszählung aus dem Jahr 2011, dass die Situation sich bei Kindern verschärft hat. Auf 1000 Jungs kamen demnach nur 914 Mädchen. Zehn Jahre vorher waren es noch 927 Mädchen.
Seit etwas mehr als einem Jahr ist Narendra Modi Indiens Staatschef. Ebenso lange engagiert sich der Politiker für die Mädchen in seinem Land. Im Rahmen der Kampagne "Beti Bachao, Beti Padhao" (Rette die Tochter, lehre die Tochter) bat er nun unter dem Hashtag #SelfieWithDaughter um die Anerkennung von Mädchen, mehr noch: Sie sollen gefeiert werden.
Kindermord und Abtreibung
An den meisten Orten der Welt werden weniger Mädchen geboren. Das liegt vor allem daran, dass im Verlauf der Schwangerschaft mehr Mädchen sterben. So zitiert die Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" Forscher aus Großbritannien und den USA. Zum Zeitpunkt der Empfängnis ist das Verhältnis demnach noch ausgeglichen. Doch auf diese wissenschaftliche Erkenntnis allein lassen sich die Zahlen aus Indien nicht zurückführen.
"Jeden Tag werden 2000 Mädchen im Mutterleib getötet", sagte die indische Ministerin für Frauen- und Kinderförderung Maneka Gandhi vor einigen Wochen. "Manche werden auch geboren und bekommen Kissen aufs Gesicht gedrückt, die sie ersticken." Grund für Abtreibungen und Kindstötungen ist unter anderem das nach wie vor weitverbreitete Ausstreuersystem. Mädchen werden aufgrund der Heiratskosten für die Familie als Last empfunden.
Töchter sind schützenswert
Für die demografische Entwicklung Indiens ist das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen fatal. Es fehlen nicht nur Frauen als Partnerinnen für die Männer, sondern - und das bedingt sich natürlich gewissermaßen - vor allem Mütter für zukünftige Generationen.
Weil es natürlich aber auch indische Männer gibt, die ihre Töchter über alles lieben und um nichts in der Welt eintauschen würden, erfreute sich Modis #SelfieWithDaughter in sozialen Netzwerken umgehend großer Beliebtheit. Nicht nur Väter, sondern auch Mütter teilten eifrig Selbstporträts von sich und dem Nachwuchs.
Auch außerhalb Indiens bedienen sich immer mehr des Hashtags und so findet sich unter all den Bildern auch mal eine Aufnahme von einem amerikanischen Vater-Tochter-Gespann auf einem Bötchen im Thailandurlaub. Ein Hashtag-Trend kann sicherlich keine ganz große Politik machen. Aber #SelfieWithDaughter zeigt, dass die Liebe zwischen Eltern und Kind unabhängig von Geschlecht und Geburtsort existiert, und macht auf einfachstem Weg verständlich: Sie ist schützenswert.
Quelle: ntv.de