Raumfrachter stürzt ab Für "Progress" schlägt die letzte Stunde
07.05.2015, 18:37 Uhr
Nur wenige nicht-schmelzende Bauteile des Raumfrachters "Progress" werden die Erde erreichen.
(Foto: AP)
Vergangene Woche gerät der russische Raumfrachter "Progress" außer Kontrolle. Eigentlich sollte er die Besatzung der ISS mit Nachschub versorgen, verfehlt jedoch die richtige Umlaufbahn. Einige Bauteile werden wohl auf die Erde fallen. Nicht alles verglüht.
Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hat den Zeitpunkt für den unkontrollierten Absturz des Raumfrachters "Progress" präzisiert. Demnach soll der defekte Transporter in den nächsten Stunden in die Erdatmosphäre eintreten. Zwischen Donnerstag, 23.45 Uhr und Freitag, 5.36 Uhr MESZ wird der Frachter voraussichtlich völlig zerstört.
Den aktuellen Berechnungen zufolge werde das mehr als sieben Tonnen schwere Raumschiff vermutlich östlich von Neuseeland über dem Pazifik fast vollständig verglühen, heißt es. Bauteile aus Titan oder Edelstahl werden nicht schmelzen. Ob Trümmer eventuell auf bewohntes Gebiet fallen, könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, meinte ein namentlich nicht genannter Roskosmos-Mitarbeiter. "Progress" drehe sich um die eigene Achse und könne noch den Kurs ändern. "Falls das Gebiet eines Staates getroffen würde, könnte die Frage von Schadenersatz aufkommen", sagte der Experte Agenturberichten zufolge.
ISS-Besatzung soll sparen
Der Frachter mit Nachschub für die Internationale Raumstation ISS hatte nach dem Start am Dienstag vergangener Woche die vorgesehene Umlaufbahn verfehlt und war außer Kontrolle geraten. Roskosmos leitete eine Untersuchung zu den Ursachen ein. Nach Angaben von Vize-Chef Alexander Iwanow ereignete sich die Panne offenbar beim Abkoppeln der Trägerrakete.
Der Vorfall hat vermutlich Auswirkungen auf weitere Flüge ins All. Russland werde den für den 26. Mai geplanten Start einer bemannten Mission zur Internationalen Raumstation ISS wohl um zwei Monate verschieben, sagte ein Roskosmos-Mitarbeiter.
Der Transporter sollte wissenschaftliche Materialien sowie Wasser und Nahrungsmittel zur ISS bringen. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa versicherte jedoch, diese Materialien seien nicht essenziell für den Betrieb in der Raumstation. Der könne normal weiterlaufen. Die dort vorhandenen Reserven reichten noch für Monate und "deutlich bis über die Ankunft des nächsten Versorgungsflugs" hinaus. Dabei handelt es sich um eine "Dragon"-Raumkapsel des US-Unternehmens SpaceX, die am 19. Juni an die ISS andocken soll.
Ein Vertreter der russischen Raumfahrtindustrie sagte am Dienstag allerdings der Nachrichtenagentur Interfax, dass die ISS-Besatzung Anweisung erhalten habe, mit ihren Ressourcen sparsam umzugehen.
Quelle: ntv.de, hla/AFP/dpa