Energiewende daheim Für wen lohnt sich die Wärmepumpe wirklich?
06.07.2024, 19:24 Uhr Artikel anhören
Die Wärmepumpe soll eine Schlüsselrolle spielen bei der "Wärmewende".
(Foto: Daniel Reinhardt/dpa)
Der Anteil fossiler Brennstoffe bei der Wärmeversorgung soll reduziert werden. Zum Beispiel mit der Verwendung einer Wärmepumpe. Die funktioniert im Grunde wie ein umgekehrter Kühlschrank. Ob und für wen sich die Anschaffung lohnt, lesen Sie hier.
Wärmepumpen sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende und ein viel diskutiertes Thema. Nachdem im vergangenen Jahr ein deutlicher Anstieg der Verkaufszahlen zu verzeichnen war, zeigt sich im ersten Halbjahr 2024 ein Rückgang. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen sind die Preise für Gas und Heizöl gesunken, zum anderen haben sich die Förderprogramme für klimafreundliche Heizungsanlagen verzögert. Und auch das politische Gezänk rund um das Thema dürfte für Skepsis bei Interessierten gesorgt haben.
Doch unabhängig davon gilt es zu klären, für wen sich eigentlich die Investition in eine Wärmepumpe lohnt, welche Vor- und Nachteile es gibt und welcher Wärmepumpentyp für welche Bedürfnisse am besten geeignet ist.
Was sind die Vorteile von Wärmepumpen?
Der größte Vorteil von Wärmepumpen ist ihre Effizienz. "Mit einer Kilowattstunde Strom erzeugt eine Wärmepumpe in der Regel drei bis vier Kilowattstunden Wärme", erklärt Tim Rosengart, Geschäftsführer von Selfmade Energy. Die Wärmepumpe liefert also mehr Energie, als sie verbraucht. Neben ihrer Effizienz zeichnen sich Wärmepumpen durch niedrige Betriebskosten aus, da sie Wärmequellen aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser nutzen. Dadurch sind Betreiber von Wärmepumpen weniger von steigenden Energiepreisen betroffen und somit energieautarker. Ein weiterer bedeutender Vorteil von Wärmepumpen ist ihre Umweltfreundlichkeit. Da sie erneuerbare Energiequellen nutzen und keine Abgase oder Asche produzieren, tragen sie zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. Das spart auch Kosten, zum Beispiel für den Schornsteinfeger.
Was sind die Nachteile von Wärmepumpen?
"Ein wesentlicher Nachteil von Wärmepumpen sind die im Vergleich zu Öl und Gas höheren Stromkosten", erklärt Rosengart. "Das könnte sich aber ausgleichen, wenn der CO2-Preis für fossile Brennstoffe in den nächsten Jahren weiter steigt." Effizient arbeiten können Wärmepumpen nur, wenn die Vorlauftemperaturen im Heizkreis unter 60 Grad liegen. "In Gebäuden, in denen die Vorlauftemperatur nicht entsprechend abgesenkt werden kann, sollte vor dem Einbau einer Wärmepumpe zunächst die Dämmung optimiert werden", so Rosengart. Verbraucher scheuen sich außerdem häufig vor den anfänglichen Investitionskosten: Die Anschaffungs- und Installationskosten für eine Wärmepumpe sind derzeit noch höher als bei herkömmlichen Heizsystemen. Bei sorgfältiger Planung und aufgrund ihres Wirkungsgrades sollte sich die Wärmepumpe im Betrieb jedoch amortisieren.
Für wen lohnt sich eine Wärmepumpe?
Besonders vorteilhaft ist der Einsatz von Wärmepumpen in Neubauten. Diese Gebäude verfügen über eine gute Dämmung und eine Flächenheizung, wodurch die Vorlauftemperaturen niedrig ausfallen. "Eine Fußbodenheizung ist aber nicht zwingend notwendig, auch herkömmliche Heizkörper können effektiv genutzt werden, wenn die Heizflächen ausreichend dimensioniert sind", so der Experte. Auch bei umfassend sanierten Altbauten kann sich die Investition in eine Wärmepumpe lohnen, insbesondere wenn das Gebäude gut gedämmt ist und das Wärmeverteilsystem gegebenenfalls angepasst wurde.
Laut einer Studie des Energieversorgers EON und der Technischen Hochschule Aachen kann der Kauf und Betrieb einer Wärmepumpe, kombiniert mit einer Solaranlage, auch in einem unsanierten Einfamilienhaus aus den 90er Jahren nach elf Jahren günstiger sein als eine neue Gasheizung.
Welche Wärmepumpen-Arten gibt es?
Erdwärme, Luft oder Wasser - Wärmepumpen werden in der Regel nach ihrer Wärmequelle unterschieden: Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist eine effiziente und kostengünstige Lösung für Heizung und Warmwasserbereitung. Ein wesentlicher Vorteil dieser Wärmepumpe ist die Nutzung der überall vorhandenen Luft als Wärmequelle, wodurch keine zusätzlichen Kosten entstehen. "Die Kosten für die Anlage sind höher, wenn die Wärmequelle erst erschlossen werden muss - zum Beispiel bei Erd- oder Grundwasserwärmepumpen", sagt Rosengart. Dafür zeichnen sich beide Typen durch einen hohen Wirkungsgrad aus, da sie die Wärme aus relativ konstanten Temperaturen des Erdreichs und des Grundwassers nutzen.
Die Luft-Luft-Wärmepumpe ist eine kostengünstige Lösung für die Raumheizung. Sie eignet sich besonders für Passivhäuser oder Gebäude mit sehr geringem Energiebedarf, da sie effizient und energiesparend arbeitet. Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise gering und variieren je nach System und Hersteller. Ähnlich wie bei Photovoltaikanlagen sind auch bei Wärmepumpen die Preisunterschiede selbst bei gleichen Typen groß, sodass es sich lohnt, verschiedene Angebote zu vergleichen.
Da die Wärmequelle nicht erschlossen werden muss, ist eine Luftwärmepumpe für ein Einfamilienhaus in der Regel kostengünstiger. Die Verlegung von Erdkollektoren kostet circa 5000 Euro, die Bohrung für eine Erdwärmesonde liegt oft bei 10.000 Euro - ohne die Pumpenanlage. Etwas günstiger ist die Bohrung für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe.
- Preisspanne Luftwärmepumpe: 20.000 bis 25.000 Euro
- Preisspanne Erdwärmepumpe mit Erdwärmesonde: 35.000 bis 40.000 Euro
- Preisspanne Wasser-Wasser-Wärmepumpenanlage: 30.000 bis 35.000 Euro
- Preisspanne Erdwärmepumpe mit Erdkollektor: 25.000 bis 30.000 Euro
Alle Preise inklusive Installation. Noch höhere Preise kann es im Markt immer geben, aber zu den genannten Preisen sollten Verbraucher Angebote finden.
Im Mehrfamilienhaus stellt sich die Preissituation anders dar, da hier eine deutlich teurere Luftwärmepumpe erforderlich wäre, die Kosten für erdgekoppelte Systeme aber nicht in gleichem Maße ansteigen.
Lohnt sich eine Anschaffung im Moment?
Weil Wärmepumpen mit hohen Anschaffungskosten verbunden sind, gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, die diese erheblich reduzieren können. Eine neue Heizungsanlage, einschließlich Pufferspeicher und gegebenenfalls zusätzlicher Heizkörper, wird durch das Programm BEG EM mit 30 bis 70 Prozent der Kosten gefördert. Die KFW-Bank zahlt den Zuschuss nach der Inbetriebnahme der Heizungsanlage aus.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die langfristige Kostenersparnis. Rosengart rechnet vor: "Eine Kilowattstunde Wärmepumpenstrom kostet derzeit mit rund 25 Cent pro Kilowattstunde zwar 2,5-mal so viel wie eine Kilowattstunde Gas oder Heizöl. Eine effiziente Wärmepumpe benötigt dafür aber nur ein Drittel bis ein Viertel der Energiemenge. Das bedeutet, dass Hausbesitzer im Laufe der Jahre erhebliche Einsparungen bei Heizkosten erzielen können. Die Energiekosten liegen mindestens 100 Euro pro Jahr unter denen für Gas oder Heizöl. Bei sehr effizienten Wärmepumpen können es 700 Euro pro Jahr sein, sagt Rosengart. Darüber hinaus tragen Wärmepumpen zur Wertsteigerung der Immobilie bei, was langfristig ebenfalls einen finanziellen Vorteil darstellt.
Quelle: ntv.de, awi