
Damals, 2012. Als Jürgen Klopp den BVB trainierte, Moritz Leitner vorbereitete, Mario Götze vollendete und der BVB zum bislang letzten Mal in Hoffenheim siegte.
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Zum letzten Mal in diesem Jahrzehnt heißt es: Bundesliga-Fußball. Am 17. Spieltag hofft der BVB auf ein Erlebnis wie einst mit Klopp, während der FC Bayern auf das richtige Trikot wartet. Und eine leere Bank hat. Außerdem gibt's einen Kracher in Leipzig.
Was macht der FC Augsburg?
Fünf Siege aus sechs Spielen, dazu ein Unentschieden, und das mit 15:4 Toren. Das klingt sehr nach einem Tabellenführer. Das ist aber die Bilanz des FC Augsburg, der noch nach dem zehnten Spieltag der Fußball-Bundesliga nur deshalb nicht auf einem direkten Abstiegsplatz stand, weil er drei Tore mehr als der 1. FC Köln erzielt hatte. Seitdem siegt und siegt und siegt der FCA und steht plötzlich nur noch zwei Zähler hinter den Plätzen, die am Saisonende den Fans erlauben, Reisen durch Europa zu planen. Überragender Mann ist Philipp Max, der sich auf der linken Seite nicht nur, aber auch wegen seines doppelten Doppelpacks (erst beim 4:2 in Hoffenheim, dann beim 3:0 gegen Düsseldorf) für die Nationalmannschaft interessant macht. Am 17. Spieltag duellieren sich die bayrischen Schwaben nun mit dem einzigen Team, das in dieser Zeit noch besser war. Zumindest ein kleines bisschen.
RB Leipzig hat ebenfalls fünf von sechs Spielen gewonnen, das Torverhältnis von 20:7 ist noch ein bisschen besser als das Augsburgs. Am Samstag um 15.30 Uhr (wie alle Spiele im Liveticker bei ntv.de) kommt es nun zum Top-Duell. Wobei unter der Woche nur Augsburg siegte. Leipzigs Ungeschlagen-Serie geriet in Dortmund heftigst ins Wanken, wie Trainer Julian Nagelsmann feststellte: "Fußballerisch hatten wir keine Chance in der ersten Hälfte." Erst zwei BVB-Geschenke brachten den Tabellenführer nach dem 0:2-Halbzeitstand zurück ins Spiel, das 3:3-Endergebnis sortierte Nagelsmann unter "glücklich" ein. Leipzigs Philipp Max heißt übrigens Timo Werner und hat seit dem zehnten Spieltag in jeder Partie getroffen. Tipp: Werner trifft, Max aber nicht und Leipzig gewinnt mit 3:0.
Was macht der FC Bayern?
Er wartet auf Philippe Coutinhos Trikots. Der spielt nämlich zurzeit nicht in der "Authentic"-Variante, sondern im rund 40 Euro günstigeren "Replica"-Trikot. Weil er für die Bestellung beim Ausrüster zu spät von Barcelona nach München wechselte und ihm die Shirts, die da waren, nicht so passten, wie er es sich wünschte. Deshalb wählte er die etwas anders geschnittene, günstigere Version. Und damit zurück zum Sportlichen. In Freiburg siegte der FC Bayern spät, sehr spät. "Es ist ein Sieg des Willens und der Moral gewesen", sagte Torwart Manuel Neuer. Eher Tugenden, die eine Mannschaft beschwört, die gegen den Rekordmeister spielt, aber nicht die Münchner selbst.

Lewandowskis Trikot hat etwas, was Coutinhos Leibchen fehlt: den grauen Aufnäher der sogenannten "Authentic"-Version.
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Gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr) könnten eben diese Tugenden aber wieder bemüht werden. Denn für Trainer Hansi Flick stellt sich die Mannschaft fast von selbst auf. Thiago ist gesperrt, Kingsley Coman, Niklas Süle, Lucas Hernandez und Mickael Cuisance verletzt, Leon Goretzka und Corentin Tolisso nach muskulären Problemen noch fraglich. Bleibt aus dem originären Profikader an potenziell einwechselbaren Feldspielern nur noch Jerome Boateng. Vielleicht ist die Antwort auf die Frage, was der FCB macht, also auch einfach: Er freut sich auf die Winterpause und ein paar freie Tage. Und womöglich auf den nächsten Joker-Einsatz von Joshua Zirkzee. Tipp: München siegt unspektakulär mit 2:0.
Was macht Borussia Dortmund?
Dem BVB droht der Ausfall beider Topscorer. Marco Reus fehlt definitiv, "er hat nach dem Spiel etwas gespürt", sagte Trainer Lucien Favre. Die Diagnose: Muskelfaserriss. Das von Favre genannte "Spiel" war das 3:3 gegen Leipzig, bei dem die Borussia ihre Fans mal wieder maximal forderte. Erst beim Jubeln nach dem wunderschönen 2:0 von Julian Brandt, dann beim Verzweifeln. Nachdem Brandt selbst und zuvor Torwart Roman Bürki jeweils mustergültige Vorarbeit für Leipzigs Torjäger Timo Werner leisteten. Der zweite Dortmunder Topscorer, Jadon Sancho, ist fraglich für das Freitagabendduell (20.30 Uhr im ZDF) bei der TSG Hoffenheim. Das Genie mit Pünktlichkeitsproblemen musste gegen Leipzig mit Muskelproblemen vom Platz. Zusammen haben Reus und Sancho 18 der 40 Dortmunder Treffer, nächstbester Torschütze ist Paco Alcácer mit 5. Der traf an jedem der ersten vier Spieltage und seitdem nicht mehr.
Stattdessen könnte der von Hertha BSC umworbene Mario Götze am 17. Spieltag zu seinem erst dritten Bundesliga-Startelfeinsatz in dieser Saison kommen. Götze traf übrigens beim bislang letzten BVB-Sieg in Hoffenheim zur Führung. Daran, dass die anderen Torschützen Kevin Großkreutz und Robert Lewandowski hießen und der Trainer Jürgen Klopp war, lässt sich schon erahnen, wie lange das her ist. Es war im Dezember 2012. Tipp: Dortmunds Sieglos-Serie in Hoffenheim hält an - 2:2.
Was ist sonst noch so los?
1. FSV Mainz 05 - Bayer 04 Leverkusen: Die Mainzer feierten schon am Dienstag vorzeitige Bescherung, als Werder Bremen dem FSV fünf Tore und drei Punkte schenkte. Ein Sonderlob von Trainer Achim Beierlorzer erhielt danach Alexander Hack, der den gelbgesperrten Jeremiah St. Juste vertrat. Vermutlich muss Hack gegen Leverkusen deshalb zurück auf die Bank. Was dafür sprechen würde, dass es nicht ganz so torreich werden könnte. Wobei "so torreich" keine Untertreibung ist: Mit Hack in der Startelf gewann Mainz 5:0 in Bremen, verlor 0:8 in Leipzig und 1:6 in München. Sein vierter Einsatz von Anfang an - ein 1:3 gegen Gladbach - ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Während Mainz nach drei Erfolgen in fünf Spielen unter Neu-Coach Beierlorzer zurück in der Spur scheint, geht's für Leverkusen fast schon um alles. Sagt Sven Bender: "Das Spiel hat fast schon Finalcharakter, wenn man in der Rückrunde noch im oberen Bereich dabei sein will." Stimmt: Wenn Bayer verliert und die Konkurrenz gewinnen sollte, wären es zur Saisonhalbzeit bereits acht Punkte Rückstand auf die Champions-League-Plätze. Tipp: Ohne Hack verliert Mainz mit 0:2.
FC Schalke 04 - SC Freiburg: Beim 1:1 der Schalker in Wolfsburg war es nach dem Halbzeitpfiff ungewöhnlich ruhig für ein Fußballstadion. Ein Fan der Königsblauen war auf dem Weg zum Spiel verstorben. Als sich die traurige Nachricht verbreitete, sprühten die Wölfe-Fans in ihren Räumen unterhalb der eigenen Kurve ein "Ruhe in Frieden"-Banner, um ihr Mitgefühl zu bekunden. Die Trainer verzichteten nach dem Spiel auf eine sportliche Analyse. S04-Trainer David Wagner resümierte: "Es zeigt uns, dass Fußball nicht das Wichtigste ist." Und doch geht es nur kurz danach weiter, beim Spiel gegen den SC Freiburg wird es aller Voraussicht nach viele Botschaften an den verstorbenen Fan geben, der laut Medienberichten als "Allesfahrer" seinen Klub nicht nur zu Spielen, sondern auch ins Trainingslager begleitete. Tipp: Schalke gewinnt mit 2:0.
1. FC Köln - SV Werder Bremen (alle Samstag, 15.30 Uhr): Der Tabellen-15. empfängt den 16., Köln und Bremen sind punktgleich. Das war es dann auch schon mit Gemeinsamkeiten. Denn während sie in Köln nach Siegen gegen Leverkusen (2:0) und in Frankfurt (4:2) erstmals seit dem achten Spieltag die Abstiegsränge verlassen haben, ist Werder nach fünf Pleiten aus sechs Partien genau dorthin abgestürzt. Bei einer erneuten Niederlage droht den Grün-Weißen eine Winterpause auf Platz 17. SVW-Trainer Kohfeldt glaubt deshalb nicht, "dass wir am Samstag auf einmal wieder den Kombinationsfußball wie vergangene Saison oder wie zu Beginn dieser Saison spielen." Stattdessen: "Körperlichkeit und Tempo", was Bremen "die letzten Wochen immer wieder Probleme bereitet hat". Dürfte also kein schönes Spiel werden. Tipp: Köln gewinnt mit 2:0 und schickt einen akut abstiegsgefährdeten SV Werder grübelnd in die Winterpause.
Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr): Sicher, Jürgen Klinsmann spricht gerne in größeren Zusammenhängen. Noch mitten im Abstiegskampf verrät er seine Vision, Hertha BSC zurück in den Europapokal zu führen. Zu einem Titelkandidaten zu machen. Welche Titel, ließ er allerdings offen. Aber er verändert schnell die kleinen Dinge. Mit ihm steigerte sich der Hauptstadtklub stetig: Niederlage gegen Dortmund, Unentschieden in Frankfurt, Sieg gegen Freiburg, Sieg in Leverkusen. Jetzt kommt Gladbach, zwar als Nicht-mehr-Tabellenführer, nach Leipzigs Remis beim BVB aber als Mit-dem-Tabellenführer-punktgleicher-Zweiter. Und mit Bundesliga-Rekordler Patrick Herrmann - der wurde schon 140 Mal ausgewechselt, so oft wie sonst nur Halil Altintop. Einmal noch, und die Bestmarke gehört ihm alleine. "Ich will ja noch ein paar Jahre spielen", sagte der Offensivmann. "Also denke ich, dass ich den Rekord noch ausbauen werde." Tipp: Herrmann holt sich den Rekord, Gladbach gewinnt mit 2:1.
Fortuna Düsseldorf - 1. FC Union Berlin (Sonntag, 15.30 Uhr): Ein Punkt und 1:16 Tore - was die Fortuna in den vergangenen fünf Spielen gezeigt hat, hatte mit Bundesligareife wenig zu tun. F95-Coach Friedhelm Funkel sagte trotzdem: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir die Chance haben, in der Liga zu bleiben." Gut, wenn er es anders sehen würde, dürfte er sich wohl bald nach einem neuen Job umsehen. Deutlich gelöster ist die Stimmung beim 1. FC Union, der mit 20 Punkten schon die Hälfte der 40 gesammelt hat, die einstmals als maßgeblich für den Nichtabstieg galten. (Im Vorjahr reichten 32, davor 36, 37, 37, 35, 32 und 33.) Was angesichts von den im Falle eines Sieges möglichen 15 Punkten für Düsseldorf bedeutet, dass sich die Rheinländer in der Rückserie so oder oder steigern müssen. Tipp: Die Aufgabe für Funkel wird noch ein bisschen schwerer, denn Union gewinnt mit 2:0.
SC Paderborn - Eintracht Frankfurt (Sonntag, 18 Uhr): Eintracht Frankfurt ist wohl die Mannschaft, die am dringendsten eine (Winter-)Pause braucht. Der Hinrundenabschluss ist ihr bereits 31. Pflichtspiel in dieser Saison. Zwar rettete sich die Mannschaft von Coach Adi Hütter in die K.-o.-Runde der Europa League, in der Liga aber gab's aus den jüngsten sechs Spielen nur einen einzigen Punkt. Nach dem furiosen 5:1 gegen den FC Bayern, der danach Niko Kovac entließ, lag Frankfurt nur einen Zähler hinter Leipzig. Mittlerweile beträgt dieser Abstand 16 Punkte. Statt auf die erneute Qualifikation für den Europapokal sollte sich die SGE darauf konzentrieren, nicht endgültig in den Abstiegskampf zu rutschen. Das wiederum würde der SC Paderborn sehr begrüßen, dessen Trainer Steffen Baumgart das 0:2 in Gladbach "barbarisch auf den Zünder" ging. Tipp: Frankfurt taumelt weiter, Paderborn nutzt das. 2:1 für den SCP.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Die Spieler müssen aufpassen, was sie sagen, sonst nehme ich sie beim Wort und wir trainieren weiter und ich organisiere irgendwelche Testspiele." Augsburgs Trainer Martin Schmidt schmunzelnd über Aussagen seiner Spieler, sie würden angesichts der Erfolgsserie eigentlich gerne weiterspielen und keine Pause einlegen.
Zweikampf an der Spitze, Mehrkampf im Keller: So stellt sich die Tabellensituation in der Fußball-Bundesliga vor dem 17. Spieltag dar. Während RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach um die Herbstmeisterschaft kämpfen, droht Werder Bremen das Überwintern auf einem Abstiegsplatz.
Quelle: ntv.de