Paukenschlag bei der ARD NDR gibt ESC-Verantwortung 2026 ab
27.01.2025, 16:04 Uhr Artikel anhören
Die Verantwortung für Deutschlands Auftritt beim ESC-Spektakel liegt ab 2026 beim SWR.
(Foto: picture alliance / TT NYHETSBYRÅN)
Das zuletzt schlechte Abschneiden Deutschlands beim Eurovision Song Contest hat immer wieder auch den zuständigen NDR in die Kritik gebracht. 2025 verantworten nun Stefan Raab, RTL und NDR gemeinsam den deutschen Beitrag. 2026 soll dann der SWR übernehmen.
Der Eurovision Song Contest (ESC) und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) gehören eigentlich zusammen wie Topf und Deckel: Seit fast 30 Jahren hat die nördlichste Sendeanstalt im ARD-Verbund das Zepter in der Hand, wenn es um die Vertretung Deutschlands bei dem traditionsreichen Musik-Wettbewerb geht.
Zwar teilte sich der NDR die Verantwortung von 2010 bis 2012 schon einmal mit Stefan Raab, damals noch in Diensten von ProSieben. Und auch in diesem Jahr kooperiert der Sender wieder mit Raab, der den ESC jetzt zusammen mit RTL zur "Chefsache" erhoben hat. Doch seine Beteiligung gab der NDR nie aus der Hand.
2026 aber ist damit Schluss. Und das nicht etwa, weil sich Raab und die Privatmedien den ESC vollends einverleiben würden, sondern weil die ARD die Zuständigkeit neu vergibt, wie auf der aktuell noch vom NDR betriebenen Website "eurovision.de" bekannt gegeben wurde.
"Grandioser Schlusspunkt" mit Raab
Die Landesrundfunkanstalten hätten das Ziel, "sich zu spezialisieren und damit an Schlagkraft zu gewinnen", heißt es dort. Im Unterhaltungsbereich würden deshalb künftig unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Die Folge: Ab dem kommenden Jahr werde der Südwestrundfunk (SWR) die Federführung beim ESC übernehmen.
"Der ESC ist das größte Show-Event der ARD - ein Symbol für ein weltoffenes Europa und ein echter Lagerfeuermoment, der Millionen über alle Generationen hinweg begeistert", stellt ARD-Programmdirektorin Christine Strobl fest. Dieser Erfolg sei maßgeblich dem NDR zu verdanken, der nun "in Zusammenarbeit mit Stefan Raab einen sicher grandiosen Schlusspunkt setzen wird". Sie sei dem SWR dankbar, "dass er bereit ist, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen und den ESC erfolgreich in die Zukunft zu führen".
"Uns ist bewusst, dass wir in große Fußstapfen treten und die vielen Fans zu Recht ebenso anspruchsvoll wie kritisch sind", sagt für den SWR wiederum Programmdirektor Clemens Bratzler. Der ESC sei "fantastische Unterhaltung" und passe "sehr gut zu den Werten und Zielen des SWR", ergänzt er und fährt fort: "Gleichwohl können wir dafür kein zusätzliches Geld ausgeben. Um die Aufgabe übernehmen zu können, haben wir intern Umschichtungen vorgenommen und unter anderem die Ausgaben von 'Verstehen Sie Spaß?' reduziert." Man werde "alles dafür tun, dass der ESC weiter spannend, bunt, lebendig, gesprächswertig und überraschend bleibt".
Wehmut beim NDR
NDR-Programmdirektor Frank Beckmann lässt in seinem Statement Wehmut durchklingen. "Der NDR hat den ESC mit großer Leidenschaft über viele Jahre betreut. Wir haben mit Lena gewonnen, aber auch oft hintere Plätze belegt", räumt er dabei ein. Auch wenn "viele strategische Überlegungen" angestellt worden seien, bleibe der ESC "immer auch ein bisschen unkalkulierbar - und das ist auch gut so", so Beckmann. Die Suche nach neuen Schwerpunkten, Synergien und Arbeitsteilungen in der ARD bedeute "zuweilen auch, Liebgewonnenes loslassen zu müssen - so wie den ESC". Doch erst einmal werde es 2025 noch einmal ein Highlight geben: "Gemeinsam mit Stefan Raab und RTL holen wir die Trophäe nach Deutschland."
Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, werde der SWR bereits in diesem Jahr an den Arbeiten zum ESC beteiligt, heißt es. Nach dem ESC-Finale am 17. Mai in Basel solle der Staffelstab dann komplett vom Norden an den Süden übergeben werden - es sei denn, Deutschland gewinnt in der Schweiz. Dann werde noch einmal der NDR das internationale Finale vor heimischem Publikum 2026 verantworten.
Unklar ist derzeit, ob auch unter SWR-Federführung eine weitere Zusammenarbeit mit Raab denkbar wäre. Allerdings hat nicht nur der Entertainer deutlich gemacht, dass er sich wohl lediglich im Falle eines deutschen Triumphs in Basel weiter engagieren würde. Auch ARD-Programmdirektorin Strobl sagte kürzlich dem Branchendienst "DWDL": "Nichts weniger als der Sieg rechtfertigt eine solche Zusammenarbeit."
Wegen des zumeist schlechten Abschneidens Deutschlands beim ESC war in den vergangenen Jahren auch der NDR immer wieder in die Kritik geraten. Fans der Veranstaltung forderten dabei auch die Ablösung der Sendeanstalt. Nicht auszuschließen, dass auch dies Einfluss auf die jetzige Neuordnung der Zuständigkeit bei der ARD hatte.
Quelle: ntv.de, vpr