Tag 15: Das Camp leidet unter herbem Walter-Verlust. Ablenkung steht auf dem Programm: Die Bacon-Sisters ziehen in die Prüfung, Aurelio tötet eine harmlose Spinne, und Rolfe schenkt Jörni ein sanftes Lächeln. Am Abend gibt’s Beef. Sind da tatsächlich nur fünf Wachteln in der Pfanne?
Es ist schon "merkwürdig", was dem Zuschauer am fünfzehnten Tag des Dschungelcamps präsentiert wird: Walter ist immer noch ein elementarer Bestandteil der Sendung, obwohl der Mega-Entertainer bereits seit nunmehr zwei Tagen das Camp verlassen hat.
Tageswertung
Heldin des Tages: Tanja, für ihre Frauenpower
Heldin des Tages 2: Maren, die Sexvergleiche zieht
Stinker des Tages: Aurelio, weil er kein Tofu bekommt
Spruch des Tages: "Jetzt sind wir mal die letzten Stunden hier positiv." (Rolfe)
Das Camp verlassen musste: Rolfe
Man muss sich das mal vorstellen: die Dschungelkronen-Fighter sind rund um die Uhr unter Beobachtung. Davon werden, so die allgemeine Annahme, die knackigsten Szenen zusammengeschnippelt, um sie Deutschland zu servieren. Da fragt man sich doch, warum RTL von 24 Stunden Rohmaterial am Tag ausgerechnet die Szenen raussucht, in denen sich die Verbliebenen die Gusche über Joachim Gaucks Nachfolger zerreißen. Bundespräsidenten-Bashing steht an. Es fallen politisch hochbrisante Sätze wie: "Der hat einen an der Klatsche", "Der ist doch voll der süße Opi, eigentlich", oder "Der hat hier seine dunkle Seite gezeigt".
Es muss ein Hauch von Verzweiflung durch den Schneideraum wehen:
Cutter 1: Na, Kalle, wie sieht's aus? Haste ein paar geile Bilder, die wir präsentieren können? Krasse Fights, Streitereien, Ausraster, nackte Haut, Knick-knack?
Cutter 2: Nee, aber wir haben jede Menge Material von und über Walter.
Cutter 1: Aber der ist doch schon längst raus!
Cutter 2: Aber irgendwie müssen wir die Sendung ja füllen.
Cutter 1: Ja. Füll' mir mal nach, mein Schnaps ist alle. Im Suff fällt uns schon was ein.
Nette Geste: Nach der gemeinsamen Dschungelprüfung wäscht Tanja Tischewitsch (l.) Maren Gilzer den Rücken.
(Foto: RTL)
Guter Vegetarier und tote Wachteln
Aurelio. Ebenfalls schon draußen. Doch auch er bekommt immer noch Screen Time ohne Ende: Aurelio, wie er sich künstlich echauffiert, Aurelio, wie er den Macker mimt, Aurelio grunzend. Und wenn man ihn dann so sieht und hört, diesen Aurelio, kann man im Nachhinein kaum verstehen, dass er so lange im Camp verweilen durfte. Allein für seine Paschaallüren hätte man ihm in der Dschungelprüfung - er hat wohlgemerkt nur eine einzige absolviert - sämtliche Tier-Pimmel Australiens in seinen schönen, arroganten Mund schieben sollen.
Ist eigentlich irgendjemandem aufgefallen, dass er nicht mal von seiner Pritsche aufgestanden ist, als Jedi-Jörn mit fünf Sternen von der Dschungelprüfung ins Camp zurückkam? Stattdessen hat er ihn wie Kaiser Nero zu sich gerufen. Und Jörn läuft auch noch herüber, um sich seine "High five" vom großen Meister abzuholen.
Spinnen sind doch keine Tiere
Aurelio hat ein Herz. Vor allem für Tiere. "Echt gemein" von RTL, beim Abendessen nicht an ihn zu denken. Für die fünf Sterne, die Jörn erspielt hat, werden die Camper mit Geflügel belohnt. Es gibt Wachteln. Obwohl Tanja nicht so richtig weiß, was eine Wachtel überhaupt ist, ist sie mit der Frage, ob das Vögel sind, sofort auf der richtigen Spur. Aber der arme, arme, arme Aurelio ist doch Vegetarier! Und isst keine Tiere. Auch nicht, wenn er Hunger hat.
"Richtig und cool": Aurelio isst als Vegetarier keine Wachteln.
(Foto: RTL / Stefan Menne)
Die IBES-Community ist in zwei Lager gespalten. Die einen sagen, es sei "richtig und cool", dass er die Wachtel nicht isst, die anderen hauen mit Sprüchen wie: "In der Not frisst der Teufel Fliegen" um sich. Aber Aurelio bleibt seiner Liebe zu Tieren treu. Denn das sind Geschöpfe wie du und ich und haben - wie wir - auch ein Recht darauf zu leben.
Mit einer Ausnahme: Spinnen: Weil die so hässlich und angriffslustig und auch nicht so richtige Tiere, sondern Insekten sind, wirft Mr. Tierlieb einen Stein auf eine harmlose Spinne, die durchs Camp krabbelt und nichts in ihrem kurzen Spinnenleben verbrochen hat, außer das Pech zu haben, dass Menschen sich vor ihrem Anblick ekeln.
Die Tribute von Irgendwas
Maren und Tanja treten gemeinsam zur Dschungelprüfung an. Während "Lästerschwester" Maren mit verbundenen Augen durch die Walachei kraucht, hat "Lachflash"-Tanja die Aufgabe, sie auf den richtigen Sterne-Kurs zu lotsen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, kriegt Tanja den Mund gestopft. "Maren, links, rechts, dreh dich", brüllt sie mit einem saftigen blass-rosa Truthahn-Hoden zwischen den Kiemen. Außerdem darf sie Fischaugen, Witchetty-Maden und Bandwürmer in ihrer kleinen Plapperschnute beherbergen. Doch obwohl Tanja als Navigatöse überzeugt, hat Maren Probleme. Die gelben Dinger sind viel zu fest angeknotet und lassen sich schlecht lösen: Ergebnis: 1 von 4 Sternen.
Nach der Prüfung stellt Maren befriedigt fest, sie sehe aus, als habe sie "Sex mit Shrek" gehabt. Und der Zuschauer? Fände die Vorstellung fast schon entzückend, wenn sie ein bisschen facettenreicher präsentiert worden wäre. Sex. Das kleine große Wörtchen wird in aller Deutlichkeit ausgesprochen. Am Ende dieser sensationellen Sternstunde des deutschen Unterhaltungsfernsehens darf Rolfe das Camp verlassen. Er selbst wird es vielleicht gar nicht so empfunden haben, aber da war bei der Verkündung etwas ganz deutlich in seinem Gesicht zu lesen: gelassene Gleichgültigkeit.
Was sonst noch geschah
Eine Babyspinne krabbelt über ein Kopfkissen. In den Baumkronen zwitschern die Vögel, das Feuer lodert leise vor sich hin. Still weht der Wind.
