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"Ich will gewinnen" Für Stefan Raab zählt nur der ESC-Sieg

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Die Meldung schlägt zu Wochenbeginn ein wie eine Bombe: Stefan Raab mischt wieder beim Eurovision Song Contest mit. Nun erklärt er, wie sein Engagement konkret aussehen soll. Und er gibt ein klares Ziel vor. Sollte er es verpassen, dürfe man ihn auch "abstrafen".

Es ist geradezu ein Sinnbild dafür, dass es beim Eurovision Song Contest (ESC) für Deutschland endlich mal wieder Sekt und nicht länger Selters geben soll. Während RTL-Programmgeschäftsführerin Inga Leschek, ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und NDR-Programmdirektor Frank Beckmann auf dem Podium an einem Wasser nuckeln, steht am Platz von Stefan Raab eine Cola. Nach der Bekanntgabe zu Wochenbeginn, dass er nach seinem TV-Comeback bei RTL und auf RTL+ nun auch die ESC-Kohlen wieder aus dem Feuer holen soll, ist er natürlich auch bei der Vorstellung des konkreten Konzepts hierfür der unangefochtene Chef im Ring. Stattgefunden hat sie am Donnerstagvormittag in Berlin in der Botschaft der Schweiz, die den ESC 2025 austragen wird.

Es liegt in der Natur der Sache, dass den Programmverantwortlichen da - passend zum Getränk - allenfalls die Rolle der Wasserträger des Entertainers zufallen kann. Und die, die bislang einzigartige Kooperation von RTL und Öffentlich-Rechtlichen im ESC-Kontext zu feiern. Nicht nur ARD-Mann Beckmann freut sich über "neue Partnerschaften". Auch Leschek hat ein "phantastisches Gefühl, dass das super wird". Raab deutet zwar zwischen den Zeilen an, dass der Weg zur Zusammenarbeit "herausfordernd" gewesen sei. Doch die allgemeine Euphorie wirkt dann auch auf ihn ansteckend: "Wenn Olaf Scholz hört, wie harmonisch das hier abläuft, will er gleich mitmachen."

Noch ein bisschen mehr begeistern dürfte Raab vielleicht höchstens, dass er nach vielen Jahren mit seiner eigenen Produktionsfirma im Rücken endlich wieder kräftig beim ESC mitmischen kann. Natürlich werden auch seine Achtungserfolge bei der Veranstaltung in der Vergangenheit auf der Pressekonferenz angesprochen - etwa mit dem von ihm komponierten Guildo-Horn-Song "Guildo hat euch lieb", mit seiner eigenen "Wadde hadde dudde da"-Teilnahme oder mit Max Mutzke, dem er "Can't Wait Until Tonight" auf den Leib geschrieben hatte. Von seinem Triumph mit der von ihm entdeckten Lena Meyer-Landrut mit "Satellite" 2010 in Oslo ganz zu schweigen.

Das letzte Wort hat das Publikum

Doch in erster Linie richtet sich der Blick dann doch nach vorn. Und Raab macht klar, dass er als Metzgerssohn nicht bereit ist, kleine Brötchen zu backen. "Ich mache das ja nicht, weil ich Zweiter oder Dritter werden will. Wir wollen natürlich gewinnen, ansonsten säßen wir heute nicht hier", so seine klare Ansage. Eine Haltung wie diese erwarte er schließlich auch von anderen: "Wenn die deutsche Nationalmannschaft zur Europameisterschaft fährt und sagt, wir möchten gerne Dritter in der Vorrunde werden, dann sage ich: 'Dann bleibt doch direkt zu Hause." Und sollte er mit seinem Anspruch scheitern? Dann könne man ihn danach auch gerne "abstrafen", verspricht Raab. "Dafür stehe ich zur Verfügung."

Damit es dazu jedoch erst gar nicht kommt, sondern es gelingt, "die Veranstaltung so erfolgreich wie möglich abzuschließen", haben sich Raab und seine Kooperationspartner ein neues Konzept für den Vorentscheid überlegt. Insgesamt wird sich die Auswahl des Acts, der Deutschland beim ESC-Finale am 17. Mai 2025 in Basel vertreten wird, über vier TV-Live-Shows erstrecken. In den ersten beiden Sendungen treten zunächst jeweils zwölf Kandidatinnen oder Kandidaten an, von denen sechs oder sieben den Sprung in die nächste Runde schaffen. In der dritten Show werden von den dann zwölf bis 14 Interpretinnen und Interpreten noch einmal neun ausgesiebt, die schließlich in einem großen Finale um das Ticket in die Schweiz kämpfen werden.

Bis zu diesem Finale wird allein eine Jury darüber entscheiden, wer in dem Auswahlmarathon weiterkommt und wer nicht. In ihr sollen neben Raab pro Sendung noch zwei oder drei weitere Personen Platz nehmen. Im Finale selbst werde dagegen "allein das deutsche Volk" darüber befinden, wer das Land schlussendlich beim ESC vertreten wird, freut sich Raab in der Schweizer Botschaft darüber, "das in der Nähe des Reichtags sagen zu können". Mit anderen Worten: Die Zeiten, in denen auch irgendwelche angeblichen Fachleute ein Wörtchen mitzureden hatten, sind zumindest in der letzten Instanz des Vorentscheids vorbei - entscheiden werden einzig und allein die Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich an der Abstimmung beteiligen.

Drei Shows bei RTL, Finale in der ARD

Während die ersten drei Sendungen zur Primetime um 20.15 Uhr bei RTL und auf RTL+ gezeigt werden, bleibt die Ausstrahlung des Finales am 1. März, ebenfalls um 20.15 Uhr, dem Ersten vorbehalten. Moderiert werden die Shows von der bewährten ESC-Allzweckwaffe Barbara Schöneberger.

Auf, auf zum ESC-Vorentscheid

Ab sofort kann sich jeder und jede unter der Internet-Adresse raab-casting.de für den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest bewerben.

Bewerben könne sich ab sofort wirklich jede und jeder, erklärt Raab. Weder das Alter noch das musikalische Genre noch - Gesangspapst Dieter Bohlen möge bitte weghören - das Talent, wirklich jeden Ton zu treffen, sei entscheidend. "Theoretisch ist da jeder denkbar, der Gefühle hat", spricht Raab die Wahrheit, dass vor allem Emotionen darüber entscheiden, ob ein musikalischer Vortrag verfängt, gelassen aus. Auch bereits gesammelte Erfahrungen im Musikgeschäft seien zwar nicht hinderlich, aber kein Muss, erläutert Raab. "Ich habe nichts dagegen, wenn Herbert Grönemeyer sagt, ich würde da gerne mitmachen" - nur müsse der sich dann halt auch wie alle anderen dem Auswahlverfahren stellen.

Per se übernehme er im Vorentscheid erst einmal die Rolle des Jurors, in der er dafür sorgen wolle, "dass wir die bestmögliche Ausgangsposition für den Künstler schaffen", sagt Raab. Nur wenn es wirklich passen sollte, könne er sich vorstellen, auch einen Song für einen Kandidaten oder eine Kandidatin zu komponieren. Er selbst wolle nicht antreten, versichert er. Und wird vielleicht Meyer-Landrut neben ihm in der Jury Platz nehmen? Darüber habe er mit ihr noch nicht gesprochen, erklärt Raab. Er stehe jedoch mit ihr im Kontakt. Vor seinem Boxkampf gegen Regina Halmich habe sie ihm Glück gewünscht. "Und es hat genutzt", sagt er ironisch.

"Das ist natürlich Quatsch"

Als es um darum geht, weshalb Deutschland in den vergangenen Jahren beim ESC oft ähnlich übel mitgespielt wurde wie ihm im Boxring, verweist Raab auf die Frage der Identifikation mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es müsse darum gehen, "einen Künstler zu etablieren, den viele Leute kennen und dem viele Leute auch die Daumen drücken". Die Vermutung, die ESC-Ergebnisse hingen womöglich mit Deutschlands Unbeliebtheit in Europa zusammen, wischt Raab indes rigoros vom Tisch: "Das ist natürlich Quatsch." Dann hätte schließlich auch Lena Meyer-Landrut nie gewinnen dürfen. "Das ist immer nur eine Ausrede, die am Ende des Tages den Künstler oder die Verantwortlichen nicht so sehr demontiert, indem man sagt: 'Also von uns ist keiner Schuld.'" Seine Erfahrung sei eine ganz andere: "Überall, wo ich hinkomme, sagen die Leute: 'Deutschland ist super.'"

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Nicht nur der neue Stellenwert des Vorentscheids, der sein Dasein zuletzt häufig nur noch im Spät- und Sparten-Programm der ARD fristete, soll die Identifikation des Publikums mit "seinem" ESC-Star 2025 stärken. Die Verantwortlichen verweisen auch auf die "unglaubliche Reichweite", die die ARD und die Sendergruppe RTL (zu der auch ntv gehört) gemeinsam in TV, Hörfunk und Online haben. So wird Raab etwa auch in seiner auf RTL+ zu sehenden Show "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" kräftig die ESC-Werbetrommel rühren, indem er dort Bewerberinnen und Bewerber für den Vorentscheid vorstellt.

Fest steht: Die äußerst launige Pressekonferenz mit einem bestens aufgelegten Stefan Raab, der mit einer Ode an die Schweiz auf der Ukulele auch die Botschafterin verzückte, hat definitiv Lust auf das neue ESC-Konzept gemacht. Ob es auch funktioniert, bleibt abzuwarten, denn auch Raab weiß: "Es gibt kein Rezept" für den ESC. Nur sein Mantra: "Am Ende des Tages will ich immer gewinnen."

Quelle: ntv.de

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