Knapp ein Dutzend Fälle Seltenes Q-Fieber in Norddeutschland nachgewiesen
02.03.2023, 11:12 Uhr (aktualisiert)
Der Erreger Coxiella burnetii in mikroskopischer Aufnahme.
(Foto: picture alliance / BSIP)
Q-Fieber ist eine seltene Erkrankung, bei der der Erreger vom Tier stammt und auf den Menschen übertragen wird. Nach mehreren nachgewiesenen Fällen in Norddeutschland stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist der Erreger?
Bei mehreren Menschen aus dem Landkreis Lüneburg ist das sogenannte Q-Fieber nachgewiesen worden. Die Erkrankung wird durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht. Es befällt vor allem Kühe, Schafe und Ziegen, kann aber auch über Hunde, Katzen oder Zecken übertragen werden. Bei der Mehrzahl der Tiere geht eine Infektion ohne Symptome einher und wird deshalb von Haltern auch nicht erkannt. Sie kann bei trächtigen Tieren aber auch zu Aborten oder Totgeburten führen.
Menschen infizieren sich mit dem Q-Fieber-Erreger über das Einatmen bakterienhaltiger Tröpfchen oder Stäube. Im Staub kann der Erreger über Jahre hinweg überleben. Ein direkter Kontakt zu Tieren ist für den Infektionsweg nicht ausschlaggebend. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, bisher aber nur sehr selten nachgewiesen.
"Q-Fieber-Kleinraumepidemien treten vor allem in ländlichen Gebieten oder Randlagen der Städte auf. Durch die Möglichkeit einer Übertragung auf dem Luftweg über weite Distanzen kann bei Ausbrüchen in Tierpopulationen auch die Bevölkerung in der Umgebung gefährdet sein", schreibt das Robert-Koch-Institut dazu.
Hälfte aller Infizierten wird krank
Der Name der als Q-Fieber bezeichneten Erkrankung geht auf die englische Bezeichnung query zurück, was auch mit "fraglich" oder "zweifelhaft" übersetzt werden könnte. Die Krankheit, die erstmals 1935 in Brisbane, Australien beim Schlachthauspersonal beobachtet wurde, wurde 1937 von Edward Holbrook Derrick als Erkrankung unbekannter Ursache wissenschaftlich beschrieben und als Q-Fieber bezeichnet.
Die Infektion führt bei rund der Hälfte der Infizierten zu keinen oder nur sehr milden Krankheitszeichen. Bei der anderen Hälfte kann es zu grippeähnlichen Symptomen wie schnell auftretendem Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost, trockenem Husten und Appetitverlust kommen. Das leichte Fieber hält bei Erkrankten 7 bis 14 Tage an.
Vor allem für immungeschwächte oder vorerkrankte Personen sowie Schwangere kann eine Q-Fieber-Infektion zu schweren Folgeerkrankungen und sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Rund zehn Prozent der nachgewiesenen Erkrankten bekommen eine Lungen- oder Leberentzündung. In seltenen Fällen kommt es zu einer Hirnhautentzündung. Auch für Schwangere ist die Infektion mit Coxiella burnetii gefährlich. Sie kann dazu führen, dass sie das Ungeborene verlieren. Auch Langzeitfolgen nach überstandener Infektion sind möglich.
Diagnose und Behandlung
Gibt es vom behandelnden Arzt einen Verdacht auf Q-Fieber, dann kann der Antikörpernachweis über einen Bluttest zur Diagnose führen. Nachweislich Infizierte bekommen dann ein bestimmtes Antibiotikum verschrieben. Bricht das Q-Fieber in einer Tierherde aus, können die Tiere prophylaktisch geimpft werden. Für Menschen hingegen existiert derzeit noch kein zugelassener Impfstoff.
In Amt Neuhaus in Niedersachsen wurden bisher knapp ein Dutzend Infektionen erfasst, schreibt ndr.de dazu. "Einige sind wissentlich erkrankt, bei anderen gibt es möglicherweise keine Symptome", sagte Kreissprecherin Marion Junker. "Es ist eine Krankheit, die im Zuge des Klimawandels aus Richtung Süden hochkommt."
Der Landkreis will angesichts der Lage Ärztinnen und Ärzte sowie alle anderen Bürgerinnen und Bürger darüber informieren, wie sie sich schützen und gegebenenfalls behandelt werden können. Die Gemeinde hat dafür eine Informationsveranstaltung im Haus des Gastes in Amt Neuhaus am 8. März um 17 Uhr geplant.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 28. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jaz