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"Sie kann alles erreichen!" Madeline Stuart modelt mit Down-Syndrom

Menschen mit Down-Syndrom sind sexy, findet Maddies Mutter.

Menschen mit Down-Syndrom sind sexy, findet Maddies Mutter.

(Foto: Instagram/madelinesmodelling_)

Sie will mit Vorurteilen aufräumen, sagt ihre Mutter. Was sie wirklich will, weiß wohl nur Madeline Stuart selbst. Die 18-Jährige hat Trisomie 21. Ihre Bikini-Bilder sollen eine Modelkarriere anstoßen. Jetzt gehen sie um die Welt.

Auf der New York Fashion Week dürfen nur die besten Models laufen. Anfang des Jahres war Jamie Brewer eins von ihnen. Dabei ist die 30-Jährige eigentlich gar nicht in der Modewelt unterwegs. Sie ist Schauspielerin, bekannt aus der Fernsehserie "American Horror Story", und sie ist mit Down-Syndrom geboren. Noch nie durfte vor ihr jemand mit dieser Behinderung bei einer so renommierten Modenschau auftreten.

Die 18-jährige Madeline "Maddie" Stuart will es Brewer nachmachen. Auch sie hat Trisomie 21. Ihre Mutter Rosanne erinnert sich noch genau daran, wie ihr Menschen, nachdem sie die kleine Maddie im Kinderwagen begutachtet hatten, nahelegten, ihre Tochter besser nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. "Die Ärzte sagten mir, sie würde niemals etwas erreichen", erinnert sich die Frau im Gespräch mit dem Internetportal "Buzzfeed". Doch das Mutter-Tochter-Gespann wollte das nicht hinnehmen.

Vor etwa eineinhalb Jahren entschied Maddie sich dazu, ihr Leben umzukrempeln. "Ich habe mich dazu entschlossen, mein Gewicht zu verändern und mich auf meine Gesundheit zu konzentrieren", schreibt Maddie auf Facebook. "Das ist das Ergebnis." Dazu veröffentlicht sie Fotos, die sie vor und nach ihrer Transformation zeigen. Maddie ist nun 20 Kilo leichter und geschminkt. Das kommt an. Über 300.000 Menschen gefällt ihre Facebook-Seite, fast 25.000 haben ihr Instagram-Profil.

Fast könnte man meinen, die Welt würde sich zum Guten wenden, Online-Trend um Online-Trend bringe etablierte und vor allem ungesunde und verletzende Schönheitsstandards zum Bröckeln. Auf der gleichen Fashion Week, auf der Schauspielerin Brewer im Rampenlicht stand, rollten auch diverse gehbehinderte Damen im Rollstuhl über den Laufsteg.

"Die Menschen werden immer offener"

Die Modemarke Céline warb unter tosendem Applaus mit der 80-jährigen Literatur-Ikone Joan Didion, Fotografen reißen sich um den afro-amerikanischen Albino-Mann Shaun Ross oder Transgender-Model Andreja Pejić. Netz-Aktivisten und Twitter-Enthusiasten sind gegen Body-Shaming und für Bierbäuche, die sie #dadbod nennen.

"Die Menschen werden immer offener für das, was sie noch nicht verstehen", sagt Rosanne. Hoffentlich hat sie recht. Hoffentlich verbergen sich hinter den Abonnenten der Social-Media-Kanäle ihrer Tochter nur Unterstützer mit reinem Herzen. Hoffentlich sehen sie die Bikini-Fotos als Beweis von Stärke der gerade 18-Jährigen, nicht als Beweis ihres Sex-Appeals.

In den Medien wird Maddie Stuart als Vorreiterin für ein neues Verständnis von Schönheit gefeiert. Das ist zum einen sehr kurzfristig gedacht, denn kaum eins der "besonderen Models" ist noch Jahre nach ihrem Karriere-Hoch erfolgreich im Geschäft, zum anderen ist es völlig konfus: Während Plus-Size zelebriert wird, muss eine chromosomal geschädigte Frau erst die Pfunde purzeln lassen, damit sie als schön gelten darf?

Trisomie 21 soll sexy sein

"Die Leute sollen sehen, wie sie strahlt", sagt Rosanne, "wie ihre Persönlichkeit hervorbricht." Aber sollen junge Menschen wirklich lernen, dass sie erst dann für das geliebt werden, was sie sind, wenn sie sich verwandelt haben?

Rosanne will, dass die Leute realisieren, "dass Menschen mit Down-Syndrom sexy sein können", dass man sie feiern sollte. Ob Maddie das auch will? Man weiß es nicht. Die Interviews gibt ihre Mutter.

Maddie Stuart ist - soweit man das anhand der wenigen Bilder und Informationen, die von ihr zugänglich sind, sagen kann - eine besondere Frau. So besonders wie Millionen andere junge und alte Frauen wie Männer auch. Wie sie alle verdient Maddie die Chance, ihrem Leben eine Richtung zu geben, nach etwas zu streben oder sich hängen zu lassen. Was sie nicht verdient, ist einen kurzlebiger Netz-Trend.

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Quelle: ntv.de

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