So läuft der 6. Bundesligaspieltag Ancelotti ist traurig, Schalke tönt wieder
30.09.2016, 15:07 Uhr
"Verlieren ist immer traurig": Carlo Ancelotti.
(Foto: imago/Alterphotos)
In Köln suchen sie Gründe, warum der Effzeh beim FC Bayern an diesem siebten Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht verliert. Der BVB-Boss gibt antizyklische Interviews - und in Gelsenkirchen haben sie schon wieder Oberwasser.
Was macht der FC Bayern?
Es ist ja so, dass sie in Köln und um Köln herum tatsächlich Menschen geben soll, die sich mehr offen als insgeheim etwas ausrechnen, wenn ihr Effzeh an diesem sechsten Spieltag der Fußball-Bundesliga am Samstagnachmittag beim FC Bayern antritt. Ihr rheinischer Optimismus und ihre Hoffnung auf zumindest ein Remis speist sich aus mindestens vier Beobachtungen: 1. Die Bayern haben ihr Spiel in der Champions League bei Atlético Madrid verloren. 2. Die Kölner haben mit zwei Gegentoren die zweitbeste Abwehr der Liga - nach den Münchnern, die erst einen Treffer kassiert haben. 3. Sie sind prima in die Saison gestartet und rangieren mit elf Punkten auf Platz drei der Tabelle. 4. Der Effzeh ist der einzige Verein, gegen den der FC Bayern nicht mindestens die Hälfte seiner Heimspiele gewonnen hat. Heißt: Bei 22 von 43 Besuchen in München nahmen die Kölner mindestens einen Punkt mit, wie wir dem "Kicker" entnehmen. Geht da also tatsächlich was?
"Wir haben eine gute Phase und wollen unser Selbstvertrauen einbringen", sagt Kölns Trainer Peter Stöger. "Aber es wird eine wahnsinnig schwere Aufgabe." Und dass die Fans traditionell hoffnungsfroh sind, sei doch gut. "Euphorie ist besser, als sich mit Depressionen herumzuschlagen." Von Depressionen sind sie auch in München weit entfernt. Richtig gute Laune haben sie allerdings auch nicht, müssen sie doch mit der Erfahrung leben, dass es ihnen erneut nicht gelungen ist, Atlético zu knacken. "Verlieren ist immer traurig", räumte dann auch der nicht mehr ganz so neue Trainer Carlo Ancelotti ein, der mit acht Siegen in acht Spielen nahezu traumhaft gestartet war. Aber: "Wir sind am Anfang der Saison, wir können immer noch als Gruppenerster weiterkommen." Klubchef Karl-Heinz Rummenigge sagte: "Es hat keinen Sinn, ein Drama draus zu machen. Es ist nur wichtig, dass wir direkt am Samstag gegen den 1. FC Köln reagieren und die Tabellenführung in der Bundesliga verteidigen." Das wiederum könnte eine nicht ganz so gute Nachricht für die Gäste sein.
Wie läuft's bei Borussia Dortmund?
Hans-Joachim Watzke hat das mit dem Antizyklischen ganz gut raus. Da spielt der BVB einen prima Fußball und trotzt Real Madrid in der Königklasse ein Unentschieden ab, und schon gibt Dortmunds Klubchef eins seiner seltenen Interviews und warnt im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung: Es werde "auch weiterhin den einen oder anderen Rückschlag geben. Ganz klar. Aber das wissen wir." Sonst sei aber schon sehr viel sehr toll, die Mannschaft, Manager Michael Zorc und Trainer Thomas Tuchel zum Beispiel. Das habe die Partie gegen Real gezeigt. "Ich habe mich sehr über die Art und Weise, wie wir gespielt haben, gefreut. Mutig nach vorne, mit mehr Ballbesitz als Real. Ich glaube, dass dieses Spiel die Leute in ganz Europa begeistert hat und das 2:2 am Ende auch ein hochverdientes Ergebnis war." Am frühen Samstagabend nun steht die Partie beim TSV Bayer 04 Leverkusen an. Der hat zuletzt vor neun Jahren ein Heimspiel gegen den BVB gewonnen und zudem in der Champions League in Monaco wieder einmal einen Sieg verschenkt. Ob's wieder nur Pech war? Trainer Roger Schmidt wird sich darüber seine Gedanken machen. Der hatte am Dienstag geklagt: "Ich bin fassungslos. Das ist sehr schade. Wir lagen verdient in Führung und hätten auch den Sieg verdient. Das ist ein Glücksschuss vom Innenverteidiger, der im Training wahrscheinlich niemals so ein Tor schießt. Der Fußball ist manchmal brutal. Aber wir haben gezeigt, dass mit uns in der Gruppe zu rechnen ist." Das Leverkusener Problem ist, dass sich diese Geschichte ständig wiederholt.
Wo wird's brisant?
In Gelsenkirchen ist derzeit alles brisant. Punktlos stehen die Schalker am unteren Ende der Tabelle und am Sonntag kommt zum Abschluss dieses sechsten Spieltags die Borussia aus Mönchengladbach, die am Mittwoch in der Champions League dem Starensemble des FC Barcelona die Stirn bot, allerdings erwartungsgemäß verlor. Wie gut, dass der S04 und sein glückloser Trainer Markus Weinziert am Donnerstag immerhin ihre Spiel in der Europaliga gegen Salzburg gewonnen haben. Kapitän Benedikt Höwedes kündigte prompt an: "Wenn wir alles abrufen, wird es für Gladbach schwer. Wir wollen einen packenden Fight liefern." Sead Kolasinac behauptete gar, die Schalker wüssten, "wie stark wir sind". Manager Christian Heidel war ebenfalls zufrieden, sah das Ganze aber realistischer: Alles habe noch nicht hundertprozentig funktioniert. Das aber sei nach der Serie von fünf Niederlagen in den ersten fünf Bundesligapartien klar. Und Weinzierl konstatierte beinahe trotzig: "In so einer Drucksituation muss man erst einmal solch eine Leistung abliefern." Seine Hoffnung: "Der Sieg wird uns Selbstvertrauen für die kommende Aufgabe in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach geben."
Wo wird's kuschelig?
Es läuft nicht rund in Wolfsburg, zuletzt verlor der VfL in Bremen und Manager Klaus Allofs war überhaupt nicht kuschelig zumute. "Das geht zu 100 Prozent in die Schublade Scheißspiel." Und: "Das ist natürlich viel zu wenig für den Kader, den wir haben." Nach fünf Spieltagen haben die Wolfsburger fünf Punkte auf dem Konto, mithin weniger, als sie angestrebt hatten, wollen sie doch im der kommenden Saison wieder im Europapokal mitmachen. Nun kommt am Sonntagnachmittag der 1. FSV Mainz 05 mit der Empfehlung ins Stadion am Mittellandkanal, am Donnerstag in Aserbaidschan zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ein Gruppenspiel in der Europaliga gewonnen zu haben.
Und Allofs? Gibt sich versöhnlich - zumindest, wenn es um Mario Gomez geht. Der deutsche Nationalspieler war im Sommer als Torschützenkönig der türkischen Liga aus Istanbul gekommen, hat aber bislang beim VfL noch nicht das getan, was er eigentlich tun soll. Kein Problem, sagte Allofs nun im Interview mit der "Welt". Gomez sei "voll bundesligatauglich. Daran habe ich keinerlei Zweifel". Er habe halt nach seiner Verletzung bei der EM später als die anderen mit dem Training begonnen. "Dass er mehr Tore schießen muss, weiß er selbst, aber er ist noch nicht bei 100 Prozent seiner körperlichen Fitness. Wir wissen doch, wie das bei Stürmern ist: Kommt erst mal ein Erfolgserlebnis, kann das ganz schnell gehen, dann läuft es ganz anders." Gomez erarbeite sich seine Chancen. "Noch nutzt er sie nicht. Aber er arbeitet hart, und wenn die Mannschaft ihm hilft, wird er automatisch seine Tore machen und dazu beitragen, dass wir wieder in die Spur kommen und unsere Ziele erreichen."
Der n-tv.de Geheimtipp des Spieltags
Zugeben, so geheim ist der Tipp gar nicht. Aber wenn am Samstagnachmittag im Berliner Olympiastadion die Hertha gegen den HSV spielt, ist vor allem eine Sache interessant: Wie schlägt sich nach der unwürdigen Entlassung Bruno Labbadias der neue Mann auf der Hamburger Bank? Viele warten ja nur darauf, Markus Gisdol das jetzt schon legendäre Zitat um die Ohren zu hauen, das er bei seiner Vorstellung lieferte: "Das ist ein wahnsinnig geiler Klub." Warten wir es ab. Gisdol jedenfalls fordert: "Ich erwarte, dass die Spieler bereit sind für einen Neustart." Davon, dass sein neuer geiler Klub bisher erst einen Punkt ergattert hat, will er nichts mehr hören: "Da müssen wir einen dicken Strich drunter machen." Von nun an gelte: "Fehler sind erlaubt, aber ich erwarte von allen die volle Einsatzbereitschaft." Ansonsten setzt er auf gute Laune: "Der Spaß gehört dazu." Ob das die Berliner beeindruckt, die mit zehn Punkten aus den ersten fünf Partien zufrieden sind? Übungsleiter Pal Dardai mahnt pflichtbewusst: "Ein neuer Trainer beim HSV könnte ein Nachteil für uns sein. Durch den neuen Trainer werden die HSV-Spieler ganz sicher sehr motiviert sein."
Was ist sonst noch so los?
Sie wollen nicht ein Stück vom Kuchen, sie wollen die ganze Bäckerei: Leipzigs Rasenballsportler haben viel vor, erst einmal geht es darum, eine Bestmarke einzustellen: Gelänge ihnen an diesem Freitag im Heimspiel gegen den FC Augsburg zumindest ein Remis, wären sie als Aufsteiger ebenso lange ungeschlagen wie die Düsseldorfer Fortuna in der Saison 2012/2013. Und verlören die Leipziger dann auch am siebten Spieltag in Wolfsburg nicht, hätten sie den Rekord für sich alleine. Im Mittelpunkt steht allerdings ein Augsburger aus Österreich: Innenverteidiger Martin Hinteregger hatte RB im Sommer abgesagt und war zum FCA gewechselt. Danach kritisierte am Verhalten des Klubs, der den ebenfalls vom Getränkekonzern finanzierten österreichischen Erstligisten RB Salzburg durch die Transferpolitik "kaputt" mache. Hinteregger hatte sechs Jahre in Salzburg gespielt. Nun ätzte er erneut. "Selbst wenn Leipzig Meister werden sollte und Augsburg absteigt, bin ich froh, dass ich nach Augsburg gegangen bin", sagte er der "Bild"-Zeitung.
Derweil denkt Ingolstadts Trainer Markus Kauczinski darüber nach, wie er mit seinem Team den ersten Saisonsieg einfahren kann, am besten schon am Samstag gegen Hoffenheim. Sein Plan: "Wir werden auf jeden Fall Dinge verändern." Sein Vorschlag: "Wir müssen vor dem Tor brutaler werden. Das hört sich zwar wie eine alte Leier an, aber wir müssen noch mehr bringen." Im Grunde können sich das auch die Darmstädter und die Bremer auf die Fahnen schreiben, die ebenfalls ab 15.30 Uhr spielen. Ansonsten darf Werders Interims-Trainer Alexander Nouri darauf hoffen, dass seine Chefs das "Interims" demnächst streichen. Er wird nicht nur am Samstag auf der Bank sitzen, sondern "vielleicht auch in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren" - sagt Sportchef Frank Baumann. Nach vorne blickt auch Frankfurts Trainer Niko Kovac vor dem Spiel in Freiburg: "Wir hatten einen guten September, jetzt hoffen wir auf einen goldenen Oktober."
Quelle: ntv.de