So läuft der 28. Spieltag Ein Bayern-Sieg ist alternativlos - für Hoeneß
05.04.2019, 17:54 Uhr
Ein Sieg, bitte Herr, ein Sieg: Der FC Bayern muss gegen den BVB gewinnen. Eine Alternative dazu gibt's für Uli Hoeneß nicht.
(Foto: imago images / ActionPictures)
Kovac muss liefern, Favre zögert: Der Bundesliga-Clasico zwischen Bayern und BVB steht an und damit das "geilste Spiel". Hecking weint am 28. Spieltag der Borussia nach. Bei Schalke grassiert die Stürmer-Seuche, während das Trainerkarussel durchdreht.
Wie läuft's beim FC Bayern?
Angeblich geht's in dieser Saison der Fußball-Bundesliga ja am Ende auch mal ohne Münchner Meisterschale. Das ist beim FC Bayern präsidial verbrieft. Oder war präsidial verbrieft? So genau wissen wir das nicht, aber vor dem "geilsten Spiel" dieser Spielzeit - das sagte der Münchener Leon Goretzka - spricht Hoeneß plötzlich so: "An eine Niederlage denke ich nicht. Wir müssen gewinnen, dazu gibt es für mich keine Alternative." Mit einem Sieg gegen Borussia Dortmund, gegen die geht's im Topspiel dieses 28. Spieltags nämlich (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de), wäre der FC Bayern wieder Tabellenerster - mit immerhin einem Zähler Vorsprung. Diesen Platz hatten die Münchener ja am vergangenen Spieltag vergeigt, als sie beim SC Freiburg trotz allerbester Chancen nur 1:1 spielten. Es war der Auftakt (obwohl es ja eigentlich das Wochen-Ende war) zu einer Woche, die beim Rekordmeister in dieser bizarren Saison einmal mehr für Bluthochdruck sorgte. Denn auf das schmale Remis folgte das überraschend üppige 5:4 im DFB-Pokal gegen Zweitligist Heidenheim. Und diese wilden Ausschläge zwischen schmal und üppig waren für Coach Niko Kovac zu viel.

Niko Kovac ist ziemlich mies drauf: Der FC Bayern spielt deutlich unter seinen Erwartungen.
(Foto: imago images / Sven Simon)
Auf seine Liga-Rage folgte ein ausgiebiges Pokal-Referat, Thema: Fußball-Handwerk, Lektion Abwehrarbeit. "Es ist Einstellungssache: bin ich bereit, einen Zweikampf zu führen und zu gewinnen?", dozierte Coach Kovac fußballlehrerhaft. Er wird nicht müde, das Thema immer und immer wieder anzusprechen: "Wenn Sie Kinder haben", so erklärte er, "dann reicht es nicht, das einmal zu sagen. Man muss es immer wieder von Neuem sagen." (Für die ausführliche Zusammenfassung des Kovac-Referats klicken Sie bitte hier). Ob seine Kinder Spieler alles verstanden haben? Nun, zumindest über den Ernst der Lage in der Liga ist sich nicht jeder bewusst: Jérôme Boateng jedenfalls veranstaltet eine Party. Wann? Am späten Samstagabend, ab 23 Uhr. Wo? Im "P1", Prinzregentenstraße 1, 80538 München. Eintritt? 20 Euro, aber die Betreiber raten pünktlich zu sein. Dresscode? Ein gepflegtes Äußeres. Nun, zurück zum Ernst der Lage: Nicht jeder in München findet den Partytermin besonders gelungen. Wir möchten mal so sagen: eher riskant. Tipp: 1:1, gute Abwehr, gute Party.
Was macht Borussia Dortmund?
Anders als beim FC Bayern sind sie beim Gegner aus Dortmund eher entspannt. Trainer Lucien Favre verweigert sich gar weiterhin hartnäckig jeglicher Euphorie. Seine Äußerungen vor diesem Topduell vermitteln jedenfalls kaum mehr Brisanz als ein ambitionierter Testkick in der Sommerpause. Daran scheint auch die Ausgangslage mit nun wieder zwei Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten (aus München) nichts rütteln zu können. Ob sich diese chronisch-stoische Ruhe des Schweizers auch auf seine Mannschaft überträgt? Oder sie gar einschläfert? Gugge wir mal. Das Maximum an Favre'scher Aufregung ist ein Dahingenuscheltes: "Wir müssen alles perfekt machen, wenn wir gewinnen wollen."
Völlig konträr zu dem aufgeregten Geprotze der Bayern mutet auch seine Einschätzung über die Folgen des Spiels an: " Wenn wir gewinnen, ist es noch nicht entschieden (Anmerk. d. Red.: stimmt). Bei einem Unentschieden ist es noch nicht entschieden (Anmerk. d. Red.: stimmt). Gewinnt Bayern, ist es auch noch völlig offen (Anmerk. d. Red.: stimmt)." Da sich aus Favre also nichts herausholen lässt - noch nicht mal wer nun ausfällt (Kandidaten sind Abdou Diallo und Paco Alcácer) und wer nicht - konzentrieren wir uns daher lieber auf Mario Götzes Rückkehr. Denn der hat diese Woche so einiges erzählt: München ist für Mario Götze, das sagt Mario Götze, eigentlich kein Ort des Scheiterns. "Kaputt gegangen bin ich dort nicht wirklich", sagt er im Rückblick auf eine schwierige Zeit, dazu platziert er einen Hinweis auf seine beachtliche Bayern-Titelsammlung. "Das letzte Mal", gibt er allerdings zu, das war doch eher "nicht so gut". Vor ziemlich genau einem Jahr lief er erstmals nach seiner Rückkehr zum BVB gegen die Münchner auf - und erlebte ein 0:6-Debakel. Diesmal wird's ganz anders, da ist er sich sicher. Nämlich so: "Es wird sehr, sehr geil." Tipp: Nö, wird's nicht, siehe oben.
Wie geht es Dieter Hecking?
Die wohl spektakulärste Kommt-erst-noch-Trennung im sich aktuell ja tüchtig drehenden Trainerkarussell sorgte vor allem bei einem für ordentlich Herzschmerz: bei Dieter Hecking. Nach einem "emotionalen Gespräch" zwischen Noch-Gladbach-Coach Hecking und Gladbachs Sportdirektor Max Eberl war klar: Im Sommer ist für den Coach Schluss. Sichtlich geknickt zeigte er sich bei der Verkündung der Entscheidung, die für den Coach sehr überraschend kam (Traurige Anmerk. d. Autorin: da flossen bestimmt auch ein paar Tränen, denn der Dieter, der hat seine Borussia wirklich geliebt). Und, eher weniger überraschend: Es gibt schon einen Neuen. Eberl spricht zumindest von einer mündlichen Einigung, nennt aber keinen Trainernamen. Macht aber nix, denn eigentlich sind sich alle sicher: Marco Rose von RB Salzburg sitzt in der nächsten Saison auf der Fohlen-Bank.
Vielleicht war's ein kluger Schachzug von Eberl. Vielleicht wollte er einen schnellen Effekt ohne schnellen Wechsel erzeugen - vielleicht bringt die Überraschung aber auch nur noch mehr Unruhe in die zuletzt ohnehin instabile Mannschaft. Bei Hecking hat die klare Kante zumindest Wirkung gezeigt: Er positioniert sich zu seiner Elf und ruft entgegen des vorherigen Rumeierns (zeitweise war da fast das Favre-Syndrom zu erkennen) die Champions-League-Qualifikation als Saisonziel aus. Um die zu erreichen müsste aber dringend mal wieder ein Statement-Sieg her. Das der an diesem Sonntag (18 Uhr im Liveticker bei ntv.de) ausgerechnet gegen Werder Bremen glücken müsste, nun, das ist eher doof. Denn die Mannschaft von Florian Kohfeldt, dem Trainer des Jahres - das hat der DFB entschieden, wir widersprechen nicht, auch wenn wir Friedhelm Funkel sehr mögen - ist derzeit fantastisch in Form. Phasenweise spielerisch, seit dem 17. Spieltag auch ergebnistechnisch. Denn seither ist die Mannschaft ungeschlagen. Tipp: 3:1, für Dieter (Anmerk. d. Red.: die Autorin).
Was ist sonst noch so los?
1. FSV Mainz 05 - SC Freiburg (Freitag, 20.30 Uhr):Würde in Mainz die deutsche Phrasenmeisterschaft ausgespielt, der Gastgeber ginge als klarer Favorit ins Rennen. 05-Trainer Sandro Schwarz war es tatsächlich nicht zu peinlich, das Spiel gegen den SC Freiburg als Gelegenheit zu deklarieren, "den Bock umzustoßen". Da die Begegnung aber sportlich entschieden wird, könnte die gute Freiburger Form (fünf Punkte aus den letzten drei Partien inklusive dem jüngsten 1:1 gegen den FC Bayern) über die Mainzer Kein-Bock-(umstoß)-Haltung (sieben Niederlagen in den letzten acht Bundesliga-Aufgaben) triumphieren. Immerhin zeigte die Schwarz-Truppe beim 1:3 in Bremen aufsteigende Form, nach 26 Gegentoren in der Rückrunde will man jetzt mal wieder konsequenter verteidigen. Guter Plan! Tipp: Der Bock bleibt, wo er ist, der SC Freiburg streicht die Wildtier-Schubserei, 1:1.

Thomas Doll bleibt nach eigener Aussage bis zum Saisonende Trainer bei Hannover 96.
(Foto: Swen Pförtner/dpa)
VfL Wolfsburg - Hannover 96 (Samstag 15.30 Uhr) In die gleiche Phrasen-Kiste wie Schwarz greift auch 96-Trainer Thomas Doll, der jüngst erfahren hat, dass er diese Saison beim Tabellenschlusslicht tatsächlich noch zu Ende bringen darf. Das setzt offenbar große Motivation frei und so kündigt er an: "Auf Phrasen hat keiner mehr Lust, aber: Wir haben die Möglichkeit, auch in Wolfsburg zu punkten und vielleicht doch noch den Bock umzustoßen." Allerdings gehen die Personalquerelen in Hannover munter weiter: Nun soll Stürmer Takuma Asano nicht mehr spielen dürfen. Hintergrund ist eine Klausel im Leihvertrag mit dem FC Arsenal, die den Bundesligisten zum Kauf für eine Ablösesumme zwischen 3 und 3,5 Millionen Euro verpflichtet. Über den Vertragsinhalt gibt es allerdings widersprüchliche Angaben. Laut "Kicker" und "Sportbuzzer" gilt die Klausel bei jedem der jetzt folgenden Einsätze des Offensivspielers. Nach "Bild"-Informationen greift die Klausel erst, wenn der Japaner zum zehnten Mal von Beginn an auf dem Rasen stehen wird. Bislang kam der 24-Jährige auf neun Startelf-Einsätze. Trainer Doll erklärte nun lediglich: "Für die Aufstellung und die Kaderzusammenstellung bin ich zuständig. Mehr sage ich dazu nicht." Tipp: 0:1, Asano trifft, haha.
VfB Stuttgart - 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr): Die Nürnberger reisen nach dem Ende ihrer Sieglos-Serie vergangene Woche mit frischem Optimismus zum Abstiegs-Topspiel im Nachbarbundesland. Trainer Boris Schommers erklärt: "Die Drucksituation ist klar. Wir haben viel zu gewinnen, Stuttgart eher etwas zu verlieren." Ein Sieg könnte den Vorletzten bis auf einen Punkt an die Stuttgarter herankatapultieren, die derzeit Relegationsrang 16 belegen. VfB-Coach Markus Weinzierl spielt derweil weiter nicht nur gegen den Abstieg - sondern auch mit Überzeugung um seinen Job: "Es ist eine große Aufgabe, die Mannschaft hat aber den Glauben, diese schwierige Saison zu reparieren." Tipp: Nürnberg nimmt den Aufwind des erlösenden Erfolgs gegen den FC Augsburg mit und siegt 2:0.
FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr): Miese Stimmung herrscht beim FC Schalke 04. Eine Nachricht ist das in dieser Saison ja eigentlich nicht. Auch nach der Rückkehr von Huub Stevens auf die Trainerbank des Krisen-Klubs sind die Probleme die gleichen. Vor allem in der Offensive hapert's weiter - nun fällt auch noch Stürmer Mark Uth nach einer Adduktorenverletzung für den Rest der Saison aus. Ein weiteres Kapitel der Schalker Sturm-Seuche. Der Knurrer von Kerkrade hat es aber immerhin geschafft dem strauchelnden Team etwas Selbstvertrauen zu geben: Im DFB-Pokal gegen Werder Bremen am Mittwochabend präsentierten sich die Schalker zu Beginn gar nicht so schlecht. Außerdem scheint Stevens Fehler im Getriebe ausfindig gemacht zu haben. Sie möchten wissen welche das sind? Tja, is' nich. Stevens sagt nämlich: "Ich weiß, woran es liegt. Ich kann nicht mehr dazu sagen, ich bin doch nicht verrückt." Zum Leidwesen des Interimscoachs ist Eintracht Frankfurt aber nun definitiv kein geeigneter Aufbaugegner. Trotz Doppelbelastung mit Europa League sind die Frankfurter weiter tipptopp in Form: In den vergangenen Spielen konnten sie fünf Siege einfahren. Tipp: Schalkes Auferstehung wird noch auf sich warten – die Eintracht ist einfach zu gut drauf 0:3.
Hertha BSC - Fortuna Düsseldorf (Samstag, 15.30 Uhr): An den letzten Auftritt von Fortuna Düsseldorf im Olympiastadion erinnern sie sich in Berlin noch mit Schrecken. Bei der Begegnung im Rheinland war dann alles noch viel schlimmer: 2:1 gewann der damalige Zweitligist am 15. Mai 2012 das Hinspiel in der Relegation, durch das 2:2 fünf Tage später stieg Hertha BSC ab. Im Rückspiel hatten freudetrunkene Fortuna-Fans in freudiger Erwartung des Aufstiegs schon Minuten vor dem Abpfiff den Rasen gestürmt, der Kapitän Andreas Lambertz ließ sich mit einem Bengalo in der Hand auf Schultern tragen. Für Hertha-Coach Otto Rehhagel war's so schrecklich, dass er später vor dem Sportgericht, wo die Berliner den Abstieg noch abwenden wollten, von "Halbangst" fabulierte, die der Freuden-Furor der Düsseldorfer bei ihm ausgelöst habe. Was würde Rehhagel da heute wohl angesichts des Besuchs des Aufsteigers empfinden? Hertha kassierte jüngst eine schlimme Abreibung in Leipzig, Fortuna Düsseldorf schoss taumelnde Gladbacher ab. Am Wochenende kann der Gast am Hauptstadtklub in der Tabelle vorbei ziehen. Tipp: Werden sie nicht, denn mit Dodi Lukebakio und Abwehrchef Kaan Ayhan fehlen Düsseldorf voraussichtlich wichtige Akteure, Hertha BSC will die schwarze Serie von drei Niederlagen in Serie stoppen. Bundesliga ist zwar kein Wunschkonzert, aber manchmal gehen Wünsche in Erfüllung – 2:2.
Bayer Leverkusen – RB Leipzig (Samstag 15.30 Uhr): Hier geht's um Königsklasse oder Nichts. Die Leipziger haben aktuell die deutlich bessere Ausgangsposition – allerdings auch ein Spiel mehr in den Beinen. Das könnte sich jedoch durchaus "beflügelnd" auswirken, denn der Klub steht seit Dienstag zum ersten Mal in seiner noch jungen Geschichte im DFB-Pokal-Halbfinale. Aus dem Wettbewerb hat sich Leverkusen bereits Anfang Februar verabschiedet - gegen, Obacht, Bayerns Tohuwabohu Sparringspartner Heidenheim. Auch in der Liga gab's nach dem Aufschwung unter Neu-Trainer Peter Bosz zuletzt einen kleinen Abschwung. Deswegen gibt's nun die Siegpflicht - verordnet vom Coach: "Am Ende der Meisterschaft wird jedes Spiel wichtiger. Wenn man Fehler macht wie wir die letzten zwei Spiele, dann wird es am Ende schwerer und schwerer. Wir sind jetzt in der Situation, dass wir gewinnen müssen." Tipp: Wir prognostizieren viele Treffer. Für Leipzig. 0:4.
FC Augsburg - TSG 1899 Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr): Augsburg hat zwar fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz - dennoch ist das kein Polster, auf dem sich der Klub ausruhen kann. Noch dazu musste der FCA unter der Woche gegen RB Leipzig in einer nervenaufreibenden (für die Augsburger erfolglosen) Pokal-Partie ran, die insbesondere nach dem Abpfiff für Aufregung sorgte. Verteidiger Kevin Danso gibt sich kämpferisch: "Wir brauchen dieselbe positive Aggressivität wie gegen Leipzig." Für die Hoffenheimer sollte die Partie nach dem 4:1-Triumph am vergangenen Freitag dagegen eigentlich eher eine Pflichtaufgabe sein. Noch dazu haben die Augsburger einen Personalengpass. Die Statistik steht ebenfalls auf Hoffenheims Seite: Seit 2015 konnten die Augsburger keinen Sieg gegen die Elf von Trainer Julian Nagelsmann einfahren. Tipp: Gibt keine Überraschung, 0:2 für Hoffenheim.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Wenn die Entwicklung so weitergeht, zahlen wir in fünf Jahren für einen Busfahrer fünf Millionen Euro." Stefan Effenberg ist augenscheinlich kein Fan der aktuellen Transfersummen im Fußball.
Quelle: ntv.de